Alonso gewinnt den Hitze-Thriller von Bahrain

Bei Gluthitze fuhr Fernando Alonso heute seinen zweiten Saisonsieg ein - Trulli und Räikkönen auf dem Podium, Michael Schumacher k.o.

(Motorsport-Total.com) - Ein Märchen aus 1.000 und einer Nacht haben wir in unserer 'F1Total.com'-Rennvorschau für den Grand Prix von Bahrain vorhergesagt - und ein märchenhafter Motorsport-Leckerbissen ist es auch geworden: Zwar gewann Fernando Alonso (Renault) den dritten WM-Lauf 2005 überlegen, doch hinter ihm gab es von der ersten bis zur letzten Minute spektakuläre Formel-1-Action.

Titel-Bild zur News: Start in Bahrain 2005

Start in Bahrain: Alonso sticht vor Michael Schumacher in die erste Kurve

Schon vor dem Start herrschte jede Menge Wirbel, als Christian Klien beim Losfahren in die Aufwärmrunde nicht vom Fleck kam und frustriert an die Red-Bull-Garage geschoben werden musste. Zu diesem Zeitpunkt wurden am Grid nicht weniger als 42 Grad Luft- und 55 Grad Asphalttemperatur gemessen, was schon auf eine wahre Hitzeschlacht für Mensch und Material hindeutete - und so ist es dann auch tatsächlich gekommen...#w1#

Alonso und Schumacher setzten sich früh vom Rest ab

Polesetter Alonso kam am besten weg, während Michael Schumacher ebenfalls einen ausgezeichneten Start erwischte und seinen Ferrari sofort in den Windschatten des Führenden lenkte. Das spanisch-deutsche Duo setzte sich auch relativ rasch von den Verfolgern ab - mit einem Tempo, das nur Jarno Trulli (Toyota) annähernd mitgehen konnte. Dahinter bildete sich ein enges Paket mit mehreren Autos, welches zunächst von den BMW WilliamsF1 Team Piloten angeführt wurde.

In der ersten Runde gab es auch mehrere Berührungen - unter anderem touchierte Christijan Albers (Minardi-Cosworth) der Red-Bull-Boliden von David Coulthard, während etwas weiter vorne Giancarlo Fisichella (Renault) nach gutem Start beinahe in Kimi Räikkönens "Silberpfeil" gekracht wäre. Für "Fisico" war der Grand Prix aber früh vorbei: Nach nur vier Runden musste er mit einem Motorschaden frustriert an der Box aufgeben.

Barrichello stellte den Speed des F2005 unter Beweis

Eine sensationelle Aufholjagd lancierte Rubens Barrichello, der - mit neuem Motor vom letzten Startplatz aus losgefahren - schon nach acht Runden als Zehnter geführt wurde, obwohl er relativ viel Benzin an Bord hatte. Auch Michael Schumacher hatte anfangs ein schnelles Auto und machte Druck auf den führenden Alonso. Nach zwölf Runden kam "Schumi" in der zehnten Kurve aber von der Strecke ab, wenig später gab er an der Box auf.

Was war passiert? Der neue F2005 erlitt einen Hydraulikschaden, weshalb Schumacher nicht mehr schalten konnte. Sein Auto schob deswegen nach vorne weiter, obwohl er die enge Kurve anbremsen wollte - und die Aufgabe war die logische Konsequenz. Dass am Ende auch Barrichello noch ein paar mögliche WM-Punkte verlor, weil er mit einem angeschlagenen Fahrzeug pro Runde mehrere Sekunden einbüßte, passte nur allzu gut ins weiterhin triste Ferrari-Bild.

Im Gegensatz zu anderen Rennen spielte sich das Geschehen diesmal tatsächlich im Rad-an-Rad-Kampf ab und nicht an der Boxengasse. Lange lieferten sich Ralf Schumacher (Toyota) und Nick Heidfeld (BMW WilliamsF1 Team) ein sehenswertes Duell, in dem letztlich "Schumi II" die Oberhand behielt. Heidfeld schied wenig später mit Motorschaden aus - er war ja der einzige Pilot, der noch den V10 von Malaysia im Heck hatte.

Neuerlich ein Doppelausfall für BAR-Honda

In der 27. beziehungsweise 46. Runde verabschiedeten sich auch die beiden BAR-Honda-Piloten aus dem Rennen, die durchaus in den Punkten hätten landen können. Während Takuma Sato mit verdächtig dunkel staubenden Bremsen an die Box zurückkam und ausstieg, dürfte bei Jenson Button eine defekte Kupplung die Ursache für den Ausfall gewesen sein. Die insgesamt sieben Ausfälle des Tages machte Narain Karthikeyan (Jordan-Toyota) komplett.

Während Alonso und Trulli ungefährdet auf den Plätzen eins und zwei ins Ziel fuhren, kam es dahinter zu einigen spektakulären Duellen. Vor allem Montoya-Ersatzmann Pedro de la Rosa sorgte im McLaren-Mercedes für Action: Der Spanier drehte sich zweimal bei Überholversuchen, war am Ende aber der mit Abstand schnellste Mann des Rennens und fightete in einem der spektakulärsten Zweikämpfe der letzten Jahre Mark Webber (BMW WilliamsF1 Team) um Platz fünf nieder.

Ralf Schumacher sammelt fünf WM-Punkte

Vor de la Rosa landete Ralf Schumacher, der sich trotz einiger Fahrfehler in der tückischen zehnten Kurve am Ende den Luxus leisten konnte, es etwas langsamer angehen zu können. Für Toyota bedeutet dies das erfolgreichste Resultat in der Teamgeschichte - mit 13 Punkten anstatt zwölf wie zuletzt in Malaysia. Felipe Massa (Sauber-Petronas) und David Coulthard profitierten in den letzten Runden vom langsam rollenden Barrichello und erbten die übrigen WM-Punkte.

Tragischer Held war wieder einmal Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve: Der Sauber-Petronas-Pilot fuhr sein bisher stärkstes Rennen und schnupperte in der vorletzten Runde schon an einem WM-Punkt, als er in Riesenschritten auf Barrichello aufholte. Dann wurde er von hinten von Coulthard gerammt - schlussendlich wurde er als Elfter gewertet. Als Zwölfter und 13. folgten dahinter nur noch Patrick Friesacher und Christijan Albers (beide Minardi-Cosworth).

Renault setzt sich in der WM-Wertung schon ein wenig ab

Damit bestätigte sich heute das bisherige Kräfteverhältnis, welches Renault ganz klar in Front sieht. Auch McLaren-Mercedes wirkte extrem stark, Toyota sowieso - aber Vorsicht: Ferrari ist mit dem F2005 wieder zurück und hatte heute nur nicht das nötige Glück. Allerdings blieben die erhofften WM-Punkte für Schumacher wieder aus, weshalb sein WM-Rückstand auf Spitzenreiter Alonso schon stattliche 24 Punkte beträgt.

Auf Platz zwei in der Fahrerwertung liegt jetzt Trulli (16) vor Fisichella (10) und Coulthard (9), während in der Konstrukteurs-WM Renault mit 36 Zählern die Nase klar vorne hat. Auf den Plätzen folgen hier im Moment Toyota (25), McLaren-Mercedes (19), das BMW WilliamsF1 Team (13) und Red Bull Racing (12). Ferrari (10) liegt momentan nur an enttäuschender sechster Stelle, was man beim Heimrennen in Imola in drei Wochen natürlich ändern möchte.