• 11.03.2004 17:19

  • von Fabian Hust

Ecclestone: Ohrfeige für Max Mosley

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone stellt sich die Frage, ob Max Mosley für die Rolle des FIA-Präsidenten der richtige Mann ist

(Motorsport-Total.com) - Seit 1991 ist Max Mosley Präsident des Automobilweltverbandes FIA. Im Oktober 2005 wird seine Amtszeit auslaufen, doch der Brite hat bereits angedeutet, dass er sich für die Wiederwahl aufstellen wird. Mosley, mächtigster Mann der Formel 1 neben Promoter Bernie Ecclestone, hat sich als unermüdlicher Sicherheits-Politiker in der Königsklasse einen Namen gemacht. Er war die treibende Kraft hinter den Reformen in der Formel 1, die nach den tödlichen Unfällen von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger im Mai 1994 in Imola in Angriff genommen wurden.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

FIA-Präsident Max Mosley liebt verbale Auseinandersetzungen

Seine Vorschläge, das technische Wettrüsten zu stoppen und die Rennwagen einzubremsen, stießen bei PS-Stars wie Michael Schumacher lange Zeit auf heftige Kritik. Als Mosley 1997 die Einführung der Rillenreifen durchsetzte, empfand Schumacher das zunächst wie die Degradierung zum "Taxifahrer". Inzwischen hat man sich arrangiert. Die Sicherheit gehe vor, betonen Fahrer und Funktionär.#w1#

"Ich habe dafür zu sorgen, dass die Geschwindigkeiten nicht zu hoch sind, damit die Fahrer überleben, wenn sie verunglücken", sagt Mosley. Die Ergebnisse geben ihm Recht. Denn trotz vieler schwerer Unfälle hat die Formel 1 seit der Senna-Tragödie keinen weiteren Toten mehr zu beklagen. Stolz sagt Mosley: "Ein Crash wie der von Luciano Burti in Spa wäre noch vor einigen Jahren mit Sicherheit tödlich ausgegangen."

Doch Jahr für Jahr machen ihm die trickreichen Ingenieure einen dicken Strich durch die Rechnung. "Mit technischen Ressourcen, wie wir sie nicht haben, fällt ihnen immer wieder etwas Neues ein, um die Autos schneller zu machen", bekennt Mosley. "Drehen wir die Uhr zurück, geht danach das ganze Spiel von vorn los." So sind die Rundenzeiten beim Saisonauftakt in Melbourne dramatisch gesunken, obwohl Mosley die Formel 1 durch die Ein-Motoren-Regel und der Limitierung der Heckflügelemente auf zwei Einheiten einbremsen wollte.

1991 hatte der Brite in Paris den Vorsitz der FIA von dem umstrittenen Franzosen Jean-Marie Balestre übernommen. Unter Mosleys Regie wurde auch der bürokratische Wasserkopf FISA - so der Name des Verbandes bis 1993 - abgeschafft und unter dem neuen Dach der FIA zusammengezogen. Der gelernte Anwalt erhält für die Arbeit als FIA-Präsident kein Geld. Mosley wuchs in England, Frankreich und Deutschland auf. Er studierte in Oxford, spricht fünf Sprachen perfekt. Geboren wurde der Funktionär am 13. April 1940 in London als Sohn des englischen Faschisten-Führers Oswald Mosley und der Autorin Diana Mitford.

Seine Liebe zum Motorsport hatte Mosley früh entdeckt. 1969 gehörte er zu den Gründern des Formel-1-Rennstalls March. Mit dem Schotten Jackie Stewart im Cockpit gelang dem Team bereits in der Debüt-Saison 1970 der erste Grand-Prix-Sieg. 1977 wurde Mosley Rechtsberater der Team-Vereinigung FOCA, die von einem gewissen Charles Bernhard Ecclestone geleitet wurde.

Der Mosley-Freund ist heute besser unter dem Namen Bernie bekannt und längst zum Milliardär aufgestiegen. Während Mosley ehrenamtlich arbeitet, hat sich "Big Bernie" im PS-Zirkus eine goldene Nase verdient. Das Duo zieht die Fäden in der Formel 1. Mosley ist für den Sport zuständig, der 73-jährige Ecclestone für das Geschäft. "Wenn ich mal wegen irgendeines Verbrechens angeklagt werden sollte, nehme ich mir Max als Anwalt", schwört Bernie Ecclestone in einem Interview mit dem Fachblatt 'auto, motor und sport'.

Doch Ecclestone ist mit der Arbeit seines Freundes nicht immer zufrieden, wie er zugibt. So liebe Mosley verbale Auseinandersetzungen: "Meistens trifft er Leute, die ihm beim Debattieren nicht das Wasser reichen können. Vielleicht wären viele Dinge einfacher, wenn eine andere Person FIA-Präsident wäre", redet "Mister Formel 1" nicht um den heißen Brei herum. Mosley treffe oft "mutwillige" Entscheidungen, worüber sich die Leute aufregen würden: "Er ist schlauer als sie. Das verletzt."