Ferrari: Alles riskiert - (fast) nichts gewonnen

Ferrari riskierte mit dem Einsatz des F2005 viel, am Ende konnte weder Michael Schumacher noch Rubens Barrichello punkten

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumachers Vorstellung im 2. Qualifying am Sonntagmorgen hat gezeigt, dass der neue Ferrari F2005 in diesem Jahr noch Rennen gewinnen kann. Auch Rubens Barrichellos Vorstellung im Rennen war bis an jenem Punkt überzeugend, als seine Reifen begannen abzubauen. Für Michael Schumacher war der Große Preis von Bahrain in der 12. Runde gelaufen, als die Hydraulik in seinem Auto zusammenbrach. Vermutlich wegen einer Überhitzung, verursacht durch einen Defekt am Kühler, der durch ein Trümmerteil aufgetreten sein könnte. Die genaue Ursache steht aber noch nicht fest.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher hielt am Anfang locker mit Fernando Alonso mit

Ferrari hat mit der um zwei Rennen vorgezogenen Premiere des F2005 viel riskiert und keine Punkte gewonnen, weil Rubens Barrichello in der letzten Runde wegen seiner massiven Probleme noch von David Coulthard auf den neunten Rang verdrängt wurde. Doch das Weltmeisterteam hat auch etwas gewonnen: Die Erkenntnis, dass man innerhalb kürzester Zeit wieder konkurrenzfähig sein kann - wenn man die Zuverlässigkeit und die Reifenprobleme in den Griff bekommt, die Barrichello schon in Malaysia zur Aufgabe gezwungen hatten. In der Anfangsphase hielt Schumacher locker mit dem späteren Rennsieger Fernando Alonso mit.#w1#

Die Probleme mit dem F2005 begannen bei Rubens Barrichello schon am Freitag. Der Brasilianer musste das Auto nach wenigen Runden im 1. Freien Training mit Getriebeproblemen abstellen. Über Nacht reparierte man die Schalteinheit, doch aus Sicherheitsgründen verzichtete man auf eine Rausfahrt im 3. und 4. Freien Training. Der 32-Jährige musste so praktisch unvorbereitet in die Qualifikation. Im 2. Qualifying streikte das Getriebe erneut, der Motor wurde dabei überdreht, weswegen man fast das komplette Heck des F2005 vor dem Rennen austauschte.

Barrichello musste mit dem Schumacher-Setup fahren

Rubens Barrichello: "Ich denke, dass dies ein Wochenende zum Vergessen für mich war. Ich bin vor dem Rennen nur vier gezeitete Runden gefahren und dann machte ich in nur ein paar Runden zehn Plätze gut. In der Qualifikation waren die Reifen auf eine Runde großartig und sie waren im ersten Teil des Rennens gut. Jedoch bekam ich danach zu viel Übersteuern, da die Reifen übel abbauten und meine Rundenzeiten wurden aus diesem Grund langsamer."

"Ein Teil des Problems kam durch die Tatsache zustande, dass ich an den vorangegangenen Tagen kaum fuhr, ich musste Michaels Setup verwenden und ich denke, dass ich hätte besser abschneiden können, wenn ich ein Setup hätte aussuchen können, das besser zu meinem Fahrstil passt.""

"Aus diesem Grund begann ich auch Plätze zu verlieren. Auch wenn ich Massa und Coulthard beim Bremsen hinter mir halten konnte, waren sie in der Lage, mich am Kurvenausgang zu schnappen und das ist auch passiert. Wir haben nun drei Wochen vor Imola und wir werden in Barcelona testen, das sehr hart zu den Reifen ist. Wir müssen sehr hart daran arbeiten, die Probleme auf diesem Gebiet zu verstehen und die Zuverlässigkeit des Autos hinzubekommen. Wir haben Zeit, um uns zu verbessern."

Schumacher sieht im F2005-Einsatz keine Fehlentscheidung

Michael Schumacher: "Mit Sicherheit muss ich enttäuscht darüber sein, das Rennen nicht beendet zu haben. Aber ich kann als positive Tatsache sehen, dass wir die fantastische Anstrengung hinbekommen haben, das neue Auto hier mitzubringen und es war die absolut richtige Entscheidung. Bis zu meinem Ausfall war das Auto sehr konkurrenzfähig und ich bin mir sicher, dass das in den kommenden Rennen noch mehr der Fall sein wird."

"Ich bin ausgefallen, da ich keinen Hydraulikdruck hatte, ich konnte aus diesem Grund nicht mehr runterschalten, aus diesem Grund bin ich rausgerutscht und musste die Auslaufzone nutzen. Wir haben hart daran gearbeitet, das neue Auto für hier fertig zu bekommen und nun müssen wir es weiterentwickeln. Ich freue mich jetzt auf Imola."

Ross Brawn hat ebenfalls gemischte Gefühle
Ross Brawn, Technischer Direktor: "Das Resultat ist offensichtlich enttäuschend, aber man kann aus diesem Wochenende viel Positives mitnehmen. Wir wussten, dass es eine Herausforderung sein würde, das neue Auto zu bringen. Michael hatte ein Standfestigkeitsproblem im Rennen, während Rubens wegen seiner Standfestigkeitsprobleme an den vorangegangenen Tagen kein Setup hatte. Er konnte aus diesem Grund nicht alles aus seinem Auto herausholen."

"Dennoch war Michael vor dem Rennen sehr zuversichtlich und er hatte aus seiner Startposition heraus ein gutes Gefühl. Er ist ausgeschieden, daher konnten wir es nicht sehen, aber ich glaube, dass seine Strategie sehr konkurrenzfähig gewesen wäre. Jetzt müssen wir mit unseren Partnern zusammenarbeiten, damit wir vor Imola noch stärker werden und wieder da hinkommen, wo wir hingehören."

Todt: "Rennen genauso schwierig wie enttäuschend"

Ferrari-Rennleiter Jean Todt: "Das Rennen war genauso schwierig wie enttäuschend. Michael startete aus der ersten Reihe und schied in der elften Runde aus, während er gerade um die Führung kämpfte. Rubens startete eine tolle Aufholjagd und wurde - vom letzten Platz aus losgefahren - schon als Fünfter geführt, aber dann hat er in letzter Minute noch WM-Punkte verloren. Das ist enttäuschend, aber wir wissen jetzt, dass der F2005 konkurrenzfähig ist."

"Wir haben noch viel Arbeit mit unseren Partnern, vor allem Bridgestone, und in Sachen Standfestigkeit vor uns. Das Gesamtergebnis der ersten drei Rennen außerhalb Europas entspricht sicher nicht unseren Erwartungen und ist eine Enttäuschung. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir rechtzeitig vor dem Heimrennen in Imola zulegen können, denn dort fahren wir vor so vielen unserer Fans."