Ecclestone: "Michael kam sehr gekünstelt herüber"

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone über die kleinen Fehler des Michael Schumacher, den er erstmals mit dem großen Ayrton Senna vergleicht

(Motorsport-Total.com) - Am Sonntag wird Michael Schumacher seinen 250. und letzten Grand Prix bestreiten, doch auch wenn er 16 Jahre lang mit der Formel 1 auf Welttournee war, ließ er - abgesehen von seinen eigenen Leuten natürlich - kaum jemanden an sich heran. Einer, der ihn noch halbwegs gut kennen lernen durfte, war Bernie Ecclestone.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone mit Michael Schumacher

Bernie Ecclestone sieht Superstar Michael Schumacher "nicht nur rosarot"

Der Formel-1-Chef hat seinen deutschen Rekordweltmeister in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert und ihm den Status eines Superstars aberkannt. Begründung: fehlendes Charisma. Umso überraschender, dass er seine Meinung nun in einem Beitrag für die 'Welt' revidierte, indem er Schumacher auf die gleiche Stufe lobte wie Muhammad Ali, Tiger Woods oder auch den in Motorsportkreisen unvergessenen Ayrton Senna.#w1#

Endlich zeigt sich Schumacher auch als Verlierer

"Es war vielleicht das letzte Bisschen, was ihm gefehlt hat: sich als Verlierer auszuzeichnen." Bernie Ecclestone

Vor allem das Verhalten des Ferrari-Piloten nach dem technisch bedingten Ausfall beim Grand Prix von Japan vor zwei Wochen hat Ecclestone imponiert: "Es war doch fabelhaft, wie sich Schumacher in Suzuka hingestellt hat und sich seinem Team gegenüber demütig gezeigt hat", gab er zu Protokoll. "Es war vielleicht das letzte Bisschen, was ihm gefehlt hat: sich als Verlierer auszuzeichnen. Auch wenn er es nicht verdient hat."

Der "einzige Makel" sei gewesen, dass Schumachers Teamkollegen nie gleichberechtigt waren: "Deswegen habe ich mir auch für kommende Saison die Fahrerpaarung Michael Schumacher und Kimi Räikkönen bei Ferrari gewünscht. Von seinem Können und der Fitness her hätte Michael mindestens noch ein Jahr fahren können, aber er hat vielleicht gespürt, dass er nicht mehr lange Herr im Hause Ferrari sein kann", so der Brite.

Kritik an Schumachers Verschlossenheit

"Er hat sich immer sehr genau überlegt, was er sagen will. Wenig spontan. Er kam sehr gekünstelt herüber." Bernie Ecclestone

"Aber ich sehe nicht alles nur rosarot", fuhr er fort. "Er war zum Beispiel für die Medien nicht immer so zugänglich, wie ich mir das vorgestellt habe. Er hat sich ziemlich abgeschottet. Ich habe mal gesagt, dass ich manchmal das Gefühl habe, er macht ein Interview mit sich selbst, nimmt es auf - und wenn dann jemand kommt, der ein Interview von ihm will, spielt er die Kassette vor. Er hat sich immer sehr genau überlegt, was er sagen will. Wenig spontan. Er kam sehr gekünstelt herüber."

Vergleiche zwischen Schumacher und anderen Formel-1-Legenden hinken laut Ecclestone zwar, "am ehesten" sehe er aber noch Parallelen zu Senna: "Senna war ähnlich hingebungsvoll bei der Sache wie Michael heute. Wer der Größere von beiden ist, vermag ich nicht zu sagen", teilte er mit. "Michael haben einfach die Gegner gefehlt. Wenn Villeneuve ein gutes Auto bekommen hätte oder Mika Häkkinen sich durchgerungen hätte weiterzumachen - wer weiß, ob Schumacher so souverän gesiegt hätte?"