Finanzkrise: Teams spannen Solidaritäts-Rettungsschirm

Der Formel-1-Börsengang und seine Vorboten: Red Bull, McLaren, Ferrari und Mercedes werden zur Kasse gebeten, um die kleinen Teams zu retten

(Motorsport-Total.com) - Während Teams wie Ferrari, McLaren und Red Bull jenseits der 200 Millionen Euro pro Formel-1-Saison verpulvern, kämpfen kleine Rennställe wie Force India, Sauber und Co. kollektiv ums Überleben. Doch um einen finanziellen Massenkollaps zu verhindern und die Zukunft der Königsklasse abzusichern, soll nun laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' ein Solidaritäts-Rettungsschirm gespannt werden.

Titel-Bild zur News: Colin Kolles und Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone mit seinem inoffiziellen "Feuerwehrmann" Colin Kolles

Zwar ist Solidarität im Formel-1-Paddock normalerweise ein Fremdwort (besonders dann, wenn es um Geld geht), doch in Anbetracht der Tatsache, dass eine Dezimierung des Starterfeldes aus wirtschaftlichen Gründen gerade vor dem geplanten Börsengang fatal wäre und den IPO-Wert der Formel-1-Holding Delta Topco im Milliardenbereich reduzieren könnte, üben CVC Capital Partners und Bernie Ecclestone hinter den Kulissen enormen Druck aus, die wirtschaftliche Situation der kleinen Teams zu verbessern. Dies soll einerseits über eine konsequente Fortführung der Sparmaßnahmen geschehen, andererseits auch über den Rettungsschirm.

Dieser sieht konkret so aus, dass die vier bestplatzierten Teams der Konstrukteurs-WM des Vorjahres ihre drei größten externen Sponsoringdeals offenlegen und dafür eine Solidarabgabe in der Höhe von zehn Prozent bezahlen müssen. Ecclestone argumentiert, dass die vier Topteams auch am meisten vom großen Einnahmentopf der Formel 1 profitieren. Aber natürlich regt sich gegen diesen Plan Widerstand, insbesondere bei Mercedes, wo man sich derzeit wegen der Concorde-Verhandlungen ohnehin in einem Streit mit Ecclestone befindet, der zum Ausstieg aus der Königsklasse führen könnte.

Rund 50 Millionen Euro sollen durch die Solidarabgaben von Red Bull, McLaren, Ferrari und Mercedes zusammenkommen, die dann nach einem komplexen Schlüssel unter den bedürftigen Teams aufgeteilt werden. Wie dieser Schlüssel genau aussieht, entzieht sich unserer Kenntnis, gemunkelt wird jedoch, dass es einen Sonderbeauftragten geben wird, der sich um eine gerechte Abwicklung kümmern soll. Dieser wurde offenbar am Donnerstag in Paris beim ersten Meeting der neuen Arbeitsgruppe Kostenkontrolle, über deren Konstituierung wir exklusiv berichtet hatten, nominiert.

Sonnenklar ist hingegen, wer die Empfänger der Solidarabgabe sein werden: Genii Capital kämpft, weil von Namenssponsor Lotus seit Monaten kein Geld mehr fließt, Vijay Mallyas Airline Kingfisher steht vor der Insolvenz und kann Force India nicht mehr subventionieren, Peter Sauber sucht trotz des zweiten Platzes von Sergio Perez in Malaysia noch bis zu 20 Millionen, HRT liegt finanziell gesehen schon seit der Gründung im Wachkoma und Marussia ist den Bettelstab trotz eines Automobilherstellers als Partner nicht losgeworden.

Die Hoffnung von CVC und Ecclestone ist, dass durch den Rettungsschirm alle Teams mittelfristig gerettet und stabilisiert werden können. Das würde den Wert der Formel-1-Aktie, die noch dieses Jahr an der Börse Singapur emittiert werden soll, enorm erhöhen - angeblich soll Delta Topco bis zu zehn Milliarden US-Dollar (umgerechnet 7,5 Milliarden Euro) wert sein. Denkbar ist daher auch, im Zuge der Concorde-Verhandlungen einen Beitrag zum Rettungsschirm mit Aktienanteilen zu kompensieren. Ohne solche Gegenleistung würden sich die vier Topteams verständlicherweise niemals auf einen solchen Deal einlassen.