• 11.11.2013 11:27

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

FIA erhält 120-Millionen-Dollar-Anteil an der Formel 1

Als Dank für die Unterzeichnung des neuen Concorde Agreements der Formel 1 wird die FIA von Bernie Ecclestone ein Prozent der Formel 1 erhalten

(Motorsport-Total.com) - Der Automobil-Weltverband (FIA) soll einen Anteil von einem Prozent an der Formel-1-Holding Delta Topco erhalten. Das hat Formel-1-Chef Bernie Ecclestone nun öffentlich gemacht. Hintergrund ist, dass der Weltverband das neue Concorde-Agreement der Formel 1, das bis Ende 2020 gilt, unterschrieben hat. "Die FIA bekommt ein Prozent, wenn die Formel 1 an die Börse geht, doch die Teams erhalten keine Anteile", erklärt Ecclestone.

Titel-Bild zur News: FIA Logo

Der Automobil-Weltverband (FIA) verdient mit - und das deutlich mehr als zuvor Zoom

Die elf Rennställe des Sports hatten ihre Unterschrift bereits geleistet. Dass nun auch die FIA mit an Bord ist, ebnet den Weg für den lange erwarteten Börsengang der Formel 1. Deren größter Anteilseigner, die außerbörsliche Unternehmensbeteiligungs-Firma CVC, hat die Formel 1 auf zwölf Milliarden US-Dollar (etwa neun Milliarden Euro) schätzen lassen. Weil die Formel 1 jedoch keine Übereinkunft mit der FIA erzielt hatte und zudem einige gesetzliche Hürden noch nicht genommen waren, musste der Börsengang erst einmal auf Eis gelegt werden.

In der vergangenen Woche trat Ecclestone in einem Prozess in Großbritannien als Zeuge auf. Ihm wird zur Last gelegt, beim Verkauf eines Formel-1-Anteils von 47,2 Prozent an CVC im Jahr 2006 eine Bestechung in Höhe von 44 Millionen US-Dollar (etwa 33 Millionen Euro) vorgenommen zu haben, um den Deal in die richtigen Bahnen zu lenken.

Ecclestone in Großbritannien vor Gericht

Auch am Montag wird Ecclestone wieder in dem Prozess aussagen, den die deutsche Constantin Medien AG auf den Weg gebracht hat. Das Unternehmen behauptet, dass Ecclestone und dessen Familienfonds Bambino 44 Millionen US-Dollar (etwa 33 Millionen Euro) an Gerhard Gribkowsky gezahlt haben. Bei Gribkowsky handelt es sich um den ehemaligen Risikovorstand der BayernLB, der mit dem Verkauf der Formel-1-Anteile betraut war. Die Constantin Medien AG meint, dass die Bestechung vorgenommen wurde, um sicherzustellen, dass die Anteile an CVC verkauft werden, weil diese bereits zugesichert hatten, Ecclestone als Formel-1-Geschäftsführer im Amt zu lassen.

Die Constantin Medien AG hat damals über eine vertragliche Zusicherung verfügt, wonach ihr zehn Prozent der Erlöse zugestanden hätten, wenn der Formel-1-Anteil für mehr als 1,1 Milliarden US-Dollar (etwa 0,8 Milliarden Euro) verkauft worden wäre. Diese Gelder gingen dem Unternehmen jedoch durch die Lappen, weil CVC lediglich 814 Millionen US-Dollar (etwa 608 Millionen Euro) bezahlt hat. Die Constantin Medien AG ist der Meinung, dass andere Käufer mehr bezahlt hätten und dass Gribkowsky diese Möglichkeiten gar nicht erst in Betracht gezogen hat, weil er ja einen Ansporn hatte, die Anteile an CVC zu veräußern.


Fotostrecke: Die wertvollsten Paydriver

Ecclestone verneint, dass es sich bei der Zahlung um eine Bestechung gehandelt hat. Er sagt vielmehr: Gribkowsky habe damit gedroht, sofern Ecclestone nicht bezahle, den britischen Steuerbehörden zu erklären, dass Ecclestone die Kontrolle über den Bambino-Fonds habe. Der Bambino-Fonds ist zwar im Ausland angesiedelt, doch Ecclestone ist ein britischer Einwohner. Deshalb müsste er die geschätzten vier Milliarden US-Dollar (etwa drei Milliarden Euro) im Fonds versteuern, wenn er die Kontrolle darüber hat. Letzteres verneint er jedoch vehement.

