• 22.03.2011 21:21

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Ecclestone glaubt: Gribkowsky nur der Sündenbock

Laut Bernie Ecclestone hat eine Expertenprüfung ergeben, dass er in der Gribkowsky-Affäre eine weiße Weste hat - Er nimmt aber auch den früheren Banker in Schutz

(Motorsport-Total.com) - Im Zuge der Gribkowsky-Affäre hat sich Bernie Ecclestone erneut zu Wort gemeldet. In der Frage, ob beim Verkauf der Formel 1 an die private Beteiligungsgesellschaft CVC im Jahre 2006 Bestechungsgelder geflossen sind, gab es nun eine Untersuchung der Wirtschaftsprüfungskanzlei Ernst&Young und der Anwaltskanzlei Freshfields. Das Ergebnis dieser Untersuchung sei, dass er und sein Unternehmen sich nichts haben zu Schulden kommen lassen, so Ecclestone.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone betont weiterhin, nichts mit dem Fall Gribkowsky zu tun zu haben

Bei den Überprüfungen der Kanzleien ging es um die Zahlung von 50 Millionen US-Dollar (umgerechnet etwa 35 Millionen Euro) an den früheren Vorstand der BayernLB Gerhard Gribkowsky. Diese Summe soll er erhalten haben, die BayernLB ihren Anteil von 47,2 Prozent an der Formel 1 an die CVC verkauft hatte. Die Staatsanwaltschaft wirft Gribkowsky vor, den Wert des Anteils zu niedrig beziffert und "im Gegenzug über zwei Beraterverträge Zahlungen in Höhe von 50 Millionen US-Dollar erhalten zu haben".

Nachdem der Anteil verkauft war, wurde Gribkowsky ein Direktor des Formel-1-Rechteinhabers Delta Topco. Im Januar wurde er wegen des Verdachts auf Bestechung, Untreue und Steuerhinterziehung in Untersuchungshaft genommen. Im vergangenen Monat beauftragte Delta Topco die Kanzleien Freshfields und Ernst&Young damit, die Umstände rund um den Verkauf näher zu untersuchen. Und Ecclestone sagt im 'Telegraph': "Das wurde alles getan, und sie haben nichts gefunden."

Er vermutet, dass sich die deutschen Behörden Gribkowsky herausgepickt haben, da sie einen Sündenbock für die massiven Verluste der BayernLB suchen. Der für die Risikokontrolle zuständige Vorstand Gribkowsky wurde von der BayernLB im April 2008 mit sofortiger Wirkung entlassen, nachdem die Belastungen der Landesbank auf 4,3 Milliarden Euro angestiegen waren. Dazu geführt hatten der Zusammenbruch des US-Markts für Subprime-Hypotheken und die Verluste beim Kauf der österreichischen Hypo Group Alpe Adria. Die BayernLB hatte 2007 1,6 Milliarden Euro in die Kärntner Bank investiert, zwei Jahre später war der Anteil aber nur noch einen Euro wert.

"Diese Bank war über einen längeren Zeitraum in alle möglichen seltsamen Dinge verstrickt." Bernie Ecclestone

"Ich denke, dass da mehr dahinter steckt, als zuerst ins Auge sticht", sagt Ecclestone. "Diese Bank war über einen längeren Zeitraum in alle möglichen seltsamen Dinge verstrickt und ich denke, dass sie jetzt nur nach jemandem suchen."

Gribkowsky wurde dabei ertappt, als er die 50 Millionen US-Dollar in einer Stiftung anlegte, die er in Österreich gegründet hatte. Dort ist der der Steuersatz niedriger als in seiner Heimat Deutschland. Das führte zum Vorwurf der Steuerhinterziehung. Ecclestone vermutet, dass man hier Gribkowskys Beratern die Schuld geben müsste. "Er dachte wahrscheinlich, dass alles legal und ehrlich ist", sagt der Formel-1-Boss. "Er hat die Stiftung in Österreich gegründet, sonst hätte er dort auch das Geld nicht angelegt. Und als er sie gegründet hat, muss er das auf Anraten getan haben."

Ecclestone bestreitet, 50 Millionen US-Dollar an Gribkowsky bezahlt zu haben. Auch die CVC sagte, sie habe im Zusammenhang mit dem Kauf der Formel 1 "kein Wissen über und keine Verbindung zu irgendeiner Zahlung an Herrn Gribkowsky oder einer mit ihm verbundenen Person."

"Er dachte wahrscheinlich, dass alles legal und ehrlich ist." Bernie Ecclestone

In diesem Monat gab es Berichte, dass CVC mit dem früheren Chef von Marks&Spencer, Sir Stuart Rose, darüber gesprochen habe, Aufsichtsratsvorsitzender von Delta Topco zu werden. Doch das weist Ecclestone zurück: "Ich denke nicht, dass sie einen Vorsitzenden brauchen. Vorsitzende leiten keine Unternehmen. Wir brauchen den Vorstand nicht. Um ehrlich zu sein, brauchen wir keinen davon."

Laut Ecclestone "wünscht sich die CVC, dass all das mit Gerhard nicht passiert wäre." Er sagt jedoch, dass die private Beteiligungsgesellschaft nicht vorhabe, ihren Anteil an Delta Topco zu verkaufen. CVC hielt acht Jahre lang einen Anteil von 75 Prozent am MotoGP-Rechteinhaber Dorna, bis sie diesen Anteil auf Druck der Europäischen Kommission abstoßen musste, als sie die Formel 1 kaufte. Ecclestone betont, dass die CVC die Formel 1 vielleicht nie verkauft, da au seiner jährlichen Dividende ausreichende Mittel zurück fließen.

Laut 'Formula Money' hat Delta Topco 2009 einen Umsatz von 1,6 Milliarden US-Dollar und einen Nettoprofit von 300 Millionen US-Dollar gemacht. Aufgrund von Preisgleitklauseln in den Schlüsselverträgen ist der jährliche Umsatz um rund zehn Prozent gestiegen. Das Unternehmen ist eine gute Einnahmequelle für CVC.

CVC musste im März 2006 für den Kauf der Formel 1 1,7 Milliarden US-Dollar aufbringen. Davon stammten 964 Milliarden US-Dollar von den CVC-Investoren, für den Rest wurde ein Kredit bei der Royal Bank of Scotland aufgenommen. Um das Geld an die Investoren und die RBS zurückzuzahlen, nahm CVC im November 2006 einen weiteren Kredit in Höhe von 2,9 Milliarden US-Dollar auf. Als Sicherheit dienten die Rechte an der Formel 1.

Der Nettogewinn nach den Kreditrückzahlungen geht aufgeschlüsselt nach ihren Anteilen direkt an die Eigentümer. CVC hält 63,4 Prozent an Delta Topco, Ecclestone gehören 5,3 Prozent, 8,5 Prozent seiner Familienstiftung, 18,4 Prozent JP Morgan und Lehman Brothers. Die restlichen 4,4 Prozent der Anteile sind auf Management und Berater aufgeteilt.

Von dem 300-Millionen-Dollar-Gewinn des Jahres 2009 konnte CVC also 190 Millionen US-Dollar an seine Investoren auszahlen, 15,9 Millionen US-Dollar gingen an Ecclestone. Es wird davon ausgegangen, dass der Gewinn im vergangenen Jahr sogar noch höher war und dass sich dieser Trend in diesem Jahr fortsetzt. Bis Ende dieses Jahres wird CVC mit der Formel 1 eine Milliarde US-Dollar verdient haben. Damit hätte man die ursprünglich einmal investierten 964 Millionen US-Dollar verdoppelt. Kein Wunder, dass man nicht verkaufen will.