• 20.04.2005 14:15

Ein neuer Anfang für Ferrari

Ferraris Sportlicher Leiter Stefano Domenicali hofft, dass das Rennen in Imola ein neuer Anfangspunkt für die Meisterschaft ist

(Motorsport-Total.com) - Nach drei Rennen können sich die Mannen bei Ferrari nicht gegenseitig mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck auf die Schultern klopfen. Erst fuhr man mit dem F2004M-Übergangsmodell im Mittelfeld spazieren, dann debütierte der F2005 zwei Rennen früher als geplant, doch in Bahrain wurde man abermals von den Gegnern überrollt. Dass Michael Schumacher in der Anfangsphase an der Spitze mithalten konnte, ist nur ein kleiner Trost, denn die Reifenprobleme, die Teamkollege Rubens Barrichello plagten, hätten höchstwahrscheinlich auch den Weltmeister heimgesucht.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali

Stefano Domenicali fiebert auch seinem Heimrennen in Imola entegegen

Bei Ferrari sieht man die Situation noch gelassen und tröstet sich damit, dass noch vor einigen Jahren die ersten Überseerennen der Saison nur eine "Vorspeise" der Weltmeisterschaft waren. Doch so ähnlich wollen es die Italiener auch halten. In Imola, zum Auftakt der Europa-Saison, soll der Gegenschlag der "Roten" erfolgen. Ein neuerlicher Rückschlag würde den Titelambitionen einen ungleich schwereren Dämpfer versetzen.#w1#

"Nach Imola zu kommen, ohne dass wir die Meisterschaft wie in den vergangenen zwei Jahren anführen, ist noch ein Extragrund, das Rennen positiv anzugehen", erklärte Stefano Domenicali, der als Sportlicher Leiter bei Ferrari aktiv ist. "Ich denke, dass die Motivation nach so einem Saisonstart für ein Team wie uns noch stärker sein wird. Es ist noch wichtiger, all unseren Fans zu zeigen, dass wir noch kämpfen. Für den San Marino-Grand-Prix haben sich unsere Ziele nicht geändert. Das gilt für alle Rennen, aber Imola ist für uns natürlich eine wichtige Veranstaltung."

Nähe zu Maranello ein Vorteil

Imola ist dabei der am nächsten an Maranello liegende Austragungsort der Formel 1, eine massive Unterstützung der Tifosi ist dadurch aber nicht garantiert. "Leider erreichten die Zuschauerzahlen vor zwei Jahren einen Tiefpunkt, und ich sollte das wissen. Seit meiner Kindheitszeit gehe ich nach Imola", so der Italiener. "Vielleicht lag es daran, dass das Rennen über das Osterwochenende hinweg stattfand. Im vergangenen Jahr war es schon besser und ich hoffe, dass uns die Fans nun mit ihren Flaggen unterstützen."

Fand das Debüt des F2005 in Bahrain noch fernab der Heimat statt, soll nun der Vorteil der Nähe zu Maranello genutzt werden. "Da wir das Auto in Bahrain zum ersten Mal einsetzten und es in den vergangenen Wochen vor Imola testeten, wird es einige Bewegung zwischen der Strecke und der Fabrik geben", so Domenicali. "Das ist ein Vorteil, der sich aus der Nähe zur Strecke ergibt, und wir müssen das Beste daraus machen."

Erschwert werden die Bemühungen des Ferrari-Teams in Imola durch die neuen Motorenregeln, zumindest Barrichello wird denselben Motor wie in Bahrain verwenden, und auch Michael Schumacher könnte auf einen neuen Motor verzichten. "Wir mussten den Motor so gut es geht schonen, denn auch Imola ist hart zu den Aggregaten, gerade beim Herausbeschleunigen aus den Kurven", erklärte der Italiener weiter.

Großaufgebot von Ferrari an der Strecke

"Mit der neuen Regel für zwei Rennen mussten wir unsere Herangehensweise anpassen", fuhr er fort. "Wir planen den Einsatz eines Motors anhand der Runden, die wir zurücklegen müssen. Je mehr die Saison voranschreitet, desto mehr lernen wir auch und sind in der Lage, dieses Wissen einfließen zu lassen. Wir teilen die Laufzeit eines Motors nicht gleichmäßig auf beide Rennen auf, das hängt von den Charakteristiken der Strecken ab. Die eine belastet den Motor mehr, die andere weniger. Es ist eine Frage der Balance."

Unverkennbar wird aber auch in Imola sein, dass es ein Heimrennen für Ferrari ist. "Für unseren Heim-Grand-Prix haben wir am Ausgang der 'Rivazza' eine eigene Tribüne für unsere Angestellten", erklärte der 39-Jährige. "Jeden Tag werden wir 1.300 Leute an die Strecke bringen. Außerdem werden in der Garage Leute dabei sein, die sonst nicht zu den Rennen kommen. Mechaniker und Ingenieure werden die Herangehensweise an ein Rennen kennen lernen. Sie haben die Chance zu sehen, wie das Rennteam arbeitet, können aber auch ihre eigenen Fähigkeiten einbringen. Wir dürfen nicht engstirnig arbeiten, sondern müssen offen für Vorschläge bleiben."

Für Domenicali ist das Heimrennen von Ferrari auch ein persönlicher Höhepunkt des Jahres, denn er lebt in Imola. "Ich treffe mich dabei mit vielen Freunden", erklärte er. "Ich fahre auch jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Strecke, das ist besser als im Hotel zu leben. Meine Freunde haben mich immer nach Eintrittskarten gefragt, aber sie scheinen es mit der Zeit verstanden zu haben: Die Karten sind rar und meine Antwort ist leider immer negativ."