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Szafnauer: "Personelle Abgänge schwächen uns nicht"

Force India musste in jüngster Vergangenheit die Abgänge einiger guter Techniker abfedern - Der neue VJM05 wird zeigen, welche Auswirkungen der Aderlass hatte

(Motorsport-Total.com) - Force India hat im Vorjahr den Aufwärtstrend ausgebaut und kämpfte in der zweiten Jahreshälfte regelmäßig um Punkte. Auch das stolze Mercedes-Werksteam konnte einige Male geschlagen werden. Nun steht das indische Team vor einer Bewährungsprobe. Die Erwartungen sind gestiegen. Kann der Aufwärtstrend mit dem neuen VJM05 bestätigt werden, oder kommt man gar noch weiter nach vorne? In der jüngsten Vergangenheit verließen zahlreiche hochkarätige Techniker das Team. Die Auswirkungen stellen sich nie sofort ein, sondern erst wenn die Nachfolger einen neuen Boliden konstruieren.

Titel-Bild zur News: Otmar Szafnauer

Otmar Szafnauer sieht die Teamstruktur von Force India gut aufgestellt

Betriebsdirektor Otmar Szafnauer sieht aber keine Probleme auf das Team zukommen, denn man ist breit aufgestellt. Die Verluste von Mark Smith an Lotus sowie James Key an Sauber sollten sich nicht negativ auswirken. "James ist relativ bald nach meiner Ankunft verschwunden. Dann hat uns Lotus in kurzer Zeit eine Menge Leute weggekauft. Unseren Chefdesigner Smith. Marianne Hinson, eine unserer Aerodynamikerinnen, bekam dort den Chefposten. Einer unserer Renningenieure wurde dort Chefingenieur."

"Unser Mann für Belastungstests stieg zum Chefdesigner bei Lotus auf. Einige Leute konnten wir intern besetzen", wird Szafnauer von 'Auto Motor und Sport' zitiert. "Der Posten von Smith wurde von unseren zwei Projektleitern Ian Hall und Akio Haga ausgefüllt. Wir haben ihnen mehr Verantwortung übertragen. Das war ein Ansporn für sie. Key haben wir durch Andy Green ersetzt, den wir von außen geholt haben. Er ist aber ein alter Bekannter, war eines der Gründungsmitglieder von Jordan."

Einen entscheidenden Anteil am Aufstieg Force Indias hatte Simon Roberts. Im Zuge der Partnerschaft mit McLaren war er von Woking gekommen und half dabei, Force India aus den Niederungen der Startaufstellung nach vorne zu bringen. Roberts ist mittlerweile aber wieder zu McLaren zurückgekehrt. Ex-Formel-1-Pilot Marc Surer sieht im Aderlass des Teams keine Nachteile.


Fotos: Präsentation des Force India-Mercedes VJM05


"Es sieht so aus, als hätten sie das gut weggesteckt - im Gegenteil: Das Auto während der Saison zu verbessern, spricht für ein gutes Technikteam", blickt der 'Motorsport-Total.com'-Experte auf die vergangene Saison zurück, die Force India schwach gestartet und stark beendet hatte. "Das einzige Fragezeichen, das man da setzen muss, ist, dass man nicht weiß, inwieweit McLaren im Hintergrund geholfen hat. Dadurch ist das Team wieder auf die Beine gekommen. Die Wahrheit wird man wahrscheinlich 2012 sehen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass diese guten Leute, die weggegangen sind, keine Lücke hinterlassen."

Der Stardesigner der Formel 1 ist Adrian Newey bei Red Bull. Doch auch das Genie kann ohne ein gutes Team um sich herum kein Weltmeisterauto bauen. Red Bull hat vorgezeigt, wie wichtig eine gute Struktur und vor allem Konstanz ist. "Das ist der Schlüssel des Erfolges", sagt Szafnauer und streicht vor allem die Struktur hervor. Das ist "fast wichtiger, als einen Stardesigner im Team zu haben. Du musst wissen, welche Leute an welche Stelle gehören und wer mit wem gut oder schlecht zusammenarbeitet."

Der neue Force India VJM05 wurde in Silverstone präsentiert Zoom

McLaren hat beispielsweise seit Jahren keinen Stardesigner mehr, sondern ist ein breit aufgestelltes Team von Spezialisten, die eher im Hintergrund agieren. "Wenn alle am gleichen Strang ziehen, kannst du auch mit 310 Leuten etwas ausrichten", ist Szafnauer überzeugt. "Und jeder im Team muss ein Racer sein. Du musst all die Abkürzungen kennen, Abläufe zu beschleunigen, die richtigen Risiken eingehen."

"Manchmal ist Größe auch ein Hindernis. Da haben viele Werksteams einen Fehler gemacht. Sie haben versucht, Konzernstrukturen auf einen Rennstall zu übertragen. Das funktioniert nicht", spielt er auf das Versagen von Toyota an. "Größe macht dich eher langsamer als schneller. Ein Fußballteam ist schwerer zu führen als ein Doppel im Tennis."