Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!
Ferrari denkt schon an die Saison 2005
Wer in der Formel 1 erfolgreich sein will, der muss langfristig planen ? da stellt das Ferrari-Team keine Ausnahme dar
(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat die Grundlagen für eine erfolgreiche "Ära" - in der man über Jahre hinweg die Formel 1 wie zuvor Williams oder McLaren dominieren möchte - bereits Anfang dieses Jahres geschaffen. Damals gab das Team bekannt, dass Ferrari-Rennleiter Jean Todt seinen Vertrag bis Ende 2004 verlängert hat. Auch Ross Brawn, Technischer Direktor des Teams, Chefdesigner Rory Byrne und Motorenchef Paolo Martinelli verlängerten ihre Verträge um weitere drei Jahre bis Ende 2004.

© Ferrari
Die Ferrari-Mannschaft feiert den 50. Sieg von Michael Schumacher
Jean Todt lotste gemeinsam mit Michael Schumacher im Laufe der Saison 1997 das Technikerduo Brawn und Byrne zu Ferrari. Die beiden Briten hatten zuvor bei Benetton mit Schumacher zusammen zwei Fahrer-Titel gewonnen. Nun bemüht man sich bereits bei Ferrari darum, die Weichen für die Zukunft von Ferrari nach der Saison 2004 zu stellen.
Dabei dreht sich alles um Jean Todt, der bereits in den letzten Jahren Rücktrittsgelüste geäußert hatte und nun endgültig Ende 2004 von seinem Job zurücktreten möchte, der ihn in seinem Leben voll und ganz einnimmt. "Mein Ziel ist es, bis dahin vor allem sicher zu stellen, dass Ferrari auch nach meiner Zeit konkurrenzfähig sein wird", so der Franzose. Einen geeigneten Rennleiter zu finden ist nicht einfach. Aus diesem Grund muss langfristig geplant werden, vielleicht ein Mann aus den eigenen Reihen dazu vorbereitet werden.
"Wenn Michael weiterhin Formel 1 fahren sollte, dann bei Ferrari", erklärte Manager Willi Weber kürzlich, doch ob Michael Schumacher seinen Vertrag verlängern wird, wenn sein Freund Jean Todt und andere Schlüsselpersonen nicht mehr an Bord sind, ist fraglich. Aus diesem Grund will Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo versuchen, alle Beteiligten noch einmal zu überreden, ein paar Jahre zu verlängern. Dazu müssen bereits in den kommenden Jahren die Hebel den richtigen Stellen angesetzt werden.
Denn dies würde voraussetzen, dass Ferrari auch nach 2004 konkurrenzfähig sein kann. Finanziell muss die Basis dazu stimmen, wofür der Ferrari-Präsident maßgeblich verantwortlich ist. Der Italiener kämpft selbst mit seinem anstrengenden Job und überlegt sich ernsthaft, ein Jahr Pause einzulegen, um dann rechtzeitig vor dem Auslauf der Verträge der Schlüsselpersonen des Teams die Fäden wieder mit vollem Einsatz ziehen zu können
Chefdesigner Rory Byrne, der sich bereits zur Ruhe gesetzt hatte um dann doch noch einmal die meiste Zeit des Tages im Windkanal und vor den Computern bei Ferrari zu verbringen, hat gegenüber der britischen Presse nicht ausgeschlossen, dass er seinen Vertrag nach 2004 noch einmal verlängern könnte: "Ich, Todt und Brawn leben fünf Kilometer voneinander entfernt und unsere Beziehung zueinander ist von einer engen Freundschaft geprägt. Alle unsere Verträge laufen bis 2004, aber sie könnten noch einmal verlängert werden."
Die Schlüsselpersonen von Ferrari im Portrait
Todt baute Ferrari über Jahre hinweg auf
Jean Todt war schon immer ein Dirigent, kein richtiger Racer. Damit war der kleine Franzose, der oftmals liebevoll "Napoleon" genannt wird, für seine Rolle als Teamchef wie geschaffen. Als sich Jean Todt in den 60er-Jahren im Rallye-Sport versuchte, wurde ihm schnell klar, dass er besser rechts als links im Auto sitzt um den Piloten in die richtige Richtung zu diktieren. Todt ist nach Außen hin unscheinbar und ruhig, aber als Teamchef ist er hinter den Kulissen nicht nur verbissen und ein richtiges Arbeitstier, sondern der 54-jährige kann auch leicht einmal aus der Haut fahren. 1982 zog sich Todt aus dem Rallye-Sport als Co-Pilot zurück und wurde Sportchef beim Rallye-Team von Peugeot und nachdem er Peugeot nicht überzeugen konnte, in die Formel 1 zu gehen, wechselte er 1993 zu Ferrari.
Damals befand sich Ferrari in einer schweren Krise, aus der sich das Team trotz Todt nur sehr schwer herausarbeiten konnte. Doch Todt war der richtige Mann und es ist der Mithilfe von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zu verdanken, dass Todt schlussendlich den Zuschlag erhielt, wie der Franzose verrät: "Bei meinem ersten Treffen mit Luca Montezemolo hat mich auch Bernie Ecclestone empfohlen", so Todt.
