• 02.09.2022 20:09

  • von Stefan Ehlen, Co-Autor: Ronald Vording

Erklärt: Was mit Red Bull los war am Freitag in Zandvoort

Wie Red Bull seine Schwäche beim Freitagstraining zum Niederlande-Grand-Prix 2022 in Zandvoort erklärt und was Max Verstappen in der Hinterhand hat

(Motorsport-Total.com) - Es ist das Heimrennen von Max Verstappen in der Formel 1, aber keine Spur von Red Bull in den Top 6 des Freitagstrainings: Der Rennstall des aktuellen WM-Spitzenreiters tat sich schwer zum Auftakt in Zandvoort, präsentierte sich ungewohnt schwach. Denn die Bestzeiten gingen auf Verstappens Hausstrecke an Mercedes und Ferrari.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen nach seinem technischen Defekt im ersten Training in Zandvoort 2022

Max Verstappen nach seinem technischen Defekt im ersten Training in Zandvoort 2022 Zoom

Schlimmer noch: Im ersten Freien Training hatte Verstappen seinen Red Bull RB18 bereits nach nur sieben Runden abgestellt. Ein Fehler in der Kraftübertragung war ihm in die Quere gekommen. In der gleichen Einheit handelte sich sein Teamkollege Sergio Perez fast eine Sekunde Rückstand auf die Spitze ein und belegte nur Platz sieben.

Im zweiten Freien Training fiel Perez sogar noch weiter zurück, belegte mit 1,1 Sekunden Rückstand nur Platz zwölf. Knapp eine halbe Sekunde besser war Verstappen, aber damit trotzdem nur Achter.

Was alles nicht gepasst hat bei Red Bull

Und die Mängelliste bei Red Bull ist lang. Sportchef Helmut Marko zählt auf: "Wir hatten heute nicht genug Grip, die Balance war nicht gut und die Temperaturen waren zu hoch." Darunter hätten beide Fahrer gelitten. Bevor er also über die "individuelle Leistung" sprechen könne, "müssen wir erst einmal unser Auto in den Griff kriegen", so Marko. Nachsatz: "Wir haben einiges aufzuholen."

Perez äußert sich ähnlich, wenn auch wenig konkret. Das Auto fühle sich in Zandvoort "nicht so gut an wie in Spa", meint der Red-Bull-Fahrer. Und: "Es gibt ein paar Dinge, die wir uns anschauen müssen, die wir richtig hinkriegen müssen, damit wir im Qualifying bei der Musik sind. Denn Ferrari sah heute wirklich stark aus."

Verstappen wiederum kämpfte praktisch von Anfang an mit einem Rückstand durch die verpasste Streckenzeit aus der ersten Einheit. "Mir fehlen die Runden auf Soft", meint der Titelverteidiger.

"Mit der harten Mischung konnte man die Balance nicht einschätzen, weil wir so wenig Grip hatten mit diesen Reifen. Dann bist du eine Einheit zurück. Wir sind also mit einer schlechten Balance in das zweite Training. Und bei nur einer Stunde kannst du das Auto nicht so sehr umbauen."


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Verstappen hofft auf Trendwende über Nacht

Für ihn und das Team sei es am Freitag in Zandvoort also nur darum gegangen, mit dem vorhandenen Set-up durchzukommen. Und diese Abstimmung sei "nicht so toll" gewesen, betont Verstappen.

"Uns bleiben jetzt die ganze Nacht und auch das dritte Freie Training, um uns das anzuschauen. Wir werden versuchen, dann konkurrenzfähiger zu sein. Denn wir können sicherlich mehr als das."

Wie Marko im Gespräch mit 'Sky' erklärt, sei Verstappens Renningenieur Gianpiero Lambiase "positiv gestimmt", rechtzeitig eine Trendwende einläuten zu können. Marko: "Er glaubt zu wissen, wo die Ursache liegt."

"Wir haben [bereit] kleine Veränderungen gemacht. Die haben eine Verbesserung gebracht, aber bei Weitem nicht die, die notwendig ist. Ich hoffe [aber] schon, dass wir da vorn mitmischen können."


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Deshalb gibt es keine Strafe gegen Verstappen

Zumal Red Bull am Freitag deutlich unter Wert geschlagen worden sei, sagt Perez. Er selbst habe im Training "viel Verkehr" gehabt und sei auf seiner schnellen Runde auf einen Ferrari aufgelaufen. "Deshalb weiß ich meine Soft-Reifen leider nicht so richtig einzuschätzen", meint er. "Wir müssen uns bis zum Qualifying aber auf jeden Fall noch steigern."

Und laut Verstappen gibt es bei Red Bull "vieles, bei dem wir uns noch verbessern können". Deshalb habe ihn der große Abstand nach vorne, wenige Tage nach dem dominanten Doppelsieg in Spa, auch "nicht so sehr überrascht", schließlich sei Red Bull am Freitag nicht in Topform angetreten.

Im Gegensatz zu Spa aber blüht Verstappen keine Strafe, obwohl er bereits zum Auftakt in Zandvoort andere Antriebskomponenten hat verbauen lassen: Um "komplett sicher zu sein", so Marko, wurde vor dem zweiten Training ein anderes Getriebe eingesetzt, "damit es nicht ein Problem geben würde". Doch das ist nur ein weiteres "Freitagsgetriebe", das straffrei genutzt werden kann.

Bereits vor dem ersten Freien Training, in dem sich der Defekt ereignete, hatte Red Bull am Auto von Verstappen ein Getriebesiegel gebrochen, um Komponenten auszutauschen. Doch auch dabei bewegte sich Red Bull im erlaubten Rahmen und hat keinen Regelverstoß begangen.

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