• 01.01.2004 17:55

  • von Fabian Hust

Ferrari: Ross Brawn nicht mehr "Chefstratege"

2003 lag Ferrari vor allem zu Saisonbeginn mit der Strategie oftmals daneben ? Grund genug für Veränderungen bei Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Ein schnelles und zuverlässiges Auto zu haben ist in der Formel 1 meistens nur die halbe Miete für einen Sieg. In der Realität geht es in den Rennen meistens so eng zu, dass die Rennstrategie über Sieg oder Niederlage mitentscheidet. Die Zeiten, in denen sich Ferrari auf überlegenes Material verlassen konnte, sind längst vorbei.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Ross Brawn ist nicht mehr Länger der "Chefdenker" in Sachen Rennstrategie

In der vergangenen Saison hatte Ferrari große Probleme, das neue Reglement mit dem Einzelzeitfahren und dem Tankverbot zwischen Qualifying und Rennen optimal umzusetzen. Die Konkurrenz von BMW-Williams und vor allem McLaren-Mercedes war den Roten zu Saisonbeginn einen Schritt voraus. Im Nachhinein hat man die Fehler im Weltmeisterteam nicht nur zugegeben sondern auch abgestellt.#w1#

"Das Qualifying wurde 2003 Teil der ganzen Strategie - und da waren wir in den ersten Rennen nicht wirklich auf der Höhe", gibt Technikdirektor Ross Brawn in einem Interview mit dem 'kicker' zu. Der Brite, eigentlich bekannt für seine ausgezeichneten Rennstrategien, hatte zur Verwunderung der Experten seine liebe Mühe, die richtige Strategie für die Rennen zu finden.

Baldisseri zog Rücktritt in Betracht

Wie der 49-Jährige zugibt, hat dies sogar intern für Spannungen gesorgt: "Das war der Grund, warum sich Baldisseri beinahe vom Rennsport zurückgezogen hat. Wir haben es geschafft, ihn zurückzuholen. Weil ich jemand brauchte, der mir bei der Strategie assistierte. Die ganze Vorbereitung, die ganzen Parameter - das ist alles viel komplizierter geworden", verrät Brawn, dass Renningenieur Luca Baldisseri mit seiner Arbeit ganz offenbar nicht zufrieden war.

Es ist immer eine Stärke, eigene Fehler oder Schwächen einzugestehen, in der Formel 1 ist diese Eigenschaft für ein Formel-1-Team nicht selten der Schlüssel zum Erfolg. Es hat in der Vergangenheit viele Beispiele gegeben, die aufzeigen, was passieren kann, wenn dies nicht geschieht und die Bereitschaft fehlt, sich im schlimmsten Fall sogar aus einem Arbeitsbereich zurückzuziehen.

Baldisseri statt Brawn

In Maranello wird man diesen Schritt für die kommende Saison vollziehen. Ross Brawn wird nicht mehr länger der "Chefdenker" an der Boxenmauer sein. Luca Baldisseri wird sich dem 'kicker' zufolge um die Rennstrategie kümmern, auch wenn das Thema Rennstrategie immer noch eine Aufgabe für die wichtigsten Köpfe des Teams sind, denn schlussendlich haben natürlich vor allem die Fahrer und der Reifenhersteller noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden.

Schon jetzt wird darüber nachgedacht, wie sich die Strategie in den Rennen aufgrund des erneut geänderten Reglements verändern wird. Zum einen wäre da die Einmotorenregel. Standzeiten an der Box, während denen dem Motor kein kühlender Fahrtwind zugefächert wird, sind vielleicht zu Saisonbeginn noch ein Grund, weniger oft aufzutanken. Grundsätzlich aber geht der Trend eher in Richtung eines zusätzlichen Stopps, denn statt mit maximal 80 km/h wie bisher ist in der Boxengasse ab der kommenden Saison Tempo 100 erlaubt.