Finanzkrise verzögert den Börsengang

In der vergangenen Woche sagte Ecclestone vor Gericht: "Mir wurde deutlich gemacht, dass es sich um eine sehr ernste Sache handelte. Hätte damals nämlich jemand gesagt: 'Ich habe Informationen, wonach Herr Ecclestone die Kontrolle über den Familienfonds hat.' Dann hätte man mich wahrscheinlich in der Region von rund zwei Milliarden US-Dollar (etwa 1,5 Milliarden Euro) eingeschätzt. Und dann hätte ich nicht bezahlen können." Er sagte aber auch: "Hätte ich die Sache damals gründlich durchdacht, hätte ich ihn (Gribkowsky; Anm. d. Red.) sicherlich nicht bezahlt."

Es sind jedenfalls nicht nur gesetzliche Hürden, die einen Formel-1-Börsengang bisher verhindert haben. Im Juni vergangenen Jahres hätte der Börsengang in Singapur erfolgen sollen, doch aufgrund der Finanzkrise in der Euro-Zone hat CVC dieser Sache Einhalt geboten. CVC hat vielmehr sogar den eigenen Anteil an der Formel 1 auf etwa die Hälfte reduziert, indem 28,4 Prozent von Delta Topco an die Disponenten BlackRock und Waddell & Reed sowie an Norges, die Investment-Abteilung der norwegischen Zentralbank, verkauft wurden.

CVC hat dabei einen Erlös von 2,1 Milliarden US-Dollar (etwa 1,6 Milliarden Euro) erzielt und im Jahr 2012 weitere 865 Millionen US-Dollar (etwa 646 Millionen Euro) durch Dividenden erhalten. CVC hält nun einen Anteil von 35,5 Prozent an Delta Topco, während Ecclestone selbst 5,3 Prozent sein Eigen nennt. Er hat zugestimmt, dem Automobil-Weltverband beim Formel-1-Börsengang einen Anteil von einem Prozent zu überlassen, um dadurch einen langewährenden kommerziellen Disput beizulegen.

Antrittsgebühren werden deutlich teurer

Delta Topco hat sich 2001 für 313 Millionen US-Dollar (etwa 234 Millionen Euro) die Formel-1-Rechte gesichert und hält diese noch bis zum Jahr 2110. Die jährliche FIA-Gebühr für die Rechte beläuft sich auf nur zehn Millionen US-Dollar (etwa 7,5 Millionen Euro), wobei Delta Topco pro Jahr einen Erlös von über 1,5 Milliarden US-Dollar (etwa 1,1 Milliarden Euro) erzielt. Die FIA hat nun um Geld verhandelt und hat dabei ihren Einfluss als Sporthoheit geltend gemacht, um dieses Ziel zu erreichen.

In diesem Jahr haben sich die Antrittsgebühren der Formel 1 für die Teams von 326.164 US-Dollar (etwa 243.600 Euro) auf 500.000 US-Dollar (etwa 373.000 Euro) erhöht, wobei zusätzlich 5.000 US-Dollar (etwa 3.730 Euro) pro WM-Punkt zu entrichten sind. Das Team, das die Weltmeisterschaft für sich entscheidet, muss sogar 6.000 US-Dollar (etwa 4.480 Euro) pro WM-Punkt bezahlen.

Das bedeutet: Red Bull, die im vergangenen Jahr die Formel-1-Titel gewonnen haben, müssen in diesem Jahr 3,3 Millionen US-Dollar (etwa 2,5 Millionen Euro) entrichten. Das ist zehnmal mehr als die Gebühr aus dem Vorjahr. Auch die Gebühren für die Formel-1-Superlizenz sind teurer geworden: Die Basisgebühr betrug bisher 1.830 US-Dollar plus 230 US-Dollar pro WM-Punkt (etwa 1.370 Euro plus 170 Euro), liegt seit 2013 aber bei 10.000 US-Dollar plus 1.000 US-Dollar pro WM-Punkt (etwa 7.470 Euro plus 745 Euro).


Fotos: Großer Preis von Abu Dhabi, Girls


Die neue Übereinkunft von FIA und Ecclestone sichert dem Automobil-Weltverband jährlich Einkünfte durch die Formel 1 in Höhe von rund 40 Millionen US-Dollar (etwa 29,8 Millionen Euro) zu. Hinzu kommt dann noch die Aktienbeteiligung.

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Facebook

Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!