• 03.08.2001 09:38

  • von Marcus Kollmann

Enrique Bernoldi im Interview

Der Brasilianer über die Schrecksekunde in Hockenheim, die Saison und seine Chancen auch 2002 für Arrows zu fahren

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Letzten Sonntag, wenige Sekunden nach 14 Uhr und dem erfolgten Rennstart des Großen Preises von Hockenheim, ereignete sich bekannter Weise ein Rennunfall zwischen Luciano Burti und Michael Schumacher. Während der Prost- und der Ferrari-Pilot die beiden Hauptbeteiligten waren, hatte ein anderer Pilot Glück im Unglück, als Burti in seinem AP04 durch die Luft flog wäre er nämlich beinahe kopfüber auf dem Arrows von Enrique Bernoldi eingeschlagen. Der Brasilianer kam am Ende des 45 Runden langen Rennens als Achter ins Ziel - bislang sein bestes Rennergebnis in diesem Jahr. Hatte Bernoldi schon nach dem Großen Preis von Monaco im Rampenlicht gestanden, so wird derzeit seine Zukunft im Team von Tom Walkinshaw diskutiert, denn der 22-Jährige ist nicht unumstritten. Nach dem Rennen auf dem Hockenheimring sprach der Mann aus Curitiba über den Burti-Schumacher-Unfall aus seiner Sicht, sowie über sein Verhältnis zum Arrows-Team und beleuchtete seine Chancen, auch nächste Saison für den in Leafield angesiedelten Rennstall fahren zu können.

Titel-Bild zur News: Enrique Bernoldi

Enrique Bernoldi hofft, auch 2002 für Arrows fahren zu können

Frage: "Was hast du vom Unfall mitbekommen, wie hast du das gesehen?"
Enrique Bernoldi: "Ich war ein wenig dahinter. Ich war gerade dabei Burti zu überholen, konnte dann aber nicht weiter nach innen fahren weil Verstappen dort schon war. Ich habe nur das Auto abheben sehen und musste bremsen. Ich dachte, dass sein Auto [Luciano Burtis AP04, d.Red.] direkt auf meinem landen würde. Ich hatte Glück, dass es ein wenig weiter vor mir aufgekommen ist und ich bremsen und ausweichen konnte."

Frage: "Bist du von irgendwelchen Teilen getroffen worden?"
Bernoldi: "Einer Menge Teile, um ehrlich zu sein. Die Motorenabdeckung meines Autos und mein Heckflügel wurden zerstört."

Frage: "Es schien so, als ob du angehalten hättest und dann wieder losgefahren bist?"
Bernoldi: "Ja, ich habe das Auto gestoppt, weil mein Motor abgewürgt war. Aber plötzlich habe ich ihn dann wieder zum Laufen gebracht."

Frage: "Für eine Zeit sah es so aus, als ob du fünf Räder hattest, zumindest bis Lucianos Rad weggeflogen ist."
Bernoldi: "Ich habe das mit dem Rad hinter mir gar nicht gleich mitbekommen. Erst als ich den Motor startete und wieder losfuhr, merkte ich es. Alles hat vibriert, ich hatte eine Menge Glück."

Frage: "Was hat das Team auf dem Grid für Änderungen am Auto vorgenommen oder ausgewechselt?"
Bernoldi: "Sie haben nach offensichtlichen Beschädigungen geschaut. Dann haben sie den zerstörten Heckflügel, den Frontflügel und die Motorenabdeckung ausgetauscht. Ich denke auch, dass einige mechanische Teile etwas abbekommen hatten, denn später war die Lenkung nicht mehr so wie gewohnt."

Frage: "Hast du dir Sorgen über Luciano gemacht?"
Bernoldi: "Zu Beginn hatte ich gedacht, dass er verletzt werden könnte, als ich jedoch wieder in das Motodrom in der Schlange fuhr sah ich ihn auf den großen TV-Wänden. Ich sah, dass er lief."

Frage: "Wie ist das Rennen für dich anschließend gelaufen?"
Bernoldi: "Der Start war nicht so gut, muss ich zugeben, aber danach habe ich mich schnell wieder erholt und begonnen die anderen Fahrer zu überholen."

Frage: "Wird die Saison für dich besser?"
Bernoldi: "Ja. Ich muss sagen, dass es leichter wird. Ich mache nicht mehr so viele Fehler wie zu Beginn des Jahres. Besonders auf den schnellen Kursen, die ich mag, bin ich ein paar ganz gute Rennen gefahren."

Frage: "Fühlst du dich im Team wohl?"
Bernoldi: "Ich fühle mich wirklich gut aufgehoben bei Arrows. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Ingenieur und zu den Leuten, welche an meinem Auto arbeiten und auch zu Tom. Bislang läuft alles wirklich sehr gut."

Frage: "Tom wird bald eine Entscheidung bezüglich des nächsten Jahres und des Fahrers des zweiten Boliden treffen..."
Bernoldi: "Ja, genau. Ich wäre wirklich glücklich, wenn ich hier bleiben könnte, denn ich glaube fest, dass das Team nächstes Jahr ein gutes Gesamtpaket haben wird."

Frage: "Liegt die Priorität jetzt für das Ende der Saison darauf, dass du Punkte holen musst?"
Bernoldi: "Für mich ist es am wichtigsten, dass ich Erfahrungen sammeln kann und lerne. Aber natürlich würde ich gerne auch ein paar Punkte holen. Wenn ich Punkte holen sollte, dann hätte ich einen Grund, um sehr glücklich zu sein."

Frage: "Du hast es in die Formel 1 geschafft. Ist für dich damit ein Traum in Erfüllung gegangen?"
Bernoldi: "Ja, ich würde sagen, dass es Teil eines Traums ist, welcher in gewisser Weise wahr geworden ist. Jeder junge Rennfahrer träumt von der Formel 1. Ich bin sehr glücklich hier zu sein und genieße es sehr, wenngleich es zum Anfang ein wenig schwierig ist. Das ist der Grund, weshalb ich eine Menge lernen muss. Ich hoffe, dass ich in der Formel 1 erfolgreich sein kann, denn das ist der zweite Teil meines Traums."