Ferrari gibt Entwarnung: Kein Schaden bei Sebastian Vettel

Ferrari zeigte im Training heute beide Seiten der Medaille: Zwar war die rote Göttin schnell, dafür aber fehleranfällig - Entwarnung bei Sebastian Vettel

(Motorsport-Total.com) - Die Schöne und das Biest: Ferrari hat sich beim Freitagstraining der Formel 1 gleich von beiden Seiten gezeigt. Sportlich gibt es für die Scuderia heute nichts zu meckern, denn Sebastian Vettel konnte beide Einzelsessions als Schnellster abschließen - 1:31.310 Minuten reichten in der Abendsession, um sich die Tagesbestzeit zu sichern. Teamkollege Kimi Räikkönen rundete mit Platz vier (+0,168 Sekunden) das gute Ergebnis ab.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettels "Gina" wird das Wochenende weiter bestreiten können Zoom

Doch der Auftritt wurde heute von technischen Problemen überschattet. Sowohl Vettel als auch Räikkönen mussten ihre Boliden jeweils einmal vorzeitig parken. Beim Finnen gab es im ersten Training ein Überhitzungsproblem am Turbo des Motors - sein Auto konnte bis zum zweiten Training repariert werden. Dort rollte jedoch Vettel mit einem elektronischen Problem aus, konnte seine Session aber später fortsetzen.

"Plötzlich hatte ich ein Problem. Auf einmal waren die Lichter aus und das Auto aus", rätselt der Deutsche über seine Schleichfahrt. Was genau am Ferrari nicht stimmte, weiß Vettel jedoch noch nicht. Jedoch soll kein Schaden am Auto selbst vorliegen. "Heutzutage sind die Autos nicht nur Autos, es ist auch viel Technologie und Software dabei. Irgendwas lief da schief", so seine erste Analyse.

Doppelte Technikpanne bei Ferrari

Durch das Problem schaltete auch die Warnleuchte über seinem Cockpit auf Rot, was Gefahr durch Elektrizität signalisiert. Aus dem Cockpit heraus drückte Vettel noch den Knopf für den neutralen Modus, doch kurz vor der Boxeneinfahrt ging nichts mehr. Durch die Warnleuchte blieb der Deutsche im Ferrari sitzen und musste sich von den Streckenposten in die Box schieben lassen. "Wir hatten das Glück, dass das Problem am Ende der Runde auftrat", sieht er es positiv.

So konnte Vettel nach einer kurzen Behebungspause noch einmal auf die Strecke gehen und sein normales Programm fortsetzen. Kimi Räikkönen wurde bei seinem Schaden im ersten Training hingegen zum Wüstenspaziergänger, als er zu Fuß den Weg in die Boxengasse suchte, bis ihn nach einigen Metern Marsch ein Roller aufgabelte und mitnahm. Sein Turbo wurde im Anschluss als Vorsichtsmaßnahme gewechselt, seine Power-Unit ist aber nicht in Gefahr.

Doch zurück zum ernsten sportlichen Geschehen: Dass Vettel heute beide Sessions gewinnen konnte, war Wasser auf die Mühlen von Konkurrent Lewis Hamilton, der die Favoritenbürde schon vor dem Wochenende in Richtung Scuderia abschob, und auch Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko ließ verlauten, dass erst Ferrari und dann ganz lange nichts komme. Das wundert Vettel allerdings: "Das ist interessant. Da muss man ihn nachher mal fragen, wie er zu dem Schluss kommt", so seine Reaktion.

Ferrari bei Longruns im Hintertreffen

Denn zufrieden ist der Deutsche mit dem heutigen Freitag nämlich eigentlich nicht. "Heute war nicht der beste Tag für uns. Wir müssen das Auto noch verbessern", sagt er. "Auf einer Runde fühlte sich das Auto gut an, aber auf den Longruns scheinen wir etwas hintendran zu sein." Und genau dort liegt der Knackpunkt, denn bei den Longruns war Ferrari heute nicht das Maß aller Dinge: Beiden Piloten fehlte im Durchschnitt gut eine halbe Sekunde auf Lewis Hamilton, auch wenn die Zeiten natürlich mit Vorsicht zu genießen sind.

Vettel weiß, dass er natürlich mit Mercedes rechnen muss: "Sie sahen am Morgen schon etwas stärker aus", sagt er. Möglicherweise könnten die Reifen aber am Ende wieder zum Vorteil der Roten werden, denn während Kimi Räikkönen in der 22. Runde auf Supersofts noch Zeiten von 1:37,4 Minuten fahren konnte, war Mercedes' Valtteri Bottas zum gleichen Zeitpunkt gut vier Zehntelsekunden pro Runde langsamer.

Kimi Räikkönen

Kimi nutzte sein Aus für einen ausgiebigen Wüstenspaziergang Zoom

Die Frage wird sein, wem die heißen Temperaturen an diesem Wochenende eher entgegenkommen. Selbst am Abend zeigte das Thermometer im Wüstenstaat locker über 30 Grad Celsius an, was Fahrer und Technik ganz schön ins Schwitzen bringt. "Die Bedingungen sind schwierig, es ist viel heißer als in den vergangenen Jahren", meint Kimi Räikkönen, der sich aber noch nicht mit irgendeinem Siegkampf beschäftigen möchte: "Dafür ist es noch zu früh", so der "Iceman".

Vettel sieht noch Verbesserungspotenzial

Räikkönen muss an diesem Wochenende sportliche Schlagzeilen schreiben, nachdem ihn Präsident Sergio Marchionne nach dem Grand Prix öffentlich kritisierte. Es wird davon ausgegangen, dass dem Finnen Kurse wie Bahrain besser liegen sollten, weil dort der Vorderreifen nicht so kritisch ist. Doch auch heute beschwerte er sich wieder über zu viel Frontflügel an seinem Auto

Teamkollege Sebastian Vettel rechnet sich hingegen Chancen aus. Der Tag sei für ihn im Großen und Ganzen okay gewesen, doch das Limit des Autos habe man noch nicht erreicht. "Es fühlt sich so an, als sei noch mehr drin", sagt er. Das konnte man schon bei seiner schnellen Runde sehen, die ihn zwar auf Platz eins brachte, bei der er sich aber trotzdem über die Bremsen beschwerte.

Morgen wird es darum gehen, wer am meisten zulegen kann. Ferrari hatte einige seiner Updates bereits im Auto - am auffälligsten war der neue Frontflügel. Ein neuer Unterboden soll hingegen noch in der Garage stehen. "Wir müssen unsere Daten noch analysieren", betont Technikchef Mattia Binotto. So bleibt wie immer das Freitagsfazit von Vettel: "Wir werden sehen, was morgen passiert."