Irvine: "Die Italiener wissen wie man Spaß haben kann"
Eddie Irvine spricht über das Rennen, die Bremsen, die Phase in der er den Jaguar schonte und was ihm der dritte Platz bedeutet
(Motorsport-Total.com) - Frage:"Eddie, du warst ganz sicher genauso happy auf dem Podium wie die anderen beiden oder? Das war ja eine richtig starke Leistung..."
Eddie Irvine: "Yeah, es war wie Rory es sagt, es muss sich großartig anfühlen zurück auf dem Podium zu sein, vor allem wenn man so lange nicht darauf gestanden hat und ich erinnere mich noch, dass ich zu Ferrari-Zeiten immer auf dem Podium war. Es gibt einfach nichts was sich mit dem Gefühl vergleichen lässt. Mit all den italienischen Fans ringsherum war das schon unglaublich. Die Leute fragen mich immer, warum ich so viel Zeit in Italien verbringe, doch ich glaube, dass sie heute den Grund dafür gesehen haben."

© xpb.cc
Irvine genoss es, seit langer Zeit wieder auf dem Podium zu stehen
Frage:"Vor dem Rennen hast du dir wegen der Bremsen Sorgen gemacht. Wie haben die während des Rennens funktioniert?"
Irvine: "Im ersten Rennabschnitt habe ich wie verrückt Gas gegeben. Ich konnte Räikkönen aber nicht halten, so entscheiden wir uns den Boxenstopp etwas früher einzulegen, doch es gab keine Probleme. Anschließend ging es nur noch darum so langsam wie möglich zu fahren, um vor dem Vordermann ins Ziel zu kommen... Ich denke, dass Trulli mich am Ende ganz schön unter Druck setzte, doch ich versuchte mich so weit wie nötig abzusetzen und gleichzeitig die Bremsen nur geringfügig zu strapazieren. Wie stark sie genau beansprucht wurden wissen wir natürlich erst nachdem wir das Auto auseinander genommen haben, doch im letzten Abschