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  • 22.09.2011 18:56

FIA-PK: Die Hatz im Dunkeln

Faszination Singapur: In der Pressekonferenz sprechen die Fahrer über das einzige Nachtrennen im Kalender und über den möglichen Regen

(Motorsport-Total.com) - Wenn die Formel 1 im Rampenlicht steht: Beim Singapur-Grand-Prix werden die Fahrer mit einer besonderen Situation konfrontiert, denn im asiatischen Stadtstaat treten die Piloten in der Dunkelheit auf. Entsprechend fasziniert sind die Beteiligten von den Bedingungen auf dem Marina Bay Circuit, der in diesem Jahr allerdings regennass sein könnte. Die Wetterbedingungen in Singapur und der allgemein schwierige Kurs waren zwei der vielen Themen in der Pressekonferenz der FIA.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Sebastian Vettel, Sebastien Buemi, Timo Glock, Sergio Perez, Daniel Ricciardo

Das Sextett aus Singapur: Buemi, Ricciardo, Vettel, Perez, Rosberg, Glock

Den Fragen der Journalisten stellten sich am Donnerstag neben Sebastien Buemi (Toro Rosso) auch Timo Glock (Marussia-Virgin), Sergio Perez (Sauber), Daniel Ricciardo (HRT), Nico Rosberg (Mercedes) und Sebastian Vettel (Red Bull).

Frage: "Timo, Singapur ist sicherlich eine Strecke, die du magst. 2009 kamst du hier auf dem zweiten Platz ins Ziel..."

Timo Glock: "Ja, absolut. Es ist eines der besten Rennen im Kalender. Für mich zählt Singapur zu den Top 3. Wir haben hier eine richtig gute Rennbahn. Wenn du nur einen Fehler machst, endest du in den Leitplanken. Es ist also recht anders als auf den übrigen Strecken. 2009 fuhr ich hier eines meiner besten Rennen und landete als Zweiter auf dem Podest. Ich freue mich darauf, wieder hier zu fahren."

Frage: "Mit welchen Gefühlen gehst du 2011 in dieses Rennen? Es könnte nass werden. Würde Regen das Kräfteverhältnis ein bisschen durcheinander bringen? Würde dir das zusagen?"

Glock: "Für uns wäre das sicher gut. Dadurch könnte sich eine kleine Chance ergeben. Im Nassen dürfte es hier noch einmal deutlich schwieriger sein. Wir müssen abwarten. Ich glaube, wir hatten hier schon im vergangenen Jahr zu einem gewissen Grad ein feuchtes Training. Damit kam ich sehr gut zurecht. Es macht viel Spaß hier, also schauen wir einmal, was wir tun können, wenn es tatsächlich nass sein sollte."

Frage: "Könnte das für dich den Unterschied ausmachen? Wird das Auto noch immer entwickelt?"

Glock: "Wir haben hier erneut ein kleines Update am Start. Monza war ziemlich positiv für uns. Wir gingen in die richtige Richtung und die Zahlen waren recht okay. Hier in Singapur sollte es noch ein wenig besser sein, doch unsere Position verändert sich dadurch vermutlich nicht. Wie ich schon sagte: Wenn es regnet, wenn wir nasse Bedingungen haben, dann sind die Rennen anders. Manche Fahrer begehen vielleicht Fehler. Dann müssen wir zur Stelle sein und ins Ziel kommen."

Timo Glock

Timo Glock hofft darauf, seine Fähigkeiten im Regen beweisen zu können Zoom

Frage: "Sergio, du gibst an diesem Wochenende dein Singapur-Debüt. Schildere uns deine ersten Eindrücke..."

Sergio Perez: "Nun, am Mittwoch lief ich um die Strecke, auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz fertiggestellt war. Es ist ein schwieriger Kurs, um sich damit vertraut zu machen. Ich freue mich aber schon darauf, bei Nacht zu fahren. Es wird meine erste Erfahrung dergleichen sein. Hinzu kommt: Es ist ein Stadtkurs. Ich mag es, auf solchen Straßen zu fahren."

Frage: "In Monza schieden beide Sauber-Fahrzeuge mit Getriebe-Problemen aus. Hatten beide Autos die gleichen Defekte? Wahrscheinlich wurde bereits eine Lösung gefunden..."

Perez: "Ja, natürlich. Wir versuchten, dem Problem auf die Spur zu kommen - und das gelang. Jetzt schauen wir nach vorne. Aufgrund dessen verloren wir in Monza einige gute Punkte. Das Team ist aber sehr zuversichtlich und möchte unbedingt die Konkurrenz einfangen. Das ist Force India. Wir wollen uns unsere Position zurückholen. Hoffentlich können wir in Singapur gute Punkte holen."

Frage: "Bei den beiden vergangenen Strecken warst du nicht davon überzeugt, dass sie gut für dich sein würden. Sollte dir Singapur besser liegen oder sitzen die Fahrer auf einem Stadtkurs allesamt im selben Boot?"

Perez: "Nun, ich denke, auf einem Stadtkurs kann ein Fahrer noch ein bisschen mehr den Unterschied ausmachen. Schauen wir einmal, wie es läuft. Ich bin erstmals in Singapur am Start und hoffe natürlich, dass ich gut zurechtkomme. Im Hinblick auf die Geschwindigkeit waren die jüngsten Rennen ziemlich gut. Wir hatten Pech, kein Ergebnis zustande zu bringen, doch es sieht gut aus. Hoffentlich können wir hier gute Arbeit leisten."

Frage: "Daniel, auch für dich ist es eine Rennpremiere. Wie lauten deine ersten Eindrücke von Singapur?"

Daniel Ricciardo: "Mir geht es da ein bisschen ähnlich wie Sergio. Ich freue mich schon sehr auf einen weiteren Stadtkurs. Das ist meine liebste Art von Rennstrecken. Ich mag Monaco und Macao und dergleichen. Es ist aber auch immer schön, an einen neuen Kurs zu kommen. Singapur weist sehr viele Kurven auf. Es wird nicht einfach, sich an all die Richtungswechsel zu erinnern."

Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo ist erstmals beim Nachtrennen in Singapur am Start Zoom

"Ich verbrachte aber etwas Zeit im Simulator. Das sollte mir helfen. Ich denke, es dürfte körperlich ziemlich anstrengend werden. Fahrer, mit denen ich mich unterhalten habe, sagen, es ist eines der härteren Rennen im Kalender. Die Luftfeuchtigkeit und die Rennlänge, die meist fast zwei Stunden beträgt, stellen eine gute Herausforderung dar."

Frage: "Und falls es nass werden sollte?"

Ricciardo: "Eine weitere tolle Herausforderung. Es dürfte lustig werden."

Frage: "Hier in Singapur gilt es viele Dinge zu beachten: mangelnder Grip, die Hitze und dergleichen. Was ist der wichtigste Eindruck, den du aus dem Simulator mitnehmen konntest?"

Ricciardo: "Es wird wohl sehr auf die Traktion ankommen. An vielen Stellen musst du bremsen, bremsen und dann wieder Gas geben. In manchen Kurven bremst und lenkst du zugleich, sodass schnell einmal das äußere Vorderrad stehenbleibt."

"Ich denke, bis ich nicht auf der Strecke bin, weiß ich nicht zu sagen, wo man Zeit gewinnen oder verlieren kann. Es ist definitiv eine fordernde Strecke und ich rechne auch mit einer recht holprigen Fahrbahn. Es ist halt ein typischer Stadtkurs. Einfach ist es nie, aber eine tolle Herausforderung. Wir Fahrer mögen so etwas."

Frage: "Für dich ist Singapur ein Rennen, das deiner Heimat Australien räumlich bisher am nächsten kommt. Werden viele Leute aus Westaustralien anreisen?"

Ricciardo: "Ja, bis nach Hause ist es nur ein fünfstündiger Flug oder dergleichen. Für Europäer mag sich das nach einer großen Distanz anhören, doch für australische Verhältnisse ist das recht nahe. Meine Familie und einige Freunde werden am Start sein. Ich weiß aber nicht, ob sie sich das Rennen anschauen oder in einem der Hotels zocken oder Bier trinken werden. Es ist aber sicher nicht verkehrt, ein bisschen Unterstützung zu haben."

Frage: "Sebastien, auf was muss ein Fahrer in Singapur besonders achten? Diese Strecke wird gegen den Uhrzeigersinn befahren, es ist ein Stadtkurs, abends wird es allmählich kühler, es gibt eine hohe Luftfeuchtigkeit und dergleichen mehr..."

Sebastien Buemi: "Ich denke, vor uns liegt ein sehr hartes Rennen. Wie du schon sagtest: All diese Faktoren machen es für die Fahrer und die Teams ein bisschen schwieriger. Wir haben die superweichen und weichen Reifen zur Verfügung. Deshalb müssen wir speziell in den ersten Trainings genau auf die Pneus schauen. Das Wetter ist etwas unvorhersehbar. Wir wissen nicht, ob es regnen wird oder nicht. Es braucht recht lange, um abzutrocknen."

Sebastien Buemi, Sebastian Vettel

Sebastien Buemi und Sebastian Vettel sind in Singapur durchaus guter Dinge Zoom

"Das muss man in die Überlegungen mit einbeziehen. Der Kurs ist außerdem recht holprig. In gewisser Weise braucht es also ein weich abgestimmtes Auto. Du solltest auch viel Abtrieb haben. Gefragt ist in erster Linie ein guter Kompromiss, was bei so wenig Streckenzeit nicht einfach zu erzielen ist. Trotzdem rechne ich damit, dass wir alle ein sehr gutes Wochenende haben werden. Ich werde es bestimmt genießen."

Frage: "Für dich bedeutet dieser Grand Prix einen persönlichen Meilenstein: Du fährst hier dein 50. Formel-1-Rennen. Siehst du dich ausgehend davon noch immer als Anfänger oder schon als recht erfahren?"

Buemi: "Du lernst immer dazu, denke ich. Es spielt keine Rolle, ob es nun 50 oder einhundert Rennen sind. Ich weiß nicht. Du lernst immer, bekommst mehr Erfahrung, weißt besser, was zu tun ist. Ich bin nun schon das dritte Mal in Singapur dabei und das ist sicherlich eine Hilfe. Wie wir schon sagten: Es ist ein schwieriges Rennen und du brauchst ein bisschen Erfahrung, wenn du hier gut zurechtkommen willst."

Frage: "Das Auto scheint sich weiterhin zu verbessern. Habt ihr hier weitere Modifizierungen am Start?"

Buemi: "Es gibt ein paar Kleinigkeiten. Die Hauptsache ist aber, dass wir hier mit sehr viel mehr Abtrieb unterwegs sein werden als noch in Monza. Wir konnten die Lücke auf Force India und Sauber ein bisschen schließen. Ich würde daher sagen, der Kampf mit ihnen ist ziemlich offen. Hoffentlich haben wir ein gutes Rennen. Für die Qualifikation müssen wir schauen, ob wir uns noch ein bisschen steigern können. Normalerweise ist unser Renntempo recht gut. Warten wir ab."

Frage: "Sebastian, du warst hier schon Zweiter in der Startaufstellung und Zweiter im Rennen. Ist es ein gutes oder schlechtes oder durchschnittliches Rennen? Die meisten Grands Prix scheinen gut zu sein für Red Bull..."

Sebastian Vettel: "Ich halte Singapur für ein sehr gutes Rennen. Es ist eines der besten der gesamten Saison. Es handelt sich um ein Nachtrennen, also freue ich mich sehr darauf. Wir sprachen bereits über die Strecke. Sie ist eine der härtesten für die Fahrer. Unheimlich wichtig ist, die Konzentration zu wahren. Es dürfte ein gutes Rennen werden."

Frage: "Du wirst dich bestimmt wieder mit den aus deiner Sicht üblichen Verdächtigen beschäftigen, also mit McLaren und Ferrari. Fernando Alonso scheint hier besonders engagiert zu sein, denn er hat hier schon zweimal gewonnen..."

Vettel: "Ja. Das heißt: Warten wir ab. Ich denke, vor uns liegen ein langes Wochenende und ein sehr langes Rennen, das fast zwei Stunden dauert. Das ist länger als die meisten anderen Rennen, die wir während der Saison bestreiten."

Sebastian Vettel

Alter und neuer Weltmeister? "Abwarten", sagt Sebastian Vettel dazu... Zoom

"Ferrari war hier schon im vergangenen Jahr sehr konkurrenzfähig. Ich denke, wir lagen da auf Augenhöhe. Ich konnte auf der Strecke nicht überholen. Hoffentlich ist es in diesem Jahr genau umgekehrt. Wie gesagt: Es dürfte ein langes Wochenende werden. Auf dieser Strecke kann man nur schwer vorhersagen, wer konkurrenzfähig sein wird und wer nicht."

"Ich gehe aber davon aus, dass wir mit McLaren und Ferrari kämpfen werden. Ich denke aber auch, dass Mercedes hier eine gute Chance haben könnte. Schauen wir einmal. Auf dieser Strecke ist das Auto sehr wichtig, doch als Fahrer kannst du in Singapur ebenfalls einen großen Unterschied ausmachen."

Frage: "Laufen bei euch noch immer Entwicklungsteile vom Fließband?"

Vettel: "So würde ich das nicht nennen, aber wir haben ein paar Dinge dabei."

Frage: "Es handelt sich also eher um Kleinigkeiten?"

Vettel: "Ja, ein paar Kleinigkeiten. Du versuchst immer, das Auto zu verbessern. Es ist aber keine Ausbaustufe des Monza-Pakets, weil es sich um eine komplett andere Strecke handelt. Es ist jedoch sehr wohl ein Fortschritt zu dem Fahrzeug, das wir auf anderen Kursen, Stadtkursen, hatten. Schauen wir einmal."

Frage: "Du könntest hier deine Titelverteidigung perfekt machen. Was denkst du darüber?"

Vettel: "Wie du schon sagtest: 'könnte'. Noch haben wir gar nichts gewonnen. Wir befinden uns in einer guten Position, doch noch liegt ein langer Weg vor uns. Wir müssen normal ins Rennen gehen und unseren Job machen."

"Wir versuchen, das Bestmögliche zu erreichen. Singapur ist eine der schwierigsten Strecken für das Auto und auch für die Fahrer. Bis zur Zielflagge ist es ein langer, langer Weg. Viele Leute reden darüber, doch dafür müssen gewisse Dinge passieren. Es erinnert mich ein bisschen an die Situation, mit der wir in Abu Dhabi konfrontiert waren."

"Dort hatten die Leute alle paar Minuten eine andere Möglichkeit parat. Es könnte eine von - was weiß ich - 1.467 Möglichkeiten sein. Das ist aber nicht das Ziel an diesem Wochenende. Wir haben vor, unsere Leistung zu optimieren. Entweder wir bekommen dann eine Überraschung oder eben nicht."

Frage: "Man könnte also sagen, dass du nicht in Eile bist?"

Vettel: "Allgemein gesprochen: Bei Saisonbeginn war es unser Ziel, unseren Titel zu verteidigen. Wir befinden uns in einer guten Ausgangslage. Es gibt keinen Grund, weshalb sich das Ziel verändern sollte. Wichtig ist nicht, wann es passiert. Für uns ist von Bedeutung, dass es passiert. Genau darauf arbeiten wir hin."

Frage: "Nico, du magst Singapur, wenn ich richtig informiert bin. Du standest hier schon auf Startplatz drei und warst hier auch schon einmal Zweiter..."

Nico Rosberg: "Ja. Ich habe hier in den vergangenen Jahren schon einige gute Erfahrungen gemacht. Oftmals war ich dabei in der Spitzengruppe unterwegs. 2008 erzielte ich hier meine bisher beste Platzierung, indem ich auf Platz zwei einlief. Es ist eine Strecke, die ich mag. Ich hoffe, ich kann hier auch 2011 wieder gut abschneiden."

Nico Rosberg

Nico Rosberg und seine Kollegen sind schon sehr gespannt auf Singapur Zoom

Frage: "Was hat der Kurs, das ihn derart angenehm macht?"

Rosberg: "Es ist einfach nur ein Stadtkurs. Ich bin auf solchen Strecken immer gut unterwegs. Es ist eine große Herausforderung und macht sehr viel Spaß, auch wenn es recht hart ist."

Frage: "Kommt die Strecke eurem Fahrzeug entgegen?"

Rosberg: "Ich bin nicht sicher. In den vergangenen Rennen in Spa und Monza hatten wir ein gutes Auto und konnten einige Fortschritte machen. Hier ist es wahrscheinlich ein bisschen anders. Wir müssen abwarten. Wir haben hier wieder ein paar Kleinigkeiten am Start, die das Fahrzeug verbessern sollten. Schauen wir einmal. Möglich ist es."

Frage: "Du bist in vielerlei Hinsicht ein reiselustiger Zeitgenosse. Wir sehr freust du dich über die sechs letzten Grands Prix des Jahres? Wir sind nun nicht mehr in Europa, sondern wirklich als große Weltmeisterschaft unterwegs..."

Rosberg: "Ich finde es natürlich sehr aufregend, neue Orte zu entdecken. Indien wird zum Beispiel eine richtig tolle Erfahrung darstellen, denke ich. Dort war ich nie. Ich freue mich darauf. Dass wir dorthin reisen, ist klasse. Singapur und Japan sind ebenfalls fantastische Orte. Wir haben einige wirklich schöne Plätze im Rennkalender."

