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  • 03.10.2013 09:18

  • von Stefan Ziegler

Kinostart: Hunt, Lauda und der "Rush" der Formel 1

Ab heute in den deutschen Kinos: Der neue Formel-1-Film über James Hunt, Niki Lauda und den dramatischen WM-Titelkampf in der Saison 1976

(Motorsport-Total.com) - "Ich bin zufrieden. So ist es gewesen." Und das ist vermutlich das größte Kompliment, das Ron Howard für seinen Formel-1-Film "Rush" bekommen kann. Es sind schließlich die Worte von Niki Lauda, dessen Geschichte ab dem 3. Oktober 2013 auf den deutschen Kinoleinwänden zu sehen ist. In einem bildgewaltigen und dramatischen Film über den aufregenden Titelkampf der Saison 1976.

Titel-Bild zur News: Rush

James Hunt (Chris Hemsworth) und Niki Lauda (Daniel Brühl) im Kinofilm "Rush" Zoom

Doch Lauda, im Film verkörpert von Daniel Brühl, ist nur einer von zwei Hauptdarstellern in "Rush". Der andere, James Hunt, dargestellt von Chris Hemsworth, erlebt nicht mehr mit, wie auch seine Geschichte verfilmt wurde. Der Weltmeister von 1976 ist 1993 im Alter von nur 45 Jahren verstorben. Die Erinnerung an ihn, Laudas großen Konkurrenten, lebt aber durch "Rush" noch einmal neu auf.

"Traurig ist nur, dass James nicht hier sein und neben mir sitzen kann. Er ist zu früh verstorben, viel zu jung. Ich wünschte wirklich, er könnte diesen Film sehen. Das wäre das Beste gewesen", erklärt Lauda bei der Vorpremiere des Hollywood-Streifens in London. Und der dreimalige Weltmeister hat noch heute allergrößten Respekt vor seinem früheren Gegner: "Auf ihn konntest du dich verlassen."

Niki Lauda, wie er wirklich war

In einer Zeit, in der schon ein kleiner Fahrfehler genügt hat, um einen schweren Unfall zu haben, sei Hunt ein Pilot gewesen, der hart, fair und präzise gefahren sei. "Du konntest zwei Zentimeter neben ihm fahren und er hat niemals etwas Blödes angestellt", sagt Lauda. "James war schnell, keine Frage. Deshalb mussten wir es untereinander ausfechten." Und genau das stellt Regisseur Howard in "Rush" dar.

So gut, dass Lauda sein berühmtes Kapperl vor dem Formel-1-Film zieht. Er sei "sehr beeindruckt" gewesen, als er den Streifen das erste Mal gesehen habe, sagt er britischen Medien. "Es kommt wirklich gut rüber. Und Daniel Brühl spielt tatsächlich, wie ich war. Ich habe mich wiedererkannt. Er hat klasse Arbeit geleistet", meint Lauda, der als Berater maßgeblich an der Produktion beteiligt war.

Entspricht der Film also gänzlich seinen Vorstellungen? Nicht ganz, wie Lauda gesteht. Er erklärt: "Ich war nicht so diszipliniert, wie es im Film rüberkommt, doch ich hatte etwas mehr Disziplin als James. Ich trank zum Beispiel nie vor einem Rennen, aber danach. Das musste ich auch, denn schließlich hätte jedes Rennen mein letztes sein können. Heute ist das anders. Früher war es eben härter."

Neues Verständnis durch Kinofilm

Das sieht der Kino-Zuschauer bei "Rush" mit eigenen Augen, wenn Howard die Formel 1 der 1970er-Jahre wiederauferstehen lässt. "Man fuhr auf einem sehr schmalen Grat", meint Lauda. "Es geht darum, die Autos zu beherrschen und deine Grenzen auszuloten. Deshalb fährt man Rennen. Um die Geschwindigkeit zu spüren, das Auto und die Kontrolle. Hättest du zu viel gewollt, hättest du dich umgebracht."

Und Lauda stand 1976 kurz davor, die Formel 1 nicht zu überleben. Nach einem schweren Unfall am Nürburgring schwebte der damalige Ferrari-Pilot lange in Lebensgefahr. "Der Unfall hat mich nicht überrascht. Über die Jahre hatte ich viele Fahrer gesehen, die vor mir tödlich verunglückt waren", sagt Lauda heute, in seiner gewohnt trockenen Art. Durch den Kinofilm sehe er aber nun vieles anders.

Zum Beispiel die Reaktion im Formel-1-Fahrerlager, als er in Monza erstmals nach seinem Unfall wieder ins Lenkrad griff. "Damals wurde ich immer wütend, wenn mir die Leute nicht in die Augen sahen", meint Lauda. Die dramatischen Bilder von "Rush" hätten ihm aber Verständnis eingeflößt: "Ich kann nun nachvollziehen, weshalb alle so schockiert waren." Der Unfall hat seine Spuren hinterlassen.

Ein Unfall, der Spuren hinterlässt

Doch Lauda steht zu seinen Narben, wie er selbst betont. "Ich wurde mal gefragt, warum ich mich nicht operieren lassen würde. Ich sagte: 'Wo zur Hölle finde ich denn ein Ohr?' So ist es nun mal. Was kann ich da schon tun? Klar: Die Leute lassen sich die Brüste und den Hintern richten. Auch in meinem Fall hätte man etwas machen können. Ich wollte es aber nicht", erklärt der 64-Jährige.

"Ich musste es einfach akzeptieren", sagt Lauda und ergänzt bei der 'SportWoche': "Weil man eben so aussieht, wenn man 50 Sekunden im Feuer sitzt." Er habe sich aber noch während der Filmvorführung gefragt: 'Habe ich wirklich so übel ausgesehen?' Lauda gibt sich selbst die Antwort: "Ja, in der Tat. Das wurde perfekt dargestellt." An der Person von Brühl, der Lauda ebenfalls positiv beeindruckt.

"Er spricht wie ich", meint der dreimalige Formel-1-Weltmeister. "Er redet sogar so gut, dass mich die Leute fragen, ob ich mich selbst synchronisiert habe. Sensationell." Ein Prädikat, das laut Lauda auch auf das Gesamtwerk "Rush" zutrifft. "Bis jetzt", sagt Lauda bei 'auto motor und sport', "ist noch keiner zu mir gekommen und hat gesagt: 'Das ist ein Scheiß.' Ich bin zufrieden. Denn es ist so gewesen."