• 16.09.2002 10:14

  • von Fabian Hust

Dompteur Lauda dirigierte den Jaguar auf das Podium

Vor der so wichtigen Sitzung der Ford Motor Company konnte Jaguar-Teamchef Lauda in Monza einen bedeutenden Erfolg feiern

(Motorsport-Total.com) - In Monaco 2001 holte Eddie Irvine für das Jaguar-Team den ersten Podiumsplatz, mehr als ein Jahr später konnte der 37-Jährige Ire das Kunststück wiederholen ? ausgerechnet im Herzen Italiens, da wo der Name Ferrari vergöttert wird. "Da oben stehen zwei der prestigeträchtigsten Namen der Formel 1", meinte ein Insider nach dem Rennen, ein schmerzlicher Seitenhieb in Richtung McLaren und Williams, die an diesem Tag völlig verwachst hatten. Natürlich konnte Eddie Irvine nur Dritter werden, weil die "Formel-1b-Teams" sich selbst aus der Entscheidung herausnahmen, aber was letztendlich zählt ist das Ergebnis.

Titel-Bild zur News: Eddie Irvine

An dieses Bild wird sich Niki Lauda wohl noch lange erinnern...

Und dieses Ergebnis war für Teamchef Niki Lauda von immenser Bedeutung. Der Österreicher wurde zuletzt von allen Seiten kritisiert, jetzt standen die Grünen sogar schon in der Startaufstellung vor den beiden Silberpfeilen, nachdem Kimi Räikkönen nach der Kollision mit Takuma Sato um einen Platz nach hinten versetzt wurde: "Jetzt warte ich nur noch, dass Ron vorbeischaut, dann mache ich ihn darauf aufmerksam", frotzelte Lauda vor dem Start, denn Dennis hatte ihn in letzter Zeit immer wieder unter die Nase gebunden, dass ehemalige Rennfahrer nicht als Teamchef taugen. "Siehst du Ron, selbst ein dummer Ex-Pilot schafft es, vor deinen Autos zu stehen", meinte der 53-Jährige zu seinem ein Jahr jüngeren Kollegen.

Nicht nur Niki Lauda stand in letzter Zeit in der Kritik, sondern auch Eddie Irvine, der älteste Fahrer im Feld. Nach dem Rennen analysierte Formel-1-Experte Marc Surer: "Man muss Irvine nur das richtige Auto geben, dann kann er es auch umsetzen. Da kommt eben die große Erfahrung durch." Und somit ist Eddie Irvine der erste Nicht-Ferrari-Williams-McLaren-Fahrer, der es nach Spa 2001 auf das Podium schafft. Damals brachte Giancarlo Fisichella im Benetton etwas Farbe in die Formel 1. Nun sah man bei Jaguar auf dem "Stockerl", wie Niki Lauda immer so schön sagt, grün. Das macht Hoffnung.

Mit acht WM-Punkten ist Eddie Irvine plötzlich in der WM-Wertung in der Top 10 aufgetaucht und liegt nun auf dem achten Rang. Nur Jenson Button im Renault liegt als Nicht-Ferrari-Williams-McLaren-Fahrer noch vor ihm. Und in der Konstrukteurswertung rangiert man nun auf dem sechsten Platz, drei WM-Zähler fehlen im Moment noch, um Sauber zu verdrängen. "Wir haben vor allen drei Teams, die knapp hinter uns liegen Respekt. Das Startrennen in Melbourne und jetzt Monza haben gezeigt, was passieren kann, wenn die Topteams ihre Autos nicht ins Ziel bringen", so Teamchef Peter Sauber gegenüber dem 'Blick', dessen Fahrer die Chance nicht nutzen konnten.

Unterdessen träumt Jaguar-Teamchef Niki Lauda sogar davon, seinen Schweizer Nachbarn zu verdrängen: "Zuerst jubeln wir jetzt mal über Eddies Podest-Platz. Dann stecken wir uns die Ziele für den WM-Endspurt. Der 5. Platz wäre für uns nach dieser doch eher verkorksten Saison sensationell ? aber Sauber bleibt der Favorit." Peter Sauber jedenfalls hat erklärt, dass es ihm nichts ausmacht, wenn Jaguar im kommenden Jahr in der Boxengasse neben ihm seine Zelte aufschlägt, so lange sie dies auf der richtigen Seite tun?

Doch warum war Jaguar in der Lage, in Monza sogar McLaren-Mercedes herauszufordern? Eddie Irvine erklärt: "Abgesehen vom Chassis, in dem ich sitze, sind alle Teile neu konstruiert und seit Saisonbeginn verändert worden. Wirklich alles, von der Aufhängung, über den Unterboden, den Motor und natürlich die Aerodynamik." Hinzu kommt, dass in Monza eine ausgereifte Aerodynamik zwar wichtig ist, nicht jedoch so wichtig wie auf kurvigen Strecken. In Monza geht es viel geradeaus und hier war der Cosworth-Motor ein Schlüsselfaktor. Für viele Experten ist der Zehnzylinder nach dem BMW-Motor und dem Ferrari-Triebwerk der drittstärkste im Feld.

Auch wenn Eddie Irvine in der kommenden Saison wohl wieder für das Jordan-Team fahren wird, unterstützt er Jaguar mit den Worten: "Die Formel 1 braucht Jaguar und Jaguar braucht die Formel 1." Diesen Satz hat der Ire wohl nach dem Rennen nicht ohne Grund von sich gegeben. Denn in dieser Woche wird sich entscheiden, ob und in wiefern Ford hinter dem Formel-1-Projekt weiterhin stehen wird. Chef Nick Scheele will das Projekt offenbar uneingeschränkt weiterlaufen lassen doch es gibt im Ford-Konzern auch Stimmen, die das Engagement Jaguars hinterfragen und Kosten einsparen wollen. Da kam der dritte Platz gerade zum richtigen Zeitpunkt.