Frage: "Sebastian, du sagtest: 'Es passiert, wenn es passiert.' Hast du irgendeinen Druck, den Titel schon in Singapur einzufahren?"

Vettel: "Ich denke, ich und das Team stehen ständig unter Druck, denn wir wollen unser bestes einzelnes Wochenende erzielen und das Maximum erreichen. Wenn es eine Möglichkeit oder eine Chance auf den Sieg gibt, werden wir sie wahrnehmen. Ich fühle keinen Extradruck, um hier die WM zu gewinnen."

"Das ist an anderen Orten nicht anders. Wie ich schon sagte: Wir müssen uns daran erinnern, was vor dem Beginn der Saison unsere Zielsetzung war. Das Ziel war nicht, den Titel bis Singapur oder bis zu einem anderen Rennen eingetütet zu haben. Das Ziel war, einfach nur den Titel zu gewinnen. Deshalb ist dieser Grand Prix so wichtig wie alle anderen, um am Ende den Titel einzufahren."

Frage: "Im vergangenen Jahr hingst du hinter Fernando Alonso fest. Würde dir der verstellbare Heckflügel (DRS; Anm. d. Red.) in diesem Jahr zu Hilfe kommen, damit du überholen könntest?"

Vettel: "Ich denke, da müssen wir erst einmal abwarten. Mit DRS sollte man aber sicher eine bessere Chance haben. Das liegt ganz einfach daran, dass, wenn du als Hintermann nahe genug dran bist, du als Hinterherfahrender das System aktivieren darfst, dein Vordermann aber nicht - wie überall sonst auch."

"In diesem Jahr haben wir aber die Erfahrung gemacht, dass es zunächst einmal auf die Distanz ankommt, also auf die Größe der Überholzone. Zweitens ist wichtig, wo diese Zone angesiedelt ist - also auf welcher Gerade und dergleichen mehr. Das kann einen großen Unterschied ausmachen. Wir müssen also erst einmal abwarten und es herausfinden."

Frage: "Eine Frage an alle außer Sebastian: Was haltet ihr persönlich von einem möglichen alten und neuen Weltmeister Sebastian Vettel? Wie schätzt ihr ihn als Fahrer und Fahrerkollegen ein?"

Buemi: "Ich kenne Sebastian nun schon recht lange. Er hat alles gewonnen, was er bestritten hat. Ich denke daher, dass er gute Arbeit leistet. Das tat er vor allem im vergangenen Jahr, als er im letzten Rennen den Titel eroberte. In diesem Jahr hat er eine perfekte Saison. Da gibt es nichts zu meckern. Es war eine wundervolle Saison für ihn, denn er siegte fast in jedem Grand Prix. Er holt das Maximum aus dem Auto und dem Team heraus und macht den besten Job von allen."

Sergio Perez

Sergio Perez ist ebenfalls ein Debütant beim Formel-1-Nachtrennen Zoom

Rosberg: "Er ist ein guter Fahrer und verdient es, zu gewinnen."

Glock: "Dem kann ich nicht viel hinzufügen. Als Sebastian 2010 den Titel gewann, hatte er ein Jahr mit Höhen und Tiefen. In diesem Jahr brachte er bis jetzt einfach eine fast perfekte Saison zustande. Ich habe darauf gewettet, dass er an diesem Wochenende den Titel festmacht, also sollte er sich dahingehend bemühen."

Rosberg: "Wie viel hast du auf ihn gesetzt?"

Glock: "Das verrate ich nicht!"

Rosberg: "Ich hörte von 20.000, kommt das hin?"

Glock: "Eigentlich nicht, nein."

Perez: "Ich halte ihn für einen kompletten Fahrer und denke, dass er es verdient hat, in diesem Jahr Weltmeister zu werden."

Ricciardo: "Seb gibt ganz sicher einen guten Fixpunkt für uns jüngere Fahrer ab. Wenn wir seine Leistungen einstellen oder eines Tages vielleicht sogar verbessern können, wäre dies das Größte. Er ist sicherlich die Messlatte - vor allem für uns Junioren von Red Bull. Wir werden versuchen, in seine Fußstapfen zu steigen."

