• 04.07.2014 21:34

  • von Roman Wittemeier

Ecclestone-Prozess: Tränen und Verwirrung

Die Vernehmung weiterer Zeugen im Ecclestone-Prozess vor dem Münchener Landgericht brachte in dieser Woche kuriose Szenen: Dolmetscherin weggeschickt

(Motorsport-Total.com) - Im Rahmen der langwierigen Verhandlungen im Ecclestone-Prozess vor dem Münchener Landgericht sind im Verlauf dieser Woche weitere wichtige Zeugen vernommen worden. Mit Spannung wurde vor allem die Aussage der Formel-1-Juristin und engen Ecclestone-Vertrauten Sacha Woodward-Hill erwartet. Am Mittwoch stand die 44-jährige Juristin, die vom engsten Umfeld des Formel-1-Promoters als dessen "Fels in der Brandung" beschrieben wird, als Zeugin in München im Gerichtsaal.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Kann bislang fast ungehindert weiter die Strippen ziehen: Bernie Ecclestone Zoom

Was sich allerdings während der Befragung von Woodward-Hill abspielte, hatte mit einem "Fels in der Brandung" phasenweise nicht mehr viel zu tun. Die Britin wurde nach Ansicht der deutschen Anwälte von Ecclestone von der anwesenden Dolmetscherin immer wieder falsch zitiert. Die deutschen Juristen korrigierten die Übersetzerin immer wieder, Woodward-Hill fühlte sich immer wieder missverstanden und war mit den Nerven nach einiger Zeit komplett am Ende: Es flossen Tränen. Die Dolmetscherin wurde ausgetauscht.

Im Rahmen der Befragung zur Sache stand Woodward-Hill ihrem Chef erwartungsgemäß zur Seite. Die Staatsanwaltschaft, die davon ausgeht, dass Ecclestone den früheren BayernLB-Vorstand Bernhard Gribkowsky mit 44 Millionen Euro geschmiert hatte, weil dieser damit gedroht hatte, Ecclestone werde bei einem Verkauf von Anteilen an eine andere Bank entmachtet, erhielt von der britischen Juristin eine gegenteilige Aussage.

Wenn Gribkowsky ihrem Chef tatsächlich bei einem Treffen auf dem Flughafen München mit solch einer Entmachtung gedroht hätte, dann wäre die Reaktion von Ecclestone anders ausgefallen, so die Britin. "Wenn Dr. Gribkowsky ihm mit dieser Drohung gekommen wäre, dann wäre er mit Sicherheit in sein Flugzeug gestiegen und nach Hause geflogen", wird Woodward-Hill von der 'DPA' zitiert. Vielmehr habe ihre Chef tatsächlich große Angst gehabt, Gribkowsky würde Details des undurchsichtigen Firmengeflechts Ecclestones an die britischen Behörden weiterleiten. "Er hatte damals eine Steuerprüfung. Die Konsequenzen wären für ihn sehr schwerwiegend gewesen", so Woodward-Hill.