Flavio Briatore und das Team, das jeder mag...

Warum Renault-Teamchef Flavio Briatore nicht alle Rennen gewinnen will und weshalb er schon immer an Fernando Alonso geglaubt hat

(Motorsport-Total.com) - Vor seiner Abreise nach Montreal, wo in sechs Tagen der Grand Prix von Kanada stattfinden wird, stellte sich Renault-Teamchef Flavio Briatore heute noch einer Pressekonferenz in Madrid. Der Italiener sprach unter anderem über seinen spanischen Schützling Fernando Alonso und die Hauptkonkurrenten im WM-Rennen 2005.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore und Fernando Alonso

Flavio Briatore am Nürburgring mit seinem Musterschüler Fernando Alonso

"Wir haben fünf von sieben Saisonläufen gewonnen, aber man kann nicht immer vorne sein. Das Wichtigste ist, konkurrenzfähig zu sein", gab er in die Mikrofone. Eine Siegesserie wie jene von Ferrari hält er nicht für erstrebenswert: "Wenn wir immer gewinnen würden, wären wir so unbeliebt wie Ferrari, aber das wollen wir unbedingt vermeiden. Wir genießen es, ein Team zu sein, das von allen gemocht wird."#w1#

Renault dominiert, ist aber relativ beliebt

Tatsächlich liegt Renault in der Punktetabelle überlegen in Front, allerdings war der R25 in den vergangenen Rennen nicht mehr das überlegene Paket der Formel 1. Dass Alonso erst in der letzten Runde am Nürburgring den Sieg erbte, brachte ihm mehr Sympathien ein als wenn er einen dominanten Triumph gefeiert hätte - und seine überschwängliche Freude auf dem Podium zeigte, dass er noch nicht zu einer emotionslosen Siegesmaschine geworden ist.

"Wir haben mit Renault 2001 begonnen und von Anfang an gesagt, dass 2005 ein wichtiges Jahr werden würde. Heutzutage sind einfach drei oder vier Jahre nötig, um solche Resultate zu erreichen. Dabei haben wir nur das fünft- oder sechstgrößte Budget hinter Toyota, Ferrari, McLaren und einigen anderen Teams. Wie in jedem normalen Betrieb sind wir darauf bedacht, das Geld nicht sinnlos zu verschwenden, sondern es effizient einzusetzen", erklärte er.

Briatore erhofft sich übrigens demnächst wieder Ferrari-Siege - zumindest vereinzelt: "Ich hatte Ferrari stärker erwartet", gab er zu. "McLarens Leistungen sind hingegen nicht als Überraschung gekommen, denn sie waren schon im Winter sehr konkurrenzfähig. Die Formel 1 ist dieses Jahr aber eher eine Reifen- als eine Automeisterschaft. Es gibt zwei Reifenhersteller, aber es würde mehr Sinn machen, nur einen in der Formel 1 zu haben."

Briatore ist weiterhin für striktere Testbestimmungen

In diesem Zusammenhang machte sich der Renault-Teamchef einmal mehr für eine noch rigorosere und allgemein gültige Testbeschränkung stark, denn es sei nicht nachvollziehbar, dass mehr als 40.000 Testkilometer den Reifen gewidmet werden, es dann aber trotzdem zu Vorfällen wie mit Räikkönen am Nürburgring kommen könne. Da könnte man sich die Tests auch gleich komplett sparen, teilte der 55-Jährige mit.

Erfreut zeigte sich Briatore auch über die Formel-1-Begeisterung in Spanien, die zum Teil einem Abkommen zwischen Renault und der nationalen TV-Anstalt zu verdanken ist: "Vor zwei Jahren waren wir im Fernsehen in Spanien noch kaum präsent, aber jetzt haben wir 48 Prozent Marktanteil", meinte er zufrieden. "Fernando ist natürlich der Hauptgrund, weshalb die Spanier diesen Sport auf einmal lieben. Ich war der Einzige, der immer an ihn geglaubt hat - schon 1999, als ich ihn entdeckt habe."