• 06.08.2007 10:17

Todt: "Das werden wir nicht akzeptieren"

Der Ferrari-Rennleiter im Medien-Gespräch über den Ungarn-GP, den Titelkampf, die Leistung des Autos, die kommenden Rennen und die Spionage-Affäre

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Kimi Räikkönen hat in der Gesamtwertung 20 Punkte Rückstand, bei Felipe Massa sind es 21. Es sind noch sechs Rennen zu fahren, es sieht danach aus, als würde die Situation langsam schwierig werden. Machen Sie sich Sorgen?"
Todt: "Ich mache mir immer Sorgen. Ich bin immer besorgt, und natürlich würde ich es vorziehen, beide Fahrer mit 20 Punkten Vorsprung vorn liegen zu haben. Gleichzeitig denke ich, dass es dies zu einer sehr intensiven und interessanten Herausforderung macht. Wenn wir in der Lage sind, in den verbleibenden sechs Rennen der Saison mit beiden Autos auf dem Podium zu stehen - was möglich ist - dann denke ich, dass wir noch die Chance haben, unser Ziel zu erreichen."

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt ist froh, dass der "Spionage-Fall" vor das Berufungsgericht geht

Frage: "Wir kommen nun in eine Phase, in der Sie die Autos nicht testen können..."
Todt: "Aber wissen Sie, das ist doch wirklich für alle dasselbe. Es gibt keine Tests in dieser August-Phase, aber wir können immer noch im Windkanal arbeiten, wir können immer noch mit den Simulations-Anlagen arbeiten. Und wie ich schon gesagt habe, befinden sich alle Teams in derselben Position."#w1#

Frage: "Denken Sie, dass Ron Dennis' Ruf immer die Wahrheit zu sagen, an diesem Wochenende an Glaubwürdigkeit verloren hat?"
Todt: "Ich werde das nicht beantworten. Mir tut das leid, denn es ist keine Antwort der völlig neuen Art, aber ich denke nicht, dass es für mich angemessen ist zu beurteilen, was die anderen tun."

"Ich bin sehr häufig unglücklich, denn sie erlauben es sich selbst, bezüglich uns zu urteilen, aber ich denke nicht, dass dies angemessen ist. Ich persönlich habe ein sehr intensives Gefühl, dass ich für mich selbst und für jene Leute behalte, mit denen ich mein Leben verbringe. Aber dies ist nicht etwas, über das ich nach außen sprechen werde."

"Alle stehen ausreichend Dinge zur Verfügung, um in der Lage zu sein, die Situation zu analysieren, und früher oder später kommen die Dinge immer ans Tageslicht, was auch immer du tust. Das ist der Grund, warum ich denke, dass man denken sollte, bevor man etwas tut."

"Das ist so, wie wenn du in der Wüste bist. Meine Erfahrung aus der Vergangenheit mit dem Rallye-Sport beinhaltet Erfahrungen in der Wüste und manchmal gehst du dort verloren. Sobald du verstehst, dass du verloren gehst, muss man also dorthin zurückkehren, wo du denkst, dass du verloren gegangen bist, und dann geradewegs zurück gehen. Wenn du dich in die falsche Richtung unterwegs, dann könntest du für immer verloren gehen."

Frage: "Wie beurteilen Sie die generelle Geschwindigkeit der Autos im Rennen? Nicht zwangsläufig die Leistung, aber das generelle Tempo, besonders angesichts der Tatsache, wie die Geschwindigkeit zu Beginn der Saison auf ähnlichen Kursen gewesen ist?"
Todt: "Ich denke nicht, dass wir ein gutes Gefühl hatten, denn ich bin über das heutige Ergebnis nicht sehr glücklich. Man kann nicht vorgeben, dass man glücklich ist, wenn man nicht gewinnt, auch wenn man immer versucht, das Rennen zu gewinnen."

"Ich war sehr enttäuscht, dass Felipe hinter Autos lag die... Wissen Sie, ich respektiere die Autos und ich respektiere die Fahrer, aber sie spielen im Moment nicht in der gleichen Liga und wir konnten sie nicht überholen."

"Aufgrund seiner Start-Position begannen wir mit seinem Auto das Rennen voll gefüllt mit Benzin und wir mussten anfangen, Annahmen aufzustellen. Und es ist in diesem Geschäft nie gut, wenn man beginnt, Annahmen aufzustellen. Es hat für ihn nicht ordentlich funktioniert."

"Für Kimi lief es viel besser. Wir hatten ein konkurrenzfähiges Auto, aber wir haben aus Gründen, die wir noch verstehen müssen, im Qualifying nicht die beste Arbeit geleistet und den Preis dafür bezahlt."