Frage: "Sebastian, wirst du an diesem Wochenende die gleichen Risiken eingehen als in anderen Rennen oder wirst du etwas vorsichtiger zu Werke gehen?"

Vettel: "Nun, das kommt darauf an. Es hängt davon ab, in was für einem Rennen wir uns befinden. Ich denke, eine Sache ist klar. Es kommt immer darauf an, welche Chancen du siehst."

"Wenn du eine Lücke erkennst und damit die Möglichkeit, an deinem Vordermann vorbeizugehen, dann wirst du es tun. Wenn du in diesem Moment zu der Erkenntnis gelangst, dass das Risiko zu groß ist, dann wirst du es vermutlich sein lassen. Es wäre falsch, mit angezogener Handbremse zu fahren und zu sagen: 'Okay, ich muss einfach nur ankommen.'"

"Andererseits wäre es ebenso falsch, ins Rennen zu gehen und zu denken: 'Jetzt muss ich aber einmal etwas riskieren.' Man sollte einfach nur fahren. Unterm Strich haben wir eine lange Saison mit vielen Rennen. Manchmal macht man Fehler, das ist nur normal. Je mehr Rennen du bestreitest, umso mehr Erfahrung sammelst du. Im Idealfall machst du dann auch weniger Fehler."

"Wie ich schon sagte: Wir versuchen einfach, das Beste aus diesem Rennen zu machen. Wenn wir uns in einer guten Position befinden und siegen können, wenn sich eine Chance und eine Lücke bieten, dann werden wir diese Gelegenheit beim Schopfe packen. Wenn nicht, dann gibt es keinen Grund, etwas Dummes zu veranstalten."¿pbvin|512|4103||0|1pb¿

Frage: "Jenson Button sagte dieser Tage, dass er das Rennen in Singapur gerne verkürzen würde, weil es bei Nacht abgehalten wird, weil die Luftfeuchtigkeit so hoch ist, weil die Konzentration so sehr beansprucht wird und weil es fast zwei Stunden dauert. Was sagt ihr dazu?"

Rosberg: "Wenn Jenson ein bisschen müde wird, kann er ja anhalten."

Vettel: "Ich denke, es ist in Ordnung so, wie es ist. Es handelt sich um die übliche Renndistanz. Natürlich sind die Geschwindigkeiten hier geringer, weil man in den Kurven im Schnitt recht langsam ist. Wir brauchen daher viel Zeit, um die 61 Rennrunden zu meistern. Es ist aber eine der größten Herausforderungen, die wir haben."

"Du musst also über die komplette Distanz extrem konzentriert bleiben. Es ist sehr heiß und wir haben eine hohe Luftfeuchtigkeit. Das ist hart für die Fahrer. Das ganze Ding passiert bei Nacht, was es schwieriger macht für die Augen. Ich denke, es muss eine harte Prüfung für uns sein. Es ist ein langes Rennen, aber es ist okay."

Glock: "Es ist definitiv eines der härtesten Rennen, doch daran bin ich gewöhnt, seit ich 2005 bei den ChampCars war. Damals dauerte jedes Rennen fast zwei Stunden. Wenn du in Milwaukee fährst und 225 Runden zu absolvieren hast, dann braucht das eine ganze Weile."

"Ich muss aber auch sagen, dass der Singapur-Grand-Prix 2010 eines der härtesten Rennen für mich war, weil ich zu einem Zeitpunkt im Rennen an elfter Stelle lag. Ich konnte einige Jungs lange hinter mir halten und diese 15 Runden waren einige der schwierigsten überhaupt, die ich jemals zurücklegen musste. Es geht halt darum, konzentriert zu bleiben. Da ist dieses Rennen recht ähnlich wie Monaco. Wie ich schon sagte: ein Fehler und es ist vorbei."

"Wie ich schon sagte: ein Fehler und es ist vorbei." Timo Glock

Frage: "Sebastian, sprechen wir noch einmal über DRS: Hättest du Fernando Alonso 2010 in Singapur überholen können, wenn du damals bereits über dieses System verfügt hättest und dir dessen Funktionsweise so bekannt gewesen wäre wie jetzt? Zweite Frage: In Monza hattest du ein enges Duell mit Fernando, wobei du kurz im Gras warst. Danach habt ihr darüber gewitzelt. War das alles so lustig oder vielleicht sogar ein bisschen grenzwertig?"

