• 26.03.2011 15:25

  • von Roman Wittemeier & Dieter Rencken

Ferrari: Wo ist der Speed geblieben?

Nach bärenstarken Testauftritten bot Ferrari im Melbourne-Qualifying eine mäßige Vorstellung: Die Konkurrenz wundert sich, Technikchef Aldo Costa erklärt

(Motorsport-Total.com) - Nach den sehr guten Testvorstellungen galt Ferrari als Kandidat für Siege und den Titel. Man erwartete die Italiener in etwa auf Augenhöhe mit Red Bull. Diese Annahmen wurden jedoch im ersten Qualifying des Jahres nicht bestätigt. Fernando Alonso und Felipe Massa hatten mit dem neuen Boliden ihre liebe Mühe, mussten mit vollem Einsatz zu Werke gehen.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso fuhr auf der allerletzten Rille zum soliden Startplatz fünf

"Die waren im Winter richtig gut, aber schon gestern schwierig einzuschätzen", meint Polemann Sebastian Vettel mit Blick auf die Roten. "Im Qualifying war ich überrascht, dass sie schon in Q1 die weichen Reifen aufziehen mussten." Für Massa wurde es im ersten Abschnitt richtig eng. Der Brasilianer schaffte erst auf den allerletzten Drücker den Einzug in die zweite Runde.

"Manche bekommen offenbar die Reifen nicht ins passende Betriebsfenster. Das war bei Nick Heidfeld so und bei Ferrari auch", analysiert Mark Webber. "Deren Auto ist definitiv gut", meint Lewis Hamilton. "Manch einem liegen die Reifen, anderen nicht. Ich hätte aber schon erwartet, dass sie deutlich näher dran sein würden. Wenn sie das Reifenproblem in den Griff bekommen, dann wird die Lücke kleiner sein."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Australien


Die Konkurrenten trafen mit ihren EInschätzungen den Nagel auf den Kopf. Ferrari wurde von niedrigen Temperaturen und dem glatten Melbourne-Asphalt eingebremst. "Unser Auto hatte heute keine gute Balance. Wir haben nach dem gestrigen Training einige Veränderungen vorgenommen, um es über das Setup zu verbessern, aber der Wagen war heute nicht so, wie wir uns das erhofft hatten", gibt Ferrari-Technikchef Aldo Costa zu.

"Zum Qualifying haben wir dann wieder alles rückgängig gemacht. Wir sind annhänernd mit dem gleichen Setup gefahren, das wir schon am Freitag hatten. So gesehen haben wir während des Wochenendes keine echten Fortschritte gemacht", klagt der Italiener. Er präzisiert: "Mit den harten Reifen hatten wir Probleme, fanden nicht ausreichend Grip."

"Das gesamte Qualifying mussten wir vorsichtig angehen. Wir haben daher schon in Q1 den weichen Reifen verwendet, dann natürlich später einen Satz weniger zur Verfügung. Das hat sich ausgewirkt", so die Erklärung für die Beobachtungen von Vettel und Co. Dass der neue F150 Italia schonend mit den Pneus umgeht, wurde im Qualifying zur Last.

¿pbvin|512|3555||0|1pb¿"Felipe hat mehr Probleme damit als Fernando", schildert Costa. Die Aussichten für den Rennbetrieb sind mit Platz fünf für Alonso und Rang acht für Massa nicht allzu schlecht. "Wir hoffen nun auf höhere Temperaturen im Rennen. Davon sollten wir dann profitieren können. Mit diesem Auto hat vor allem Fernando im Barcelona-Test eine gute Rennsimulation absolvieren können."

"Barcelona ist eine harte Strecke für Reifen, vor allem für den Pneu vorne links. In Melbourne ist der Asphalt viel weniger aggressiv als in Barcelona", sagt der Italiener. Fest steht: Das befürchtete Pirelli-Debakel mit unzähligen Boxenstopps bleibt wohl aus. "Es gibt bezüglich der Reifen kein Problem. Allerdings sind wir auch nicht in der Situation des Vorjahres, wo ein Reifensatz 40 Runden überstehen konnte."

"Ich bin sicher, dass wir morgen viele Reifenwechsel sehen werden. Nicht so viele wie in Barcelona, aber mehr als im Vorjahr auf jeden Fall", so Costa, dessen Team im Gegensatz zu anderen Mannschaften auf ein stabiles KERS zählen kann. Im Rennen kann aufgrund des Heckflügels überholt werden. "Auf dieser Strecke bringt er im Qualifying rund eine Sekunde. Dieses Element hat größere Auswirkungen als der F-Schacht 2010."