Ferrari: Keine 400-km-Motoren für den "Fall der Fälle"
Das Ferrari-Team gibt Einblicke in die Motorenentwicklung und dementiert, dass man einen 400-km-Motor im Gepäck hat
(Motorsport-Total.com) - Der Formel 1 stehen an den kommenden zwei Wochenenden Rennen in Kanada und den USA bevor. Beide Strecken haben eines gemeinsam: Sie belasten die Motoren überdurchschnittlich stark. Hinzu kommt in diesem Jahr die Herausforderung, dass die Motoren ein ganzes Wochenende über halten müssen. Keine Sorgen macht man sich darüber bei Ferrari, wo es in diesem Jahr noch keinen Motorschaden gegeben hat.

© Ferrari
Der Ferrari-Motor hat sich bisher als sehr zuverlässig erwiesen
Wie man eine solch beeindruckende Zuverlässigkeit erzielen kann, erklärt Gilles Simon, Chef der Motor-Design- und Entwicklungs-Abteilung: "Den neuen Anforderungen des Motors gerecht zu werden, war nicht einfach aber dies war unser Hauptziel im letzten Jahr, als die Entwicklungsarbeit begann", so der Franzose. "Ferraris Motoren verfügen seit einer langen Zeit schon über eine gute Zuverlässigkeit, denn dieser Aspekt hat bei uns höchste Priorität. Dabei muss man jedes Designelement genau überprüfen. Das ist kein Wunder, es stecken Systeme und Methoden dahinter, die einem klaren und systematischen Plan folgen. Wir vertrauen niemals einem guten Abwägen oder dem temporären Beheben eines Problems."#w1#
Eine gute Zuverlässigkeit wäre jedoch überflüssig, wenn der Motor nicht stark genug wäre. Diese zwei Komponenten müssen also miteinander verbunden werden und hier sind die Ingenieure bei Ferrari auf der sicheren Seite, da sie wissen, dass zu jedem Zeitpunkt ganz exakt kontrolliert wird, um das Element Risiko zu minimieren: "Natürlich ist die Zuverlässigkeit wichtig, aber zur gleichen Zeit muss der Motor und das gesamte Paket konkurrenzfähig sein", so Simon. "Wir müssen so konkurrenzfähig wie möglich sein und gleichzeitig den richtigen Level an Zuverlässigkeit aufrechterhalten."
Natürlich verfügt Ferrari über moderne Motorenprüfstände, es geht aber nichts über einen Test auf der Rennstrecke: "Wenn der Motor zum ersten Mal in einem Chassis läuft, dann wissen wir noch nicht alles über ihn", so Simon. "Sicher ist, dass wir einen Motor nicht auf der Strecke fahren, wenn er nicht zumindest auf dem Prüfstand einen bestimmten Zuverlässigkeitslevel erreicht hat und wir absehen können, dass er mit den Anforderungen eines Rennens zurechtkommt."
Auch hier hat das neue Reglement die Arbeitsweise beeinflusst. In der Vergangenheit wurde ein neuer Motor im Qualifying "riskiert", um von dem Plus an Leistung zu profitieren, der alte und bewährte Motor wurde dann für das Rennen wieder eingebaut: "Schon das letzte Jahr, als die Parc-Fermé-Regel eingeführt wurde, bedeutete das Ende für Ausprobieren eines neuen Motors im Qualifying. Unsere Arbeitsmethoden wurden an die neuen Regeln angepasst, aber die Grundsätze haben sich nicht verändert."
Theoretisch, so wurde spekuliert, könnte ein Hersteller im Rennen einen stärkeren Motor einsetzen, wenn der Motor im Verlauf eines Rennwochenendes gewechselt werden muss: "Wir haben keinen 400-Kilometer-Motor für den Fall, dass der 700-Kilometer-Motor ein Problem hat", so Simon. "Es ist jedoch logisch, dass wir es uns leisten können, im Rennen länger mit höherer Drehzahl zu fahren, wenn ein Motor im Freien Training und Qualifying nicht benutzt wurde. Aber wir haben keine unterschiedlichen Motorspezifikationen. Es gibt auch keinen Unterschied bei den Motoren zwischen den beiden Fahrern. Die Art und Weise, wie er an die Bedürfnisse des Fahrers angepasst ist, kann jedoch aufgrund ihrer Fahrstile schwanken."

