Fisichella ist laut Surer "reif für den Titel"

'F1Total.com'-Experte Marc Surer über die derzeitige Stärke des Renault-Teams und Giancarlo Fisichellas Chancen auf den WM-Titel

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn es nach den Wintertestfahrten keine echte Sensation mehr war, so hat die Art und Weise des Renault-Triumphs am vergangenen Wochenende in Melbourne doch viele Fachleute überrascht. Die französisch-britische Truppe zählt damit zweifellos zu den Anwärtern auf den WM-Titel, aber sind auch die Fahrer schon reif dafür?

Titel-Bild zur News: Marc Surer

Marc Surer ist sich sicher, dass Giancarlo Fisichella ein echter Titelkandidat ist

Zumindest 'F1Total.com'-Experte Marc Surer, zwischen 1979 und 1986 selbst aktiver Formel-1-Pilot, hat daran keinen Zweifel: "Zugetraut habe ich das Fisichella immer", sagt der Schweizer. "Er hat schon oft saugute Rennen hingelegt und er war schon öfter unter Druck. Fisichella ist reif für den Titel. Alonso wird jetzt auch wissen, dass seine Chance dieses Jahr gekommen ist. Wer weiß, ob er je wieder ein so gutes Auto bekommt?"#w1#

Liegt Fisichella das Reifenreglement besser als Alonso?

Gespannt ist der heutige TV-Kommentator auch auf den weiteren Verlauf des teaminternen Duells bei Renault. Zwar hatte in Melbourne Fisichella seine Nase vorne, doch Alonso fuhr die schnellere Rennrunde. Umgekehrt müsste das neue Reifenreglement eher "Fisico" zugute kommen, weil der Italiener für seinen besonders sauberen Fahrstil bekannt ist. Sein um neun Jahre jüngerer Teamkollege hingegen gilt als aggressiver Pilot.

"Alonso muss sich dieses Jahr beweisen", meint Surer. "Er ist zweifellos sauschnell, keine Frage, aber er hat jetzt einen der schnellsten Fahrer als Teamkollegen. Fisichella hat immer wieder bewiesen, dass er im Rennen über sich hinauswächst. Vor allem geht er durch seinen unauffälligen Fahrstil mit den Reifen extrem schonungsvoll um. Alonso ist eher ein Bolzer. Letztes Jahr hat ihm der Trulli mit dem schwierig zu fahrenden Auto gezeigt, wo es lang geht - zumindest zu Saisonbeginn."

Es habe 2004 "ein paar Rennen" gedauert, so der 'F1Total.com'-Experte, bis Alonso kapiert hatte, wie er mit dem Auto umgehen muss, um Trulli ernsthaft herauszufordern. Später hatte er das Duell dann wieder voll im Griff, was Trulli sogar seinen Platz bei Renault kostete. Genauso müsse sich der Spanier nun wieder steigern: "Jetzt muss er mit den Reifen klarkommen. Allerdings ist mein Eindruck, dass er das in Melbourne recht locker geschafft hat. Er wird der Herausforderung gewachsen sein."

"Melbourne ist nicht unbedingt eine typische Renault-Strecke"

Was die Performance des R25 von Renault angeht, glaubt Surer, dass die Formel-1-Welt am vergangenen Sonntag noch nicht alles gesehen hat: "Melbourne ist nicht unbedingt eine typische Renault-Strecke. Wir wissen, wo diese Autos gut sind - nämlich dort, wo es kurvenreich ist. In Malaysia müsste man das schon viel deutlicher spüren. Alonso hat 2003 in Malaysia ja auch seine erste Pole Position erzielt. Dort wird man deutlicher sehen, wo die wirklich stehen."

Allerdings wirft der 53-Jährige ein, dass man nicht zwangsläufig davon ausgehen kann, dass jene Strecken, auf denen der Renault bisher funktioniert hat, auch dieses Jahr wieder Renault-Terrain sein werden: "Bei Renault hat sich viel geändert, Leute sind weggegangen und so weiter. Daher muss man abwarten, ob das Auto noch immer dieselben Eigenschaften und Qualitäten hat wie in den vergangenen Jahren", gibt er zu bedenken.