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Ferrari: Viele Baustellen vor wichtigem China-Grand-Prix

Während Felipe Massa nach Sepang heftige Kritik an der Boxen-Mannschaft übt, hofft Fernando Alonso in China im Rennen auf seine Chance

(Motorsport-Total.com) - Gar nicht weltmeisterlich präsentierte sich Ferrari bei den ersten beiden Saisonrennen. In Australien holten Fernando Alonso und Felipe Massa die Plätze vier und sieben, in Malaysia waren es die Ränge sechs und fünf. Das bedeutet, dass die Roten aus Maranello weder einen Sieg, noch einen Podestplatz zu Buchen stehen haben. In der Konstrukteurs-WM liegt man derzeit mit genau halb so vielen Punkten wie WM-Rivale Red Bull auf Rang drei, bei den Fahrern sind es die Plätze fünf und sechs.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Baustelle Ferrari: Erst in der Türkei rechnet man mit großen Verbesserungen

In Maranello ist derzeit Katerstimmung angesagt, könnte man meinen. Damit liegt man nicht ganz falsch, doch diese paart sich mit Hoffnung: Während man im Qualifying nach wie vor viel Boden gutzumachen hat, wähnt man im Rennen derzeit nur Red Bull außer Reichweite. Fernando Alonsos Renntempo konnte sich in Sepang sehen lassen, nur die Kollision mit seinem Erzrivalen Lewis Hamilton und infolge dessen die 20-Sekunden-Zeitstrafe verhinderte eine gute Platzierung.

Alonso: Heckflügel-Problem gelöst

Alonso traf am Mittwochmorgen in Schanghai ein, den Montag und den Dienstag nützte der Vize-Weltmeister für etwas Entspannung: "Jetzt bin ich für das zweite Rennen innerhalb von zwei Wochen bereit, mit dem auch die erste Serie der Rennen außerhalb Europas zu Ende geht. Ich war enttäuscht, in Malaysia nicht auf das Podest zu kommen, da es in Reichweite war und ich ein großartiges Resultat hätte einfahren können. Das wäre ich für die Moral sehr wichtig gewesen."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Malaysia


Der Spanier ärgert sich darüber, dass der verstellbare Heckflügel nicht wie gewünscht funktioniert hat: "Leider lief es nicht wie erhofft und wir zahlten einen großen Preis für den Defekt des Systems, mit dem der Heckflügel verstellt wird. Ich weiß aber, dass die Ingenieure, mit denen ich in den vergangen Tagen viel in Kontakt war, das Problem gefunden und gelöst haben. Hätte das System funktioniert, dann hätte ich Hamilton auf der Start-Ziel-Geraden locker überholen können und hätte mich keinem riskanten Rad-an-Rad-Duell stellen müssen."

"Ein Podestplatz wäre ich für die Moral sehr wichtig gewesen." Fernando Alonso

Alonso will über Bestrafung nicht sprechen

Der Unfall war laut Alonso nur schwer vermeidbar: "Das ist Teil des Rennsports und man muss es akzeptieren: Ich war schneller als er, also musste ich versuchen, ihn zu überholen, sonst hätten mich die Piloten hinter mir eingeholt. Was die Strafe angeht, habe ich schon Sonntagnacht in Sepang gesagt, dass ich darüber nicht reden will, weil es nichts mehr ändert."

Der Ferrari-Star konzentriert sich hingegen lieber auf die positiven Aspekte: "Wie schon in Australien haben wir in Malaysia einmal mehr gesehen, dass unser Renntempo viel besser war als im Qualifying. In Sepang waren Felipe und ich schnell genug unterwegs, um es auf das Podest zu schaffen. Das war ein wichtiger Hinweis, auch wenn wir nicht das erreicht haben, was möglich gewesen wäre. Natürlich würde ich immer gerne um den Sieg kämpfen, aber im Moment scheint ein Auto - Vettels Red Bull - außer Reichweite zu sein."

"In Sepang waren Felipe und ich schnell genug unterwegs, um es auf das Podest zu schaffen." Fernando Alonso

Alonso will im Rennen zuschlagen

Diese Tatsache lässt derzeit in Maranello niemandem eine Ruhe, wie Alonso weiß: "Die Ingenieure arbeiten hart, um die Leistung des 150° Italia zu verbessern. In Schanghai werden wir einen neuen Frontflügel und einige andere Aerodynamikupdates ausprobieren. Hoffentlich bringt uns das weiter, wir müssen sie im Freitag-Training jedenfalls sehr genau evaluieren. Unser Ziel bei diesem Grand Prix ist ähnlich wie in Malaysia: Wir müssen das bestmögliche Qualifying-Resultat einfahren und im Rennen versuchen, jede Gelegenheit auszunützen."

"In Schanghai werden wir einen neuen Frontflügel und einige andere Aerodynamikupdates ausprobieren." Fernando Alonso

Massa rechnet mit Geduldspiel

Auch für Alonsos Teamkollegen Massa ist der Saisonstart nicht nach Wunsch gelaufen. Der Brasilianer läuft nach dem bitteren Triumph beim Saisonfinale 2008 in Brasilien, als er den Titel gegen Hamilton um einen Punkt verlor, immer noch einem weiteren Sieg nach: "Wir haben nun zwei Grands Prix hinter uns und hatten immer den gleichen Sieger und die gleichen drei Teams auf dem Podest - Ferrari war leider nicht dabei. Wenn du nicht gewinnst, dann bist du nicht glücklich und versuchst natürlich, die Situation zu ändern. Aber unsere Situation ist nicht so schlimm, wie manche vielleicht meinen."