Frage: "Denken Sie, dass für ein Team wie Ferrari, das um beide Meisterschaften fährt, der Fehler, den man gestern bei Massa gemacht hat, ziemlich bedeutend ist?"
Todt: "Ich bin darüber nicht glücklich, aber dieselben Leute haben eine Menge Rennen gewonnen und eine Menge Meisterschaften. Und Fehler bleiben menschlich. So ist das. Wir müssen verstehen, warum wir keine gute Prozedur hatten, um das zu vermeiden, und hoffentlich können wir sicherstellen, dass es nicht noch einmal passieren wird."

Frage: "In der Vergangenheit, als Michael Schumacher im Team war, war es immer selbstverständlich, dass Michael Schumacher das Tempo vorgegeben hat und der schnellste Kerl vor seinem Teamkollegen war. Dies bedeutete, dass ihre Titel-Kämpfe eine ziemlich klare Sache waren. Nun befinden wir uns in einer anderen Situation, in der beide Fahrer ziemlich identisch zu sein scheinen, und Sie bekommen es mit einem Gegner zu tun, der mehr Punkte hat als Sie. Inwiefern stellt dies für Sie eine andere Herausforderung dar und wie gehen Sie damit auf andere Weise um?"
Todt: "Mit Michael bestand immer die Vereinbarung, dass falls sich sein Teamkollege in einer stärkeren Position in der Meisterschaft findet, dies Michael akzeptiert hätte. Er hätte sich dann nicht mehr angestrengt, denn man unternimmt immer die gleiche Anstrengung, aber wenn er eine spezifische Strategie oder was auch immer hätte anwenden müssen, dann wäre dies zum Wohl des Teamkollegen gewesen."

"Im Moment beträgt der Punkte-Unterschied zwischen den beiden Fahrern einen Zähler und ich bin einfach glücklich, dass beide konkurrenzfähig sind, dass beide sehr gut in das Team passen, und es gibt im Moment absolut keinen Grund, dass wir mit ihnen irgendeine Strategie fahren werden."

Frage: "Nach der Anhörung des Weltmotorsportrats haben Sie Ihre Frustration zum Ausdruck gebracht, dass Ferrari nicht seine komplette Ansicht in Bezug auf den Spionage-Fall darlegen konnte. Jetzt, wo es vor das Berufungsgericht geht, haben Sie das Gefühl, dass sie sich in einer stärkeren Position befinden, dass sie nun einen neuen Beweis haben, dass sie ein Argument vortragen können, dass zuvor noch nicht dargelegt wurde, um die Meinung der Leute anders ausfallen zu lassen?"
Todt: "Wir waren nicht glücklich, so wie wir das gesagt haben. Wir haben offiziell geschrieben, was Ferrari nach der Entscheidung des Weltmotorsportrats fühlt. Die absolut bedeutende Tatsache ist, dass sie als schuldig befunden wurden, und aus diesem Grund hat die nationale Behörde von Italien den Präsidenten der FIA darum gebeten, die Sache zu überdenken, was der Präsident akzeptiert hat."

"Wir werden die Möglichkeit haben, unseren Fall vorzutragen, hoffentlich ordentlich, und dann ist es Sache des internationalen Berufungsgerichts, die Entscheidung zu fällen. Und natürlich werden wir die Entscheidung akzeptieren. Aber wir haben das Gefühl, dass das, was passiert ist, einfach nicht akzeptabel ist. Also werden wir es nicht akzeptieren."

Frage: "Können Sie das Gerücht kommentieren, dass Ferrari an Lewis Hamilton interessiert ist und ihm 35 Millionen Dollar angeboten hat?"
Todt: "Das ist ein unwahres Gerücht.

Frage: "Selbst wenn Sie über dieses Ergebnis nicht glücklich sind, im letzten Abschnitt des Rennens war Kimi auf super-weichen Reifen so schnell wie Lewis, vielleicht schneller. Verleiht Ihnen das ein gutes Gefühl für Brasilien, wenn sie denselben Reifen verwenden werden?"
Todt: "Nein. Ich bin sehr fokussiert auf den Großen Preis der Türkei. Nach der Türkei werden wir Monza, Spa, Shanghai, Japan und dann Brasilien haben. Es gibt eine Menge Dinge, die passieren werden, bevor wir nach Brasilien gehen."

Frage: "Ist es der genereller Glaube von Ferrari, dass die kommenden Strecken dem Auto besser liegen werden als dieser Kurs?
Todt: "Das denken wir. Wir denken so. Aber wissen Sie, man kann sich nicht sicher sein."