Force India: Rätselraten bei den Indern
Im Verlauf der Saison ist die Konkurrenz dem Rennstall von Adrian Sutil und Vitantonio Liuzzi zunehmend enteilt, was Fragen aufwirft
(Motorsport-Total.com) - Bei Force India konnte man mit dem Qualifying in São Paulo nicht zufrieden sein: "Das war ein schwieriger Tag", so Adrian Sutil. "Er hat im Nassen schon schlecht angefangen. Aus irgendeinem Grund lief es da überhaupt nicht. Ich hatte keine Haftung, weswegen wir für das Qualifying Kleinigkeiten verändert haben, besonders im Hinblick auf den Reifendruck. Wir konnten einfach nichts Auffälliges feststellen, warum die Rundenzeit nicht stimmte."

© Force India
Adrian Sutil: Verkorkstes Qualifying, nicht ausreichend schnelles Auto
"Das ist einfach etwas frustrierend, denn unter denselben Bedingungen war ich im vergangenen Jahr Dritter", so der Deutsche weiter. "Und jetzt scheitere ich im ersten Qualifying-Durchgang. Ich fahre einfach ohne Haftung, das Auto bewegt sich viel zu viel. Ich hatte überall zu viel Übersteuern und in schnellen Kurven kein Vertrauen in das Auto."
"Das habe ich bis jetzt noch nicht erlebt. Das kann man nicht ändern, aber es ist natürlich schade, dass es heute nicht geklappt hat. Und nun geht es auch noch fünf Plätze nach hinten, nun bin ich Vorletzter. 27.! Aber ich gehe morgen motiviert ins Rennen, ich freue mich darauf. Ich werde mein Bestes geben. Ich hoffe, dass ich durchfahren und noch den einen oder anderen Punkt holen kann."
An der mangelnden Entwicklungsarbeit liegt es nach Ansicht des Gräfelfingers nicht: "Wir versuchen unser Auto wirklich schnell zu entwickeln. Bei fast jedem Rennen haben wir etwas Neues auf dem Auto, um es besser zu machen. Es funktioniert offensichtlich nicht so, wie es immer funktionieren sollte. Vielleicht gewinnen wir nur ein bisschen mehr gegenüber jenen, die große Schritte machen. Das war natürlich ein Tiefschlag."
"Wir hätten im Trockenen wahrscheinlich ein bisschen besser aussehen können. Aber ich glaube, dass nicht mehr als die Position 13 oder 14 drin gewesen wäre. Das ist schon seit vielen Rennen ein konstanter Trend. Es ist ziemlich einfach zu sehen, wo wir verlieren. Es ist der Abtrieb, der uns fehlt."
"Es sind immer die gleichen Sektoren, in denen wir schwach sind. Das war zu Beginn des Jahres nicht das Problem. Das Auto war da womöglich noch etwas leichter zu fahren. Es hat einfach besser gepasst, die Konkurrenz war nicht so stark. Wir waren einfach besser, da kommt man automatisch in den dritten Qualifying-Durchgang rein."
Das Hauptproblem ist jedoch schon lokalisiert: "Wir verlieren in den schnellen und den mittelschnellen Kurven am meisten. Sobald der Abtrieb etwas ausmacht, sieht man, dass wir dort verlieren. Das Problem ist, dass wir im Moment einfach nicht mehr draufmachen können. Wir haben fast überall jetzt schon maximalen Abtrieb. Es reicht einfach nicht."
"Man sieht es an den Sektoren und wenn man hinterher fährt, wo man die Zeit verliert. Das Auto ist immer noch schnell auf der Gerade, das Bremsen ist kein Problem. Das Geradeausfahren und Spitzkehren sind für das Auto kein Problem. Auch die Balance ist in Ordnung, das Auto ist nicht besonders schwierig zu fahren. Aber es fehlt einfach an Haftung."
Auch Teamkollege Vitantonio Liuzzi ist enttäuscht: "Ein Problem ist, dass wir nicht dort stehen, wo wir stehen sollten. Wir sollten deutlich schneller sein, als wir es im Moment sind. Und wir verstehen nicht, warum das im Moment im Qualifying so ist. Bei vielen Rennen verlieren wir vom 3. Freien Training bis zum Qualifying viel Zeit, und das ist seltsam."
