• 19.06.2008 19:10

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Fahrer verärgert, Streik aber kein Thema

Die Formel-1-Fahrer sind verärgert über die teurer gewordene Superlizenz, denken aber im Moment noch nicht über einen Streik nach

(Motorsport-Total.com) - Die FIA hat am Saisonbeginn die Gebühr für ihre Superlizenz, ohne die ein Fahrer nicht an der Formel-1-Weltmeisterschaft teilnehmen darf, massiv erhöht: Waren es bis 2007 1.690 Euro plus 447 Euro für jeden WM-Punkt der vorangegangenen Grand-Prix-Saison, so kassiert der Automobilweltverband seit diesem Jahr 10.000 Euro plus 2.000 Euro pro Vorjahreszähler.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard ist einer der Hauptgegner der neuen Superlizenzgebühren

Das betrifft einige Fahrer stärker als andere - und Fernando Alonso hat das Thema kürzlich innerhalb der Fahrergewerkschaft GPDA zur Sprache gebracht. Prompt tauchten in den Medien Gerüchte auf, wonach es ähnlich wie zuletzt 1982 einen Streik geben konnte. Zur Erinnerung: Damals hatten die Fahrer in Kyalami in einer beispiellosen Aktion gegen einen Passus in der Superlizenz protestiert, wonach nur noch mit Zustimmung des gegenwärtigen Teams gewechselt werden darf.#w1#

Trulli sauer auf Mosley

"Die Erhöhung war so massiv, dass einige Fahrer nun anstelle von ein paar 1.000 Euro über 100.000 Euro bezahlen." David Coulthard

Jetzt geht es um das liebe Geld: "Es ist eine Sache, eine Anpassung vorzunehmen, aber die Erhöhung war so massiv, dass einige Fahrer nun anstelle von ein paar 1.000 Euro über 100.000 Euro bezahlen", erklärte David Coulthard heute in Magny-Cours. Jarno Trulli beispielsweise muss dieses Jahr um 20.734 Euro mehr bezahlen als 2007. Das verärgert den Toyota-Piloten, weil es trotzdem immer noch Sicherheitsprobleme wie zuletzt mit dem Asphalt in Montréal gibt.

Gegenüber 'Motorsport-Total.com' hatte Trulli in Montréal schon Beschwerde eingelegt: "Max Mosley hat uns dazu gebracht, ziemlich viel Geld auszugeben, weil er sich um die Sicherheit kümmert. Aber offensichtlich wurde unser Geld hier nicht richtig eingesetzt, denn dies ist auch eine Sicherheitsfrage. Er sagt, die Gebühr wurde erhöht, weil er das Geld braucht, um die Sicherheit zu verbessern. Man sieht ja, wie das funktioniert..."

Mit knapp zwei Wochen Abstand sah der Italiener das Thema nicht mehr ganz so emotionsgeladen, prinzipiell bleibt er aber bei seiner Meinung: "Kanada war ein Tiefpunkt. Das war kein Rennwochenende mehr, das war eine Katastrophe - total inakzeptabel. Wir werden uns darüber noch mit Charlie unterhalten, denn so etwas darf nicht mehr passieren", gab er am Rande seiner Donnerstags-Medienrunde zu Protokoll.

Streik im Moment kein Thema

"Wir sind nicht glücklich über den Preisanstieg für die Superlizenz." Jarno Trulli

"Wir mussten von einen Tag auf den anderen viel mehr Geld bezahlen. Wir sind nicht glücklich über den Preisanstieg für die Superlizenz. Wir wollen das intern diskutieren und dann auch mit der FIA, um eine Klarstellung zu erreichen. Es gibt aber kein großes Drama", relativierte Trulli. Genau wie Mark Webber ("Die Sache wird mein Leben nicht verändern") glaubt aber auch er nicht an einen Streik: "Darüber habe ich noch nicht einmal nachgedacht."

Webber hält nichts davon, mit Streik zu drohen, denn nach Meinung des Red-Bull-Piloten würde die GPDA dadurch in ein schiefes Licht geraten: "Wir können nicht mit Streik drohen, wir lieben diesen Sport. Die Öffentlichkeit würde das nicht verstehen, weil wir viel Geld verdienen, auch wenn man fairerweise sagen muss, dass Cristiano Ronaldo auch keine Unsummen dafür bezahlen muss, damit er Fußball spielen darf", so der Australier.

Teamkollege David Coulthard stimmte Webber zu: "Ich glaube nicht an einen Streik. Die GPDA hat aber das Gefühl, dass wir uns eine Erklärung für diese Preiserhöhung verdienen. Wir haben Max Mosley geschrieben, dass wir das Thema besprechen möchten, wenn wir uns das nächste Mal mit ihm treffen." Webber denkt eher an ein Gespräch mit Bernie Ecclestone, denn: "Ein Treffen mit Max zu arrangieren, ist viel schwieriger."

Geld bleibt nicht in der Formel 1

"Es profitiert ja nicht nur die Formel 1 davon, sondern das Geld wird für alle Motorsportserien verwendet." David Coulthard

Ein weiteres Argument, warum die Fahrer die Erhöhung nicht nachvollziehen können: "Es profitiert ja nicht nur die Formel 1 davon, sondern das Geld wird für alle Motorsportserien verwendet", erläuterte Coulthard, der auch mitteilte, dass nicht alle Fahrer selbst bezahlen, sondern bei manchen die Teams einspringen: "Es ist keine faire Steuer. Wenn jemand ohnehin schon nicht viel Geld verdient und dann auch noch so viel von seinem Gehalt abtreten muss, dann stimmt da das Gleichgewicht nicht."

Sebastian Vettel äußerte sich stellvertretend für die Hinterbänkler: "Es trifft einen natürlich hart, wenn man im ersten Jahr gleich viele Punkte holt und dann im zweiten eine entsprechend hohe Gebühr bezahlen muss, weil das Gehalt meistens noch nicht das ist, was die Leute glauben. Das trifft einen natürlich hart - mich weniger, weil ich im Vorjahr nicht allzu viele Punkte geholt habe. Es sind einige Diskussionen im Rollen. Schauen wir mal, was dabei rauskommt", so der Deutsche.

Dass junge Fahrer wie er innerhalb der GPDA kein Gehör finden, glaubt Vettel nicht, er selbst halte sich aber zumindest in Interviews bewusst zurück, um keine Kontroversen heraufzubeschwören: "Ich versuche, mich da zurückzuhalten - zumindest in der Öffentlichkeit. Innerhalb der GPDA diskutiere ich schon mit, klar, aber in der Öffentlichkeit gibt es Piloten, die sich besser präsentieren können", erklärte der Toro-Rosso-Pilot.