Wie es "Scorpion Racing" in die Formel 1 schaffen will

"Scorpion Racing" will HRT kaufen und 2013 antreten: Warum Bernie Ecclestone dies unterstützt, wer hinter den Plänen steckt und welches Team Starthilfe geben könnte

(Motorsport-Total.com) - Vor einigen Tagen sickerte durch, dass kanadische und US-amerikanische Investoren planen, das HRT-Team zu kaufen und damit unter dem Namen "Scorpion Racing" bereits 2013 an den Start gehen wollen. Ein schwieriges Unterfangen, denn die Nennfrist für die Formel-1-WM 2013 ist bereits im November des Vorjahres abgelaufen.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef)

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone könnte für ein neues Formel-1-Team sorgen Zoom

Doch laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' engagiert sich Formel-1-Boss Bernie Ecclestone derzeit hinter den Kulissen für die möglichen neuen Eigentümer und befindet sich in regem Kontakt mit dem Kanadier Francois Tremblay, der hinter dem Projekt steckt. Und das, obwohl sich der Brite zuletzt noch skeptisch äußerte, was die Pläne für 2013 angeht.

Fakt ist: Ecclestone hat den Kanadier bereits informiert, dass "Scorpion Racing" einen Platz bekommt, wenn er das HRT-Team kauft. Dass sich der Formel-1-Boss für die Investoren stark macht, darf nicht verwundern, schließlich befindet er sich derzeit in einem Machtkampf mit FIA-Boss Jean Todt über die Zukunft des Sport - ein zusätzlicher Verbündeter kann in dieser Situation nie schaden.

Mit Schmalspurbudget in die Formel 1?

Inzwischen gibt es auch erste Informationen, wie es Tremblay mit seinen Investoren schaffen will, in so kurzer Zeit ein Formel-1-Team auf die Beine zu stellen, denn abgesehen vom Rennstreckenequipment und den Boliden gibt es bei HRT nicht viel zu holen, schließlich befand sich das Hauptquartier in Madrid - ein strategisch ungünstiger Ort für einen Formel-1-Rennstall.

"Scorpion Racing" hat als Stützpunkt ohnedies Silverstone ins Visier genommen und will mit einem Schmalspurbudget von nur 45 Millionen Euro und nur 60 Mitarbeitern antreten. Zum Vergleich: Selbst ein Team wie Caterham verfügt über rund 250 Mitarbeiter und 70 Millionen Euro pro Jahr, bei den Topteams sind es mehr als 200 Millionen Euro. Die finanziellen Mittel von "Scorpion Racing" reichen also nicht für ein neues Autos aus, weshalb man auf die HRT-Chassis' angewiesen ist.

Pedro de la Rosa

"Scorpion Racing" will die HRT-Boliden kaufen und 2013 starten Zoom

Sie wurde ursprünglich 2010 von Dallara für die spanische Truppe gebaut. Obwohl das Team also wie ein GP2-Rennstall geführt werden würde, will man die HRT-Autos überarbeiten und neben den Cosworth-Motoren sogar ein von Cosworth produziertes KERS einsetzen - aus Kostengründen hatte Marussia darauf im Vorjahr verzichtet.

Wer hinter "Scorpion Racing" steckt

Doch wer sind die Leute hinter "Scorpion Racing"? Tremblay stammt aus Montreal, ist Finanzberater bei der 1926 gegründeten kanadischen "Investors Group" - und ein glühender Formel-1-Fan. Seit Ende 2009 arbeitet er nebenberuflich als Fotograf für das Magazin Pole-Position und andere Medien und besuchte zahlreiche Grands Prix.

Einer seiner Partner ist Martin Jones, ein Mann mit reichlich Motorsporterfahrung. Der Brite von der Isle of Man ist ein langjähriger Weggefährte und Freund von Formel-1-Legende Nigel Mansell, der ebenfalls von der Insel stammt, wo das berühmte Motorradrennen stattfindet. Jones arbeitete von 1989 bis 1996 im Management des Formel-1- und späteren IndyCar-Piloten und danach für die Teams Williams, McLaren und Jordan. In den vergangenen Jahren war er in der MotoGP tätig, seit 2012 leitet er mit "Total Sports Solutions" ein Unternehmen, das es sich zum Ziel gesetzt hat, Sponsoren zu finden und Sponsoringprogramme zu erstellen.
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Als dritter Mann ist GP3-Teambesitzer David Hayles an Bord. Seine Aufgabe ist es, Personal für "Scorpion Racing" zu lukrieren. Angeblich plant man eine Kooperation mit dem Williams-Rennstall - die Truppe aus Grove würde dem neuen Team Personal zur Verfügung stellen, zudem dürfte man auch etwas Zeit im Williams-Windkanal verbringen, um das Auto für die Saison 2013 weiterzuentwickeln.