Ecclestone: Keine Notfall-Finanzspritzen mehr

Immer wieder hat Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone finanziell angeschlagenen Teams in der Vergangenheit geholfen, doch damit ist nun Schluss

(Motorsport-Total.com) - Mehr als einmal hat Bernie Ecclestone in der Vergangenheit finanziell akut angeschlagenen Teams aus einer Notlage geholfen, etwa durch vorgezogene Zahlungen aus dem Einnahmentopf der Formel 1. Lotus hat erst kürzlich von so einem Entgegenkommen profitiert, Williams ebenso. Aber damit ist nun Schluss: Unter dem neuen Concorde-Agreement wird es auch in Notsituationen keine Extrawürste mehr geben.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone sieht derzeit zwei bis drei gefährdete Teams in der Formel 1 Zoom

"Das ist mir nicht mehr erlaubt zu tun", hält Ecclestone im Interview mit dem Schweizer 'Blick' fest. "Wir haben mit den Teams eine Abmachung, dass wir keinen unterstützen können. Das wäre anderen gegenüber unfair. Sie haben es selbst so gewollt." Freilich darf der Formel-1-Geschäftsführer weiterhin seine Kontakte spielen lassen und interessierte Sponsoren den angeschlagenen Teams vorstellen, aber sein Portemonnaie zu zücken, ist nicht mehr so einfach möglich.

Dabei hätten es einige Teams bitter nötig, unbürokratische Hilfe vom Inhaber der kommerziellen Rechte zu erhalten. Marussia klagt hinter vorgehaltener Hand, dass man ohne mehr Ecclestone-Geld nicht nachhaltig wirtschaften kann, und Sauber und Lotus gelten ebenfalls als angezählt. Ecclestone selbst sieht momentan "zwei gefährdete Teams, vielleicht ein drittes - mit Fragezeichen". Wen er damit konkret meint, lässt er aber im Raum stehen.

Seiner Meinung nach sei die Lage bei einigen vor einem Jahr wesentlich kritischer gewesen als heute, "aber jetzt finden plötzlich die meisten Teams irgendwo und irgendwie Geld. Ich weiß nicht, wie sie das tun." Beispiel Marussia: Durch die Anteilseigner wurden im April umgerechnet 166 Millionen Euro an Schulden kapitalisiert. Dadurch steht das Team bilanztechnisch sauber da, obwohl es natürlich weiterhin Verluste einfahren wird.


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Eine Methode, wie sie übrigens immer öfter Anwendung findet: Teams finden nicht mehr das nötige Budget, um ihre Kosten zu decken, und schichten das so entstandene Defizit einfach auf die Anteilseigner um. Ein Modell ist auch, sich von Investoren Geld zu leihen - und sollte man dieses nicht zurückzahlen können, überschreibt man den Gläubigern einfach Anteile, ob sie das wollen oder nicht. Mit solchen und ähnlichen Tricks werden die Jahresbilanzen aufgehübscht.

Den Vorwurf vor allem der kleinen Teams, dass Ferrari, Red Bull & Co. als erfolgreichste Teilnehmer am meisten Geld aus dem Formel-1-Einnahmentopf abzweigen, obwohl sie es am wenigsten nötig hätten, lässt Ecclestone nicht auf sich sitzen. Durch das neue Concorde-Agreement habe sich nichts geändert: "Der Verteilungsschlüssel ist gleich geblieben. Der Unterschied zu früher ist nur, dass wir jetzt viel mehr Geld verteilen."

Aber es gibt zwei Kritikpunkte: Erstens, wie erwähnt, dass ein Topteam wesentlich mehr abkassiert als ein Nachzügler, und zweitens, dass knapp 50 Prozent von den Gesamteinnahmen der Formel 1 nicht unter den Teams aufgeteilt werden, sondern an die Inhaber der kommerziellen Rechte fließen. Die Teams hatten sich für eine Vergrößerung ihres Kuchens eingesetzt, konnten sich mit ihren Forderungen aber nicht durchsetzen.