Ferrari erst am Nachmittag in gewohnter Form
Nach einem mäßigen ersten Training stellten die Ferrari-Piloten doch die gewohnte Hackordnung her - Barrichello vorne
(Motorsport-Total.com) - Die Tribünen waren am heutigen ersten Trainingstag in Interlagos fast leer, doch das dürfte sich spätestens morgen zum Qualifying ändern: Rubens Barrichello fuhr Freitagsbestzeit, unterbot in 1:11.166 sogar die letztjährige Pole Position deutlich und machte so seinen brasilianischen Landsleuten Hunger auf die Formel 1.

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"Rubinho", wie ihn seine Fans nennen, erwischte einen perfekten Auftakt
"Ich bin sehr zufrieden. Das Publikum zu hören, hat mir ein Lächeln ins Gesicht getrieben", erklärte der Lokalmatador. "Darüber hinaus hat sich das Auto in beiden Sessions gut verhalten. Es ist gut ausbalanciert und das Team hat einen guten Job gemacht. Jetzt müssen wir cool bleiben und das Auto weiter verbessern, dann stehen wir vor einem konkurrenzfähigen Wochenende. Die Strecke hat mehr Grip als letztes Jahr, aber es sind noch genauso viele Bodenwellen da."#w1#
Erst am Nachmittag drehte Ferrari groß auf
Für den 32-Jährigen, der bei elf Starts in seiner Heimat erst einmal die Zielflagge gesehen hat, begann der Tag recht mäßig - mit einem neunten Platz und 1,308 Sekunden Rückstand im Vormittagstraining. Doch im Gegensatz zu anderen Freitagen hat Ferrari die Strategie geändert, erst am Nachmittag Benzin aus dem Tank genommen und die Konkurrenz später schockiert als sonst. Genau nach demselben Strickmuster verfuhr man ja auch mit Michael Schumacher.
Der Weltmeister verbesserte sich von Position elf am Morgen auf den zweiten Platz, 0,168 Sekunden hinter seinem Teamkollegen: "Es war ein komplizierter Tag, denn ich bin draußen auf der Strecke immer wieder in Verkehr geraten", gab der Deutsche zu Protokoll. "Das hat es uns schwer gemacht, unser Programm so durchzuziehen, wie wir das gewollt hätten, aber auch so wissen wir genug über das Setup und es sitzen ja sowieso alle im selben Boot."
"Ich bin mir nicht ganz sicher, wo wir in Sachen Performance auf längere Distanzen stehen, aber auf eine schnelle Runde sind wir jedenfalls dabei", fuhr Schumacher, der zumindest nach außen hin recht konstant wirkte, fort. "Die Strecke ist sehr wellig, was sie noch schwieriger macht, aber alles in allem sind wir gut gerüstet und mit Chancen auf den Sieg. Erster und Zweiter zu sein ist ein guter Start in dieses Wochenende."
Brawn und Todt mit beiden Trainings zufrieden
Das sieht auch Technikchef Ross Brawn so: "Zwei sehr gute Sessions, auch wenn die Balance am frühen Morgen noch nicht optimal war. Als die Strecke sauberer wurde und die Ingenieure einiges veränderten, wurde das Auto besser. Jetzt passt es. Wir haben beide Reifentypen evaluiert und es wird wohl eine schwierige Entscheidung. Die Reifen sind konstant und die Fahrer fühlen sich im Auto wohl. Wenn wir weitere Fortschritte machen, sind wir in einer guten Ausgangsposition."
Natürlich gab auch Teamchef Jean Todt seine Meinung zu Protokoll: "Wie immer am Freitag haben wir am Setup und an der Evaluierung der beiden Bridgestone-Reifenmischungen gearbeitet. Bisher hat es den Anschein, dass die japanische Firma wieder einen tollen Job gemacht hat. In den zwei Trainingsstunden wurde die Strecke mit jedem vorbeifahrenden Auto besser. Die Zeiten liegen sehr eng beisammen, was darauf schließen lässt, dass es ein spannendes Qualifying und Rennen geben wird."
"Es fühlt sich irgendwie komisch an, am Ende der Saison hier in Interlagos zu fahren", fügte er an, "statt am Saisonbeginn wie sonst. Das heute war der erste Tag des letzten Rennwochenendes eines außergewöhnlichen Jahres für Ferrari." Dass dieses außergewöhnliche Jahr 2004 mit einem weiteren Sieg abgeschlossen werden soll, musste der kleine Franzose, oft scherzhaft "Napoleon" genannt, nicht extra erwähnen...

