• 09.06.2002 22:53

  • von Reinhart Linke

Ferrari: Sieg für "Schumi" – Barrichello verärgert

Während Schumacher den 150. Sieg für Ferrari einfuhr, war Barrichello nach Platz drei über die Safety-Car-Phase verärgert

(Motorsport-Total.com) - Das Ferrari-Team feierte am Sonntag in Montreal den insgesamt 150. Sieg in der Formel-1-Geschichte und baute damit die Führung als erfolgreichstes Team in der Königsklasse des Motorsports weiter aus. Gleichzeitig konnte man mit dem Sieg von Michael Schumacher und dem dritten Platz von Rubens Barrichello die Führungen in beiden Weltmeisterschaften weiter ausbauen, da die engsten Verfolger, das BMW-Williams-Team, keine Punkte holen konnte.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher, Jean Todt

Michael Schumacher und Jean Todt freuen sich über den 150. Ferrari-Sieg

Michael Schumacher verlor am Start von Platz zwei aus eine Position an seinen Teamkollegen und blieb anschließend stets in Reichweite zur Spitze. Als Juan-Pablo Montoya bei der Safety-Car-Phase in der 13. Runde an die Box kam, übernahm der Rheinländer Rang zwei, als sein Teamkollege den ersten Boxenstopp absolvierte ging der WM-Leader in Führung. Erst in der 37. Runde absolvierte der 33-Jährige seinen eigenen Boxenstopp und verlor dabei zunächst die Führung an Juan-Pablo Montoya. Nach dem Boxenstopp dem Ausfall des BMW-Williams-Fahrers feierte Michael Schumacher aber einen ungefährdeten Sieg.

Der Wahlschweizer erlebte damit einen perfekten Nachmittag in Montreal und war mit dem gesamten Paket zufrieden: "Ich bin sehr glücklich mit dem Resultat und dem Paket, das wir heute hatten. Ferraris 150. Sieg ist etwas ganz besonderes und ich will die Gelegenheit nutzen, um unserem Testteam zu danken. Sie arbeiten immer im Hintergrund und ich bin sehr glücklich, diese Jungs hinter mir zu haben. Alle, Luca Badoer, Luciano Burti und alle Ingenieure und Mechaniker, erledigten eine fantastische Arbeit. Ich erwartete nicht, dass ich nach dem Start Rubens so schnell hinter mir haben würde, aber er stand auf der sauberen Linie und konnte besser beschleunigen als ich. Ich wusste, dass er auf einer Zweistoppstrategie unterwegs war, also machte ich ihm das Leben nicht schwer. Das Safety-Car kam zu meinem Vorteil heraus, obwohl ich nicht verstehe, warum es benutzt werden musste. Ich hatte eine gute Pace, wir wussten, dass Montoya auf zwei Boxenstopps unterwegs war, aber ich konnte nicht nachgeben, bevor wir wussten, dass ich nach seinem zweiten Stopp vorne sein würde. Der Motor war sehr stark und gab uns gute Geschwindigkeiten auf der Geraden. In den letzten Runden fuhr ich langsamer, um das Auto und die Bremsen zu schonen."

Für Rubens Barrichello verlief der Kanada-Grand-Prix nicht nach Plan. Zwar konnte er am Start von Platz drei aus einen Rang gutmachen und kurze Zeit später auch an Juan-Pablo Montoya vorbei in Führung gehen, sich durch die frühe Safety-Car-Phase aber nicht so weit absetzen wie nötig ? denn der Paulista war auf einer Zweistoppstrategie unterwegs und musste damit einen Vorsprung auf die Konkurrenz herausfahren. In der 25. und 53. Runde absolvierte der 30-Jährige seine Boxenstopps und kam am Ende mit 7,082 Sekunden Rückstand auf Platz drei ins Ziel.

Anschließend zeigte Rubens Barrichello kein Verständnis für die Safety-Car-Phase, in der der BAR-Honda von Jacques Villeneuve aus der Gefahrenzone geborgen wurde: "Beim Start stand ich auf der sauberen Seite und meine Beschleunigung war gut, so dass ich einen fantastischen Start hatte. Als ich Montoyas Speed sah, wusste ich, dass auch er auf einer Zweistoppstrategie unterwegs war. Dann hatte ich eine Chance, ihn zu überholen, als er etwas von der Spur abkam. Ich war bereits neben ihm, als er rüber zog und ich mit einem Rad aufs Gras kam, aber ich nutzte die Möglichkeit und ging in Führung. Dann ruinierte das Safety-Car mein Rennen und ich verstehe nicht, warum es zum Einsatz kam und es unmöglich war, den BAR-Honda anders zu bergen. Ich verlor bei meinem Boxenstopp ein wenig Zeit, als meine Kühler gereinigt werden mussten, aber es war nicht viel. Was das Ereignis mit David Coulthard in der Schikane betrifft, so bremste ich an meinem Punkt und hätte durch die Schikane fahren können, aber wenn du siehst, dass jemand anderes auch vorbeifährt, kannst du nicht einlenken und ich ging von den Bremsen. Wenn es eine Wand dort gegeben hätte, hätten wir beide die Kurve genommen. Ich wusste, dass zwei Boxenstopps mit dem Safety-Car riskant waren, aber ich fühlte mich auf der Zweistoppstrategie wohl, um zu versuchen, das Rennen zu gewinnen."

Rennleiter Jean Todt dankte den Partnern des Teams: "Dies war ein großartiges Resultat heute. Das Team erledigte einen fantastischen Job und die Autos waren die besten auf der Strecke mit einer sehr guten Zuverlässigkeit. Die Bridgestone-Reifen und die Brembo-Bremsen funktionierten sehr gut. Wir widmen diesen Sieg allen in Maranello, die Tag und Nacht für dieses Resultat arbeiten. Ein spezieller Gedanke geht an Gianni Agnelli. Durch seine Zuneigung zu Ferrari bin ich sicher, dass er das Rennen aufmerksam verfolgte und sich über das Resultat freut. Wir hoffen, dass wir ihn bald wieder bei den Rennen sehen, wie er das immer getan hat, in den guten und besonders in den schlechten Zeiten. Was das Rennen betrifft, hatten wir gedacht, eine konkurrenzfähige Strategie für Rubens mit zwei Stopps gewählt zu haben. Es ist aber eine Schande, dass ihm das Safety-Car in der 14. Runde den Vorsprung nahm. Zwei Runden vor dem Schluss baten wir Rubens, etwas Fahrt herauszunehmen, da die Möglichkeit von Bremsproblemen bestand. Es war besser, den dritten Platz zu sichern als am Ende mit leeren Händen dazustehen."