Todts erstes Ziel war es gewesen, aus der "Scuderia Nationale" ein internationales Team zu formen: "Klar ist Ferrari ein italienisches Team, aber die Formel 1 ist international und Italien wollte ein Siegerteam. Es wäre natürlich schon schöner gewesen, wenn man ein rein italienisches Team gehabt hätte, aber ein Team, geformt aus einer einzigen Nation, gibt es heute nicht mehr."
Gemeinsam mit dem damaligen Ferrari-Berater Niki Lauda lockte Todt Michael Schumacher von Benetton zu Ferrari. Mit dem Kerpener wurde das Team nach einem schwierigen ersten Jahr 1996 im folgenden Jahr auf Anhieb konkurrenzfähig. 1997, 1998 und 1999 verpasste Ferrari den Fahrertitel ganz knapp. 1999 holte man zwar den Konstrukteurstitel, aber erst 2000 gelang es, beide Titel zu holen.
Ross Brawn - das Boxengassengenie
Alles hört bei Ferrari auf Michael Schumacher, doch der hört nur auf Einen: Ross Brawn, der Technikdirektor und Chefstratege des Ferrari-Teams, gibt die Richtung vor, wenn der dreimalige Formel-1-Weltmeister um die WM-Spitze kämpft. "Ich vertraue ihm. Wir beide wissen, was wir von einander zu halten haben", sagt Schumacher über den Mann, dem er seit Jahren schon eine Reihe von Siegen zu verdanken hat.
Brawn ist Schumachers "Superhirn" - teamintern nennen sie ihn "Einstein" - und verantwortlich für die Rennstrategie. Einer der wichtigsten Männer der Formel 1 und einer der begehrtesten: Der studierte Atomwissenschaftler hatte mehrere Angebote der Konkurrenz vorliegen.
"Er sagt, ich soll schneller fahren. Und ich fahre schneller", scherzt Schumacher über das Verhältnis der beiden. Tatsächlich hat Brawn, wenn es sein musste, den WM-Spitzenreiter schon ab und zu per Boxenfunk zum Sieg dirigiert. Wenn es die Situation erfordert, kann der 46-jährige Engländer blitzschnell im Grand Prix die Taktik ändern. "Wir diskutieren auch während des Rennens", so Schumacher.
Mit Brawn wurde Schumacher bei Benetton zwei Mal Weltmeister. Ende 1996, nach einem denkwürdigen Pannen-Jahr bei Ferrari, holte der Deutsche den Engländer gemeinsam mit dem ebenfalls bei Benetton schon erfolgreichen Aerodynamik-Experten Rory Byrne zu den "Roten". Seitdem ging es dort bergauf. Brawn vergleicht das Ausarbeiten einer Grand-Prix-Strategie mit einem Schachspiel: "Es ist auch in der Formel 1 nützlich, einige Züge voraus zu denken." So tüftelt er abhängig von der Strecke und der Startaufstellung am Abend vor einem Rennen sämtliche möglichen Schlachtpläne aus.
Dabei wirkt Ross Brawn wirklich nicht wie das trickreichste Pokerface der Formel 1. Der große behäbige Mann mit Brille sieht eher gemütlich aus. Er liebt Gartenarbeit, angelt und züchtet Rosen, trinkt und sammelt in seinem Landhaus edle Weine. Früher hatte er bei Williams, Jaguar und Arrows gearbeitet, ehe er 1992 Technikchef bei Benetton wurde, dort auf Schumacher und damit auf den für ihn idealen Piloten traf. Denn der Deutsche hat das Talent, die Vorgaben exakt umzusetzen. "Er weiß, dass ich das dann auch mache", so Schumacher.
Offenbar ist der Doppel-Weltmeister auch sehr zufrieden mit seinem Vordenker. "Wir haben nie Grund, aufeinander sauer zu sein", berichtete er. Auch die Meinung des Fahrers hat bei Brawn Gewicht, versicherte Schumacher, der dabei unfreiwillig ein Wortspiel mit Brawns Vornamen zu Stande bringt: "Er sitzt nicht auf dem hohen Ross. Ich auch nicht."
Rory Byrne - der Aerodynamiker
Eindeutige Stärke des Südafrikaners ist die komplizierte Welt der Aerodynamik. Der von ihm gezeichnete F2001 gilt als eines der Glanzstücke in der langen Ferrari-Geschichte. Eigentlich wollte der 57-jährige schon Ende 1999 in den Ruhestand treten, jetzt wird er dem Titelverteidiger bis 2004 treu bleiben. Nachdem Schumacher nach seinem zweiten Titel 1995 bei Benetton das Team verließ, wollte Byrne ebenfalls in Rente gehen, kam dann aber Anfang 1997 zu Ferrari.
Paolo Martinelli - der Motorpapst von Ferrari
Er ist ein Ferrari-"Urgestein", wechselte aber erst 1994 auf Todts Wunsch aus der Motorenentwicklung für Serienwagen ins Grand-Prix-Team. Martinelli konstruierte den Zehnzylinder vom Typ 049 (2000) und dessen verschiedene Entwicklungsstufen sowie den 2001er-Motor mit der Typbezeichnung 050. Seit 1978 ist Martinelli bei Ferrari, seit 1994 für den Bau der Formel-1-Motoren beauftragt.