Schon in China darf Massa mit neuen Teilen rechnen: "Jeder im Team und daheim in der Fabrik pusht nun besonders hart, um das Auto so schnell wie möglich zu verbessern. Dennoch ist es schwer zu sagen, wie lang das dauern wird. Natürlich hoffe ich, dass es schnell geht. In China werden wir ein paar Updates und etwas Neues am Auto haben, das wir am Freitag testen werden. Doch erst in einem Monat in der Türkei dürfen wir realistisch gesehen damit rechnen, dass wir entscheidende Verbesserungen für unser Auto bekommen."

"Unsere Situation ist nicht so schlimm, wie manche vielleicht meinen." Felipe Massa

Massa fordert problemlose Stopps

Er fordert nun auch Verbesserungen bei den Boxenstopps: "Mein Rennen in Sepang wurde durch ein Problem beim ersten Boxenstopp kaputt gemacht. Die Tatsache, dass wir dieses Jahr defintiv mehr Boxenstopps pro Rennen sehen, bedeutet auch, dass dieser Bereich der Teamarbeit, was den Fahrer mit einbezieht, perfekt funktionieren muss. In Sepang ist dieses Problem bei meinem ersten Boxenstopp passiert - das ist der schlechteste Zeitpunkt, da man durch eine Verzögerung in der Anfangsphase die meisten Positionen verlieren kann, weil die Autos näher beisammen liegen."¿pbvin|512|3584||0|1pb¿

"Wenn es später passiert, wenn sich die Positionen stabilisiert haben und man einen Vorsprung von fünf Sekunden hat, dann kann man mit so einem Problem beim Stopp noch einmal davonkommen. Dadurch wird einmal mehr herausgestrichen, dass es sich bei der Formel 1 um einen Teamsport handelt, wobei der Fahrer dabei natürlich eine wichtige Rolle spielt. Das gilt auch für die Ingenieure und Mechaniker, was dieses Jahr sogar noch deutlicher der Fall ist."

"Die Boxenstopps müssen in Zukunft perfekt funktionieren." Felipe Massa

Strategie dieses Jahr wichtiger

Auch die Strategie ist laut Massa dieses Jahr wichtiger als in den vergangenen Jahren: "In der Endphase der Rennen gibt es dieses Jahr viel mehr Positionsverschiebungen, da manche Fahrer vielleicht versuchen, ohne weiteren Stopp ins Ziel zu kommen, obwohl sie unter einem hohen Reifenverschleiß leiden. Das war in Malaysia ganz klar der Fall. Die Strategie und die Abfolge der Reifenwechsel ist jetzt noch wichtiger, damit man in den letzten Runden nicht mehr um Platzierungen kämpfen muss, während die Reifen längst nicht mehr optimal funktionieren. Es liegt aber nicht nur an den Ingenieuren, den besten Zeitpunkt zu finden, denn der Fahrer muss die Reifensituation jetzt wirklich im Griff haben, damit er die Reifen nicht zu schnell zerstört."

Der WM-Sechste reiste am Mittwoch nach einigen Tagen in Malaysia nach Schanghai: "Ich stand in China zweimal auf dem Podest, war einmal Zweiter und einmal Dritter, doch letztes Jahr kam ich beim Regenrennen nur auf den neunten Platz. Auch wenn das Wetter unberechenbar sein kann, ist die Strecke schön zu fahren. Trotz der langen Gerade war das Überholen in der Vergangenheit schwierig, doch die Kombination aus der langen Gerade und dem verstellbaren Heckflügel sollte das Überholen einfacher machen."

"Die Kombination aus der langen Gerade und dem verstellbaren Heckflügel sollte das Überholen einfacher machen." Felipe Massa

Domenicali: Wichtiges Wochenende

Auch Teamchef Domenicali sind die technischen Probleme, unter denen sein Team derzeit leidet, bewusst: "Es ist notwendig, dass wir jetzt schnell reagieren, denn wir haben gesehen, wie schnell sich die Dinge in der Formel 1 ändern können." Als Problemzone ortet er vor allem die schwache Qualifying-Performance, doch es gibt auch positive Aspekte: "Unsere Strategie in Sepang war gut. Unsere Entscheidungen haben sich als richtig erwiesen und es lag an anderen Faktoren, dass wir nicht die erhofften Punkte eingefahren haben. Die Strategie und unsere Rennleistung sind zwei positive Faktoren."

Zudem sprach er seinen Piloten ein Lob aus: "Felipe fuhr auf einem hohen Niveau und hat gezeigt, dass er wieder in Form ist. Fernando war sehr aggressiv, was immer gut ist." Was die Arbeit der Boxen-Mannschaft angeht, schlägt er in die gleiche Kerbe wie Massa: "Der Trend zu mehr Stopps bedeutet, dass unsere Boxen-Mannschaft ständig unter Druck steht. Dadurch ist die Möglichkeit, einen Fehler zu machen, größer. Die Formel 1 bestand immer aus einem Paket aus Fahrer und Team, doch das ist jetzt noch mehr der Fall, da die Rennen eine andere Herangehensweise erfordern."

"Es ist notwendig, dass wir jetzt schnell reagieren, denn wir haben gesehen." Stefano Domenicali

Zu all den Problemen des Teams kommt hinzu, dass Ferrari am kommenden Renn-Wochenende unter zusätzlichem Druck steht, da China ein wichtiger Markt für den Konzern ist. "China wird für Ferrari immer wichtiger", sagt Domenicali. "Der Mark wächst und das gilt auch für das Interesse an unseren Produkten. Der Markt ist für uns strategisch sehr wichtig und er wächst in einem unglaublichen Tempo. All diese Faktoren sorgen dafür, dass dies ein sehr wichtiges Wochenende für uns wird."