• 20.06.2005 18:15

  • von Fabian Hust

FIA wirft den Michelin-Teams Boykott des Rennens vor

Der Automobilweltverband FIA lädt die Michelin-Teams zu einer Anhörung vor und erhebt schwere Vorwürfe gegen sie und Michelin

(Motorsport-Total.com) - Während einige Formel-1-Teammitglieder FIA-Präsident Max Mosley den schwarzen Peter zuschieben, dass beim Großen Preis der USA nur sechs Fahrer das Rennen unter sich ausmachten und alle Michelin-Piloten nach der Einführungsrunde die Box ansteuern mussten, bezieht die FIA nun in einer Pressemitteilung Stellung zu den Vorkommnissen und kritisiert die Michelin-Teams und Reifenhersteller Michelin.

Titel-Bild zur News: Fans

Die FIA fragt: "Was ist mit den amerikanischen Fans?"

Im gleichen Atemzug hat die FIA einen Punkt auf der Agenda der kommenden Sitzung des Weltmotorsportrats am 29. Juni 2005 in Paris hinzugefügt - alle sieben Michelin-Teams müssen einen Vertreter nach Frankreich entsenden, um Stellung zu der Farce von Indianapolis zu beziehen. McLaren-Mercedes, Renault, das BMW WilliamsF1 Team, Toyota, BAR-Honda, Red Bull Racing und Sauber müssen sich theoreitsch auf eine Bestrafung gefasst machen. #w1#

In ihrer Pressemitteilung betont die FIA, dass die Formel 1 eine Sportveranstaltung ist: "Sie muss nach klaren Regeln betrieben werden. Diese können nicht jedes Mal verhandelt werden, wenn ein Teilnehmer falsche Ausrüstung mit zu einem Rennen bringt." Damit verteidigt man FIA-Präsident Max Mosley, der den Vorschlag, eine Schikane zu errichten, die das Renntempo in der Steilwandkurve auf "Michelin-taugliches" Tempo gedrückt hätte, kategorisch ablehnte.

"In Indianapolis wurde uns von Michelin gesagt, dass ihre Reifen unsicher sein würden, solange sie nicht in der Hauptkurve eingebremst werden", heißt es weiter. "Wir haben das verstanden und haben neben anderen Vorschlägen ihnen angeboten zu helfen, indem wir die Geschwindigkeiten überwachen und jede Überschreitung bestrafen. Jedoch haben die Michelin-Teams es abgelehnt zuzustimmen, solange die Bridgestone-Fahrzeuge nicht um den gleichen Betrag eingebremst werden. Sie haben eine Schikane vorgeschlagen."

Doch eine Schikane kam unter anderem aus sportlicher Sicht nicht in Frage: "Die Michelin-Teams schienen nicht in der Lage zu sein, zu verstehen, dass dies sehr unfair und gegen die Regeln wäre. Die Bridgestone-Teams hatten passende Reifen. Sie mussten nicht langsamer machen. Die mangelnde Geschwindigkeit der Michelin-Teams durch Kurve 13 wäre das direkte Ergebnis minderwertigen Materials gewesen, so wie dies oft in der Formel 1 vorkommt."

Der Automobilweltverband wirft dem französischen Reifenhersteller vor, bei der Konzeption der Reifen nicht die eigentlich selbstverständlichen Auflagen eingehalten zu haben: "Man muss auch daran erinnern, dass die FIA alle Teams und beide Reifenhersteller am 1. Juni angeschrieben hat, um zu betonen, dass 'Reifen so konstruiert sein sollten, dass sie unter allen Umständen zuverlässig sind'."

Zudem sei eine Schikane auch aus Gründen der Sicherheit nicht installierbar gewesen: "Das hätte alle Autos gezwungen, auf einem Kurs zu fahren, dessen Eigenschaften sich fundamental verändert hätten - von ultra-schnell in sehr langsam und verwinkelt. Das hätte auch beinhaltet, dass man den Kurs verändert ohne irgendwelchen modernen Sicherheitsprozeduren zu genügen, möglicherweise mit Auswirkungen auf die Autos und ihre Bremsen."

Michelin konnte seinen Teams nicht nur deshalb keine Starterlaubnis erteilen, weil man sich sicher war, dass es zu Reifenschäden kommen würde, sondern auch, weil das Produkthaftungsgesetz in den USA strenger ist als in jedem anderen Land - und das wäre auch für die FIA zu einem Problem geworden, hätte es durch die Schikane einen Unfall gegeben: "Es ist nicht schwierig, sich die Reaktion eines amerikanischen Gerichts vorzustellen, hätte es einen Unfall gegeben, bei dem die FIA zugeben muss, dass man den eigenen Regeln und Sicherheitsprozeduren nicht hat genügen können."

"Der Grund für diese Debatte ist klar", heißt es in dem Schreiben weiter. "Jedes Team darf zwei Reifentypen mitbringen: einen als potentiellen Rennsieger, der am Limit ist, den anderen als Backup, der zwar langsamer aber absolut zuverlässig ist. Scheinbar hat keines der Michelin-Teams ein Backup mit nach Indianapolis gebracht. Sie haben nachträglich bekannt gegeben, dass sie neue Reifen von Frankreich einfliegen, aber dann haben sie behauptet, dass diese ebenfalls unsicher sind."

"Was ist mit den amerikanischen Fans?", fragt die FIA. "Was ist mit der Formel 1 weltweit? Anstatt das Rennen zu boykottieren, hätten die Michelin-Teams zustimmen sollen, in Kurve 13 mit reduzierter Geschwindigkeit zu fahren. Die Regeln wären eingehalten worden, sie hätten WM-Punkte geholt und die Fans hätten ein Rennen gehabt. So wie es war, sie abgelehnt haben solange zu fahren, bis die FIA die Regeln bricht und die Bridgestone-Teams einem Handicap unterwirft, haben sie sich selbst um dem Sport geschadet."