Fahrergehälter bleiben Thema: "Wurde etwas unterschrieben"

Kimi Räikkönen bestätigt erstmals, dass die Fahrer einen Solidaritätspakt unterschrieben haben - Streik angeblich zumindest in Schanghai kein Thema

(Motorsport-Total.com) - Bereits am Sonntag in Bahrain enthüllte 'Motorsport-Total.com' die Story, wonach alle aktuellen Formel-1-Fahrer einen Solidaritätspakt unterschrieben haben, der besagt, dass sie kollektiv zusammenhalten werden, sollte auch nur einer von ihnen weiterhin Probleme mit ausständigen Gehaltszahlungen haben. Am Medien-Donnerstag vor dem Grand Prix von China (Formel 1 live im Ticker) war das eines der meistdiskutierten Themen im Fahrerlager, auch wenn sich die meisten Piloten zumindest bei laufendem Diktiergerät nicht zu der Thematik äußern wollen.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen wartet noch immer auf große Teile seiner Lotus-Gehälter Zoom

"Ich kann nicht darüber sprechen, was wir in der GPDA diskutiert haben, und das sollte auch kein anderer Fahrer tun", winkt etwa Jenson Button ab, und Nico Hülkenberg (selbst einer der Betroffenen) sagt: "Wir arbeiten daran und sprechen darüber innerhalb der GPDA. Dass es so ist, gefällt uns nicht, und es ist nicht schön, wenn so etwas in der Königsklasse des Motorsports passiert." Es müsse etwas geschehen, ergänzt er, aber: "Ich möchte nicht in die Details gehen."

Was genau in dem Solidaritätspaket steht, entzieht sich unserer Kenntnis; die Rede ist jedoch davon, dass im Äußersten sogar gestreikt werden könnte. Das muss nicht zwingend den Boykott eines ganzen Grand Prix bedeuten, sondern könnte mit zehn ruhigen Minuten in einem Freien Training beginnen und bis zu einer kompletten ausgelassenen Session führen - wenn auch noch nicht am kommenden Wochenende: "Hier passiert gar nichts", stellt Hülkenberg klar.

Fahrer relativieren unter der Hand geäußerte Streikdrohung

"Wir müssen unsere Köpfe zusammenstecken und uns eine Lösung einfallen lassen. Es gab Medienberichte über einen Streik, aber das haben wir innerhalb der GPDA nicht diskutiert. Ja, wir haben das Thema besprochen und wir wollen Maßnahmen setzen, aber ein Streik ist keine der Möglichkeiten", behauptet er. Auch Button stempelt solche Medienberichte als "übertrieben" ab: "Wir lieben diesen Sport und würden nichts tun, was ihm schadet."

Doch die Fahrer sind nicht nur sauer auf die Teams, die die Gehälter nicht zuverlässig zahlen, sondern auch auf Bernie Ecclestone, der sie am Rande des Grand Prix von Malaysia angeblich abblitzen lassen hat - nach dem Motto: Kümmert euch selbst drum, mich geht das alles nichts an! Inzwischen soll sich Ecclestone unbestätigten Medienberichten zufolge immerhin bereiterklärt haben, als Vermittler zwischen den betroffenen Fahrern und Teams aufzutreten.

Denn dass die Fahrer gewillt sind, gemeinsam Maßnahmen zu setzen, gilt als gesichert - und zumindest einer gibt das auch öffentlich zu: "Es wurde etwas unterschrieben, aber ich weiß nicht, ob das hilft oder nicht", bestätigt Kimi Räikkönen die Existenz eines Solidaritätspakts. Kein Wunder, dass ausgerechnet er spricht, schließlich hatte Lotus Ende 2013 Schulden in zweistelliger Millionenhöhe bei ihm - die bis heute nicht vollständig beglichen sind.

Lotus fängt an, wieder Gehälter zu zahlen

Bei Ferrari wiederum sollten dem "Iceman" solche Schwierigkeiten erspart bleiben, und auch sein ehemaliger Teamkollege Romain Grosjean bekommt endlich wieder Gehälter von Lotus überwiesen: "Seit das neue Management da ist, wurde alles erledigt", berichtet er mit einem Grinsen im Gesicht. "Ich habe nie in den Medien den Mund aufgemacht, denn das war meine persönliche Angelegenheit. Kimi hat den Ball ins Rollen gebracht, als er gesagt hat, dass er nicht bezahlt wird."

Motivationsprobleme habe er aber auch nicht gehabt, als kein Geld geflossen ist: "Ich fahre nicht des Geldes wegen, sondern aus Leidenschaft. Aber um meine Rente habe ich mir manchmal schon Sorgen gemacht!", gibt Grosjean zu. Somit kann zumindest ein Fahrer von der Liste der Betroffenen gestrichen werden. Trotzdem sollen weiterhin mindestens sechs Kollegen betroffen sein. Dazu gehört auch Hülkenberg, der nur "im Moment nicht" zu den Leidtragenden gehört.

"Mein derzeitiges Team ist diesbezüglich ziemlich gut", spricht er dem finanziell angeschlagenen Force-India-Team ein Kompliment aus, deutet gleichzeitig aber an, dass ihm Sauber noch etwas schulden könnte: "Ich hatte und habe ebenfalls noch offene Themen in diesem Bereich." Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn sagt zu dem Thema nur: "Wir bezahlen unsere Fahrer. Wir haben Vereinbarungen mit ihnen, an die wir uns halten."


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Selbst Jules Bianchi wird eigenen Angaben nach bezahlt, "aber einige haben damit Probleme. Eine schwierige Situation, denn es gibt nicht wirklich eine Lösung", klagt der Marussia-Pilot. "Es ist ein wirklich heikles Thema für die Fahrer, die nicht bezahlt werden. Einige Teams stecken in Geldproblemen, aber das sollte nicht sein. Wir sprechen jetzt nur von den Fahrern, aber es betrifft ja auch die Mitarbeiter in der Fabrik. Wir wollen nur, dass alle fair behandelt werden."