Vettel: "Zu Frage eins: Das ist schwierig zu wissen. Im vergangenen Jahr waren die Autos anders, doch mit DRS hätte ich vielleicht eine bessere Chance gehabt. Andererseits hätte mich Fernando sicherlich nicht durchgewinkt. Ich hätte also trotzdem noch einen Überholversuch wagen müssen. Ich weiß es nicht. Das Rennen ist gefahren, wir können das Ergebnis eh nicht ändern. Insgesamt bin ich zufrieden mit dem Ergebnis aus dem vergangenen Jahr. Es ist okay."

"Zu Frage zwei: Ich denke, er rechnete nicht damit, dass ich nach links fahren würde. Er versuchte wohl, sich für die zweite Schikane auf die Innenseite zu setzen und hatte mich anfangs nicht gesehen. Als er mich bemerkte, ging er zwar nicht vom Gas, zog aber wenigstens nach rechts und ließ mir genug Raum."

"Es war an der Grenze, doch ich weiß: Wenn ich vorbei will, dann muss ich etwas probieren. Eigentlich war es in der Runde davor noch kritischer. Da war ich auf der rechten Seite, als wir die zweite Schikane ansteuerten. Auf der Bremse bewegte er sich ein bisschen nach rechts und ich hatte nicht viel Platz. Nach dem Rennen sprachen wir darüber und alles ist bestens."

"Allgemein kann man sagen: Wenn man gegen Leute wie Fernando antritt, die über viel Erfahrung verfügen und die du sehr respektierst, dann kannst du auch ans Limit gehen und Rad-an-Rad-Duelle ausfechten, ohne darüber nachzudenken. Du weißt einfach, dass dein Gegner dich sehen wird und weiß, dass du da bist. Er wird dir genug Platz lassen. Nicht viel, aber gerade so viel, dass es reicht."


Fotos: Großer Preis von Singapur


Frage: "Es stimmt also nicht, dass du nach dem Monza-Grand-Prix zur Rennleitung gingst?"

Vettel: "Nein."

Frage: "Wir sprachen bereits über die Ähnlichkeiten zwischen Monte Carlo und Singapur. Für die Fahrer unter euch, die diesen Kurs bereits kennen: Was unterscheidet Singapur von Monte Carlo, was die fahrerische Herausforderung und den Fahrstil anbelangt? Wo ist es schwieriger?"

Glock: "Ich würde sagen, Singapur ist etwas länger als Monaco, aber insgesamt nicht so viel anders. Vielleicht hat es hier ein paar mehr Bodenwellen. Das ist es aber auch schon. Okay, hier fahren wir bei Nacht. Das ist der Unterschied."

Vettel: "In gewisser Weise ist es härter als Monaco. Ich bin aber noch nicht so lange dabei. Vielleicht sollte man dazu Michael (Schumacher; Anm. d. Red.) befragen. In den vergangenen Jahren wurde Monaco aber immer wieder mit einer neuen Asphaltdecke versorgt. Man versuchte, den Kurs glatter und sicherer zu machen. In Singapur sind wir nun erst das vierte Mal zu Gast."

"Es ist etwas härter als Monaco, weil es sehr holprig ist. An manchen Stellen hast du nicht sehr viel Raum für Fehler. Generell gibt es auf Stadtkursen nur sehr wenig Auslauf. Weil eine Runde so lang ist und es so viele Kurven gibt, die Hitze und die Luftfeuchtigkeit so groß sind, ist Singapur aber eine größere Herausforderung als Monaco. Es ist eine andere Strecke, aber eine Nummer härter."

"Es ist etwas härter als Monaco, weil es sehr holprig ist." Sebastian Vettel

Frage: "Nico, was ist schwieriger: Felipe Massa in der WM noch abzufangen oder Michael Schumacher hinter dir zu halten?"

Rosberg: "Mein Ziel ist sicher, Massa noch abzufangen. Das wird eine schwierige Sache. Es ist auch schwierig, Michael hinter mir zu halten. Ich muss jetzt einfach konstant Punkte holen und darf mich in der ersten Kurve nicht abschießen lassen."

Frage: "Haltet ihr Nachtrennen für ein unnötiges Spektakel samt unnötigen Ausgaben oder ist es etwas, was auch andere Strecken versuchen und in Betracht ziehen sollten?"

Vettel: "Ich denke, dadurch wird diese Geschichte hier recht cool. Es ist etwas Besonderes, auf das wir uns allesamt sehr freuen. Hier und auch in Abu Dhabi fahren wir los, wenn die Sonne untergeht. Für uns ist das sehr aufregend und ich denke, das ist es auch für die Zuschauer."

