• 03.02.2012 12:38

Ferrari: Zwei Updatepakete bis zum Auftakt

Ferrari legt nach der Präsentation des neuen F2012 schnell nach - Interview mit Technikchef Pat Fry: "Motorenleute konzentrieren sich wieder auf Effizienz"

(Motorsport-Total.com) - Der neue Ferrari-Technikchef Pat Fry hat mit dem F2012 ein nicht gerade schönes Auto für die neue Saison präsentiert, aber es soll sich über Speed in die Herzen der Fans fahren. Die Italiener gehen einen neuen Weg, setzen zur neuen Formel-1-Saison nicht auf Evolution, sondern auf Revolution. Nicht nur die Technik soll verbessert sein, sondern auch die Abläufe im Team. Pat Fry erklärt im Interview seine Hoffnungen und Erwartungen.

Titel-Bild zur News:

Pat Fry rechnet mit einer konstanten Weiterentwicklung des Ferrari F2012

Frage: "Pat, wie fühlst du dich kurz vor dem Start in die neue Saison?"
Pat Fry: "Es ist immer eine aufregende Zeit. Alle haben in den vergangenen Monaten dermaßen hart gearbeitet: die Aerodynamiker im Windkanal seit acht Monaten, die Fachleute in der Designabteilung seit vier Monaten. Da ist es immer schön, wenn man dann irgendwann der fertige Produkt vor sich sieht. Wenn über Monate so etwas aufgebaut wird, gleichzeitig auch noch Umstrukturierungen ablaufen, dann sind es spannende Zeiten."

Frage: "Welches sind auf Organisationsebene die größten Veränderungen?"
Fry: "Wir haben Steve Clarke neu bei uns, der die Riege der Renningenieure anführen wird. Das wird mich etwas entlasten. Ich kann mich dadurch mehr auf das Fahrzeug als Ganzes konzentrieren. Außerdem haben wir Hirohide Hamashima zu uns geholt. Die beiden bringen viel Erfahrung mit. Das sollte uns in Kombination mit unserem vorhanden Wissen helfen, die Reifen besser zu verstehen."

"Es gibt noch weitere Veränderungen. Zum Beispiel in der Art und Weise, wie wir unsere Abläufe in der Simulationsabteilung bezüglich Entwicklungen und Rennstrategien gestalten. Dort haben wir uns besser aufgestellt."

Gibt es Lücken im Regelwerk?

Frage: "Ist allen vor dem Saisonstart klar, wie weit man bezüglich des Reglements gehen darf?"
Fry: "Ja, das sollte halbwegs klar sein. Es gab in der vergangenen Woche ein paar Klarstellungen. Bezüglich der Motorenmappings sollte alles klar sein. Der Auspuff wird ab sofort eine geringe Abtriebswirkung erzielen, aber dennoch wird jeder versuchen, in diesem Bereich Optimierungen vorzunehmen. Es ist alles so klar, wie es eben sein kann."

Frage: "Erwartest du von der Konkurrenz überraschende Lösungen?"
Fry: "Wir sind immer bemüht, selbst für die überraschenden Lösungen zu sorgen. Bezüglich vieler Dinge ist das Reglement sehr restriktiv. Neue Entwicklungen wie F-Schacht oder angeblasener Diffusor werden verhindert. Jetzt gerade gab es eine Erklärung bezüglich des Zusammenspiels von Bremsen und Bodenfreiheit. Das kam in der vergangenen Woche auf den Tisch. Es sind viele schlaue Köpfe in der Formel 1. Wir müssen abwarten, was die alles präsentieren."

Frage: "Welches sind in der Entwicklung des neuen F2012 die kommenden Schritte?"
Fry: "Das Auto ist in seiner Gesamtheit erst einmal fertig. Es wird hauptsächlich zunächst Verbesserungen im Bereich Aerodynamik geben. Es wird zum dritten Test und zum ersten Rennen einige Updates geben. Im Grunde wird es eine konstante Weiterentwcklung über das gesamte Jahr."

Mehr Risiko beim Fahrzeugentwurf

Frage: "Beschreib uns mal den F2012 in wenigen Worten..."
Fry: "Viele Menschen haben schon viel darüber gesagt. Ich finde, es ist bezogen auf die Vorgänger nun ein Schritt in eine andere Richtung. Wir sind beim generellen Layout mehr Risiken eingegangen. Alle haben einen guten Job gemacht. Jetzt geben wir Vollgas, um schon bei den ersten Rennen und über das gesamte Jahr jeweils einige weitere Verbesserungen anbringen zu können."

Frage: "Bist du beim Blick auf das komplette Auto zufrieden?"
Fry: "Ganz zufrieden ist man nie. Richtig glücklich bin ich erst, wenn der Wagen sein erstes Rennen und danach die Meisterschaft gewinnt. Wir alle haben viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt. Es ist immer schön, wenn man die Früchte dieser Arbeit dann zu sehen bekommt. Glücklich ist man aber wirklich erst, wenn man siegt und so viel Vorsprung hat, sodass man es etwas lockerer angehen kann."


Fotos: Präsentation des Ferrari F2012


Frage: "Welche Bereiche der Entwicklung werden 2012 am wichtigsten sein?"
Fry: "Die Aerodynamik ist immer noch jener Bereich, in welchem die größten Unterschiede zu erzielen sind. Ab sofort kann man nur noch wenig mit dem Zusammenspiel von Motor und Aerodynamik erreichen. Die Motorenleute werden sich wieder darauf besinnen, ihre Triebwerke leistungsfähiger und effizient zu machen. Im vergangenen Jahr war eher das Gegenteil der Fall. Es wird wieder über das gesamte Jahr eine konstante Aerodynamik-Entwicklung geben."

Frage: "Wo kann sich Ferrari im Bereich Teamwork noch verbessern?"
Fry: "Bei den Boxenstopps waren wir 2011 im Schnitt ungefähr die Drittschnellsten. Wir haben einige Bereiche erkannt, in welchen wir zulegen können. Wir gehen davon aus, dass wir die durchschnittliche Boxenstopp-Zeit um etwa vier Zehntelsekunden verbessern können. Da ist also Raum für Verbesserungen vorhanden. Bei den Starts waren wir recht gut. Da waren wir sogar gemessen an den anderen Teams so ziemlich die Besten, aber auch dort versuchen wir uns weiter zu verbessern. Wir arbeiten in allen Bereichen an Leistungssteigerungen."

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