• 06.08.2007 09:31

  • von Fabian Hust

Fernando Alonso plagen "Flucht-Gedanken"

Nach einem weiteren denkwürdigen Wochenende lässt der Weltmeister durchblicken, dass er einen vorzeitigen Wechsel wohl nicht mehr ausschließt

(Motorsport-Total.com) - Das "Luxus-Problem" (zwei konkurrenzfähige Fahrer) von McLaren-Mercedes scheint langsam aber sicher für Teamchef Ron Dennis zu einem echten Problem zu werden. Obwohl Fernando Alonso mit dem Team über einen Vertrag bis zum Jahr 2009 verfügt, spielt der Spanier im Moment angeblich mit dem Gedanken, seinen Arbeitgeber am Ende der Saison nach nur einem Jahr der Zusammenarbeit vorzeitig wieder zu verlassen.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Alonso fühlt sich bei McLaren-Mercedes nach wie vor nicht wohl

Der amtierende Weltmeister ist im Team noch immer nicht richtig angekommen, wie Teamchef Ron Dennis am Wochenende in Ungarn zugab: "Wir versuchen unsere Beziehung zu verbessern. Mit Sicherheit steht Fernando am Beginn seiner Beziehung mit dem Team. Ich bin mir bewusst, dass er sich mit mir nicht so wohl fühlt, wie ich das gern haben würde, aber ich verspüre den Druck zweier sehr konkurrenzfähiger Fahrer, die gewinnen wollen."#w1#

Die Frage ist, ob sich die Beziehung zwischen Fernando Alonso und Ron Dennis in den kommenden Wochen so entwickeln wird, dass es für beide Parteien Sinn macht, die Zusammenarbeit im kommenden Jahr fortzusetzen. Angesichts des knappen Kampfs um den WM-Titel ist das sehr fraglich, denn die Aufholjagd Alonsos auf seinen Teamkollegen Lewis Hamilton war nur von kurzer Dauer, auf dem Hungaroring konnte der Formel-1-Neuling wieder Boden gutmachen.

Normalerweise schweigen sich Fahrer darüber aus, wenn sie trotz eines gültigen Vertrags mit einem Wechsel des Teams liebäugeln, doch im Falle von Alonso ist das anders. Auf die Frage, ob er das Team bald verlassen könnte, meinte er: "Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht." Auch wenn Alonso als sehr emotionaler Fahrer gilt, der Frust muss bei ihm derzeit tief sitzen.

Sowohl Teamchef Ron Dennis als auch Fernando Alonso selbst geben mittlerweile offen zu, dass sich der ehemalige Renault-Pilot sein Standing im Team etwas anders vorgestellt hat. Er hatte sich in der Rolle der Nummer 1 gesehen, stattdessen hat er mit Lewis Hamilton einen überraschend starken Teamkollegen, der ebenfalls um den Titel fährt und auch fahren darf.

Schon vor einigen Wochen waren Gerüchte aufgetaucht, wonach Renault probiert, Fernando Alonso wieder ins Team zurück zu locken. Und auch andere Rennställe dürften sich um die Dienste Alonsos bemühen, auch wenn man sich fragen muss, welches Team Alonso eine derart gute Perspektive bieten kann. Ferrari hat bereits zwei Piloten unter Vertrag, dass BMW Sauber F1 Team will mit Robert Kubica und Nick Heidfeld weitermachen.

Die spanische Sportzeitung 'Marca' berichtet am Montag, dass der Vater und der Manager von Fernando Alonso Flavio Briatore um Rat gebeten haben, wie er aus dem Vertrag mit McLaren-Mercedes rauskommen kann. Zudem soll Alonso dem Team das Ultimatum "Hamilton oder ich" gestellt haben. Nach Informationen des Blatts will das BMW Sauber F1 Team die Situation beobachten und könnte Alonso ein Angebot unterbreiten.

Renault-Teamchef Flavio Briatore erklärte am Wochenende jedenfalls, dass er keine Eile hat, was das Thema Fahrer betrifft. Allerdings versicherte der Italiener auch, dass er von Flucht-Gelüsten seines ehemaligen Fahrers nichts weiß: "Wir hatten nie irgendwelche Gespräche darüber. Das ist ein McLaren-Problem, nicht meines."

Ron Dennis verweist auf die Verträge seiner Piloten: "Wir haben zwei Fahrer, die für mehrere Jahre bei uns unter Vertrag stehen. Wir werden unseren Teil der Abmachung respektieren und hoffen, dass die Fahrer auch ihren Teil respektieren, denn dafür sind Verträge nun einmal da."

Der Brite sagt es selbst, er kann nur "hoffen", dass ihm die Fahrer treu bleiben werden. Denn trotz aller Verträge macht es keinen Sinn, einen Fahrer weiterhin für sich zu beschäftigen, wenn das Verhältnis zum Team nicht intakt ist. Und danach sieht es im Moment aus: "Eine Sache ist sicher, Alonso wird kommendes Jahr nicht bei McLaren sein", wird ein leitender Angestellter eines anderen Teams von der Nachrichtenagentur 'Reuters' zitiert.

Als hätte man derzeit nicht schon Probleme genug, beschäftigt also auch das Fahrer-Personal im Moment den Rennstall äußerst intensiv. Diesbezüglich kann man von Glück sagen, dass es bei Ferrari im Moment nicht rund läuft, denn ansonsten wäre das "Projekt WM-Titel" bereits ernsthaft in Gefahr.

Nach Aussage von Lewis Hamilton hat Fernando Alonso mit ihm seit der berühmt-berüchtigten Qualifikation nicht mit ihm gesprochen - nun herrscht zwischen den beiden WM-Aspiranten Eiszeit: "Ich hoffe, dass er mit mir spricht. Ich habe keinen Groll auf jemanden. Aber wenn er mit mir nicht sprechen möchte, dann ist das seine Sache. Wenn ich ihn sehe, dann werde ich mit ihm sprechen. Aber ich werde nicht rüber gehen und ihn sich besser fühlen lassen."

Alonso dürfte sich nun die Frage stellen, ob er weiterhin an der Seite eines so extrem starken Teamkollegen, der von McLaren und Mercedes ein Jahrzehnt lang gefördert wurde und darüber hinaus auch noch Brite ist, weiterhin an den Start gehen möchte: "Was die Zukunft betrifft, ich weiß es nicht", wird Alonso von der 'Sun' zitiert. "Ich habe mich zuvor noch nie in einem Team in einer Situation wie dieser befunden."