"Das heißt aber nicht, dass nun alle Rennen bei Nacht ausgetragen werden müssen. Dann wäre es ja nichts Besonderes mehr. Wir haben da meiner Meinung nach einen guten Rhythmus mit ein oder zwei - in Zukunft vielleicht drei - Rennen pro Jahr. Wo, weiß ich aber nicht. Das könnte sehr nett sein."

Frage: "Sprechen wir über den Großen Preis von Italien, den ihr mittlerweile sicherlich alle gesehen habt. Was sagt ihr zur Fahrweise von Michael Schumacher? War das noch innerhalb des Limits? Wie lauten eure Kommentare?"

Buemi: "Ich denke, er war auf den Geraden ungeheuer schnell. Außerdem hatte Lewis (Hamilton; Anm. d. Red.) eine komplett andere Heckflügel-Einstellung, sodass er sehr oft in den Limiter geriet."

"Dieser Kompromiss mag sich vielleicht in der Qualifikation ausgezahlt haben, nicht aber im Rennen. Meiner Meinung nach war es nicht unfair. Ich hielt sein Handeln für ziemlich fair. Es war am Limit, doch das größte Problem war viel eher, dass der McLaren im siebten Gang zu kurz übersetzt war."

"Meiner Meinung nach war es nicht unfair." Sebastien Buemi

Vettel: "Es machte Spaß, zuzuschauen. Das ist das Eine. Ob es zu hart war oder nicht... Auf gewisse Weise ist es einfach für uns, die Frustration von Lewis nachzuvollziehen. Wenn du hinter jemandem liegst und weißt, dass du eigentlich schneller fahren könntest, wenn du festhängst, weil du kürzer übersetzt bist und das andere Auto auf der Geraden wirklich schnell ist, sodass du nicht vorbeikommst."

"Ich sah das Rennen und ein Manöver war wohl ein bisschen zu viel des Guten. Ich weiß nicht, ob ihn Michael gesehen hatte oder nicht, doch aus der ersten Schikane heraus probierte Lewis einmal, sich innen neben ihn zu setzen. Es hatte den Anschein, dass ihn Michael nicht gesehen hatte, also musste Lewis auf das Gras."

Frage: "Eine Frage an Sergio und Daniel: Ihr seid aus Nachwuchs-Kategorien aufgestiegen. Wie anders ist das Rennfahren in der Formel 1 im Vergleich zu niedrigeren Formelserien?"

Ricciardo: "Ich denke, das ist eine komplett andere Sache. In vielen Nachwuchs-Rennserien gibst du im Rennen von Anfang an und bis zur Zieldurchfahrt einfach 110 Prozent. Du musst dir keine Gedanken um andere Faktoren machen. Spriteffizienz ist kein Thema und deine Reifen halten das Rennen ohnehin durch."

"Das aus meiner Sicht Schwierigste, an das man sich erst einmal gewöhnen muss, ist das konservative Fahren. Du bist immer versucht, einhundert oder 110 Prozent zu geben. Du solltest aber im Hinterkopf haben, was das Beste für deine Reifen, die Strategie und die jeweilige Rennsituation ist. Das ist wahrscheinlich eine kurze Zusammenfassung der Eindrücke, die ich erlebe."

"Du solltest im Hinterkopf haben, was das Beste für deine Reifen ist." Daniel Ricciardo

Perez: "Ja, in der Formel 1 geht es deutlich komplexer zu. Du hast zum Beispiel unterschiedliche Reifenmischungen und musst beide mit einem unterschiedlichen Fahrstil bedienen, um sie möglichst lange am Leben zu erhalten. Das ist ein bisschen wie in der GP2, wo du ebenfalls auf deine Reifen achten musst."

"Du solltest aber auch ans Limit gehen und gleichzeitig versuchen, deine Pneus sehr zu schonen. Im Rennen veränderst du deinen Fahrstil quasi ständig. Das ist sehr wichtig und auch wichtig zu lernen. Selbst im Rennen musst du dazulernen, denn um deine Reifen zu schonen und schnell zu sein, musst du dich in jeder einzelnen Runde und in jeder einzelnen Kurve von Neuem anpassen."

Frage: "Verhält man sich auf der Strecke auch anders?"

Perez: "Ich denke, es ist eine Kombination aus beidem. Ich würde sagen, es ist recht unterschiedlich."