"Unter den gemischten Bedingungen, wie wir sie heute hatten, erwarteten wir eine gute Balance. Heute Morgen hatten wir auch eine gute Balance und ich war ziemlich positiv darüber gestimmt. Wir hatten da noch gedacht, dass er um den dritten Qualifying-Teil kämpfen können."
"Aber im Qualifying änderte sich dies, wir verloren ziemlich viel Haftung. Im zweiten Sektor waren wir im Nirgendwo, wir hatten beim Bremsen keinerlei Haftung, keine Traktion. Es hat sich alles geändert. Aber am Auto haben wir nichts geändert. Das ist unser größtes Problem, das wir verstehen müssen."
"Die Bedingungen waren ja vor allem im ersten Teil des Qualifyings ziemlich ähnlich jenen von heute Morgen. Wir analysierten alles, zum Beispiel die Drücke in den Reifen, denn wir hatten ja nichts am Auto verändert. Auch von den Benzinmengen her waren wir ziemlich ähnlich unterwegs, das ist also eine ziemlich seltsame Reaktion vom Auto."
Da kann Teamkollege Adrian Sutil nicht ganz beipflichten: "Wenn man intelligent darüber nachdenkt, ist das ziemlich einfach nachzuvollziehen. Die anderen fahren womöglich in den Einheiten am Vormittag etwas schwerer als wir. Das ist mir schon aufgefallen und ist auch ziemlich eindeutig."
"Natürlich sind die Bedingungen im Qualifying etwas anders, aber ich kann nicht sagen, dass ich in den vergangenen Rennen im Qualifying Probleme hatte. Es war einfach nicht mehr drin und die anderen haben mehr zugelegt, weil die Top-Teams im Freien Training nicht mit wenig Benzin fahren, sondern eher mit etwas mehr, da sie wissen, wo sie stehen. Die hinteren Teams müssen manchmal etwas leichter fahren, um sich wirklich 100-prozentig für das Qualifying vorzubereiten."
"Das Team versucht, so viel Druck wie möglich zu machen", so Liuzzi. "Sie bringen zu jedem Rennen Upgrades mit. In diesem Jahr hat sich einiges geändert, vor allem durch den F-Schacht, dank dem nun alle auf den Geraden schnell sind."
"Die Teams haben von unseren Qualitäten aus dem vergangenen Jahr, von unseren starken Rennen wie in Monza gelernt. Sie haben ihre Autos mit ähnlichen Dingen ausgerüstet. Wir haben nach wie vor ein konstantes Auto, aber nicht mehr so außerordentliche Rennen wie im vergangenen Jahr in Spa oder Monza. Es wird härter.
"Das Team arbeitet unter Hochdruck an neuen Teilen, denn wir kämpfen um den sechsten Platz. Aber irgendwie sind wir jetzt nicht mehr bei der Musik, wir haben in den letzten drei Rennen an Boden verloren."
Liuzzi erwartet ein schwieriges Rennen: "Ich denke, dass es aus der Position, von der wir aus ins Rennen gehen, ziemlich schwierig wird. Besonders, da unser Hauptgegner von der Pole-Position startet. Wir haben nie so etwas erwartet. In Korea sind wir von Platz 18 gestartet, waren zum Schluss bei der Musik."
"Natürlich wissen wir, dass das Rennen morgen nicht so chaotisch ist wie jenes in Korea. Aber wir hoffen, dass das Wetter dazu führt, dass das Rennen nicht reibungslos verläuft und alles durcheinandergewürfelt wird. Ich denke, das wird ein schwieriges Wochenende, aber wir werden bis zum Ende kämpfen."
Nur zu gern erinnert sich Liuzzi an das Rennen in Korea, als er von hinten noch nach vorne fuhr und acht Zähler holte: "Wenn man kein Auto hat, mit dem man Rennen gewinnen kann, dann erhält man nur eine oder zwei Chancen wie diese im Jahr, um so ein Rennen zu zeigen. Das konnten wir in Korea machen. Unter nassen Bedingungen kann man einfach mehr aus dem Auto herausholen und mehr riskieren."
"Im Trockenen diktiert das Auto den Großteil über die Geschwindigkeit. Als das Auto zu Beginn des Jahres besser war, hatten wir ein paar andere Probleme, die verhinderten, dass wir so viele Punkte holten, wie wir dies wollten. Es war mit Sicherheit eines meiner guten Rennen, aber nicht mein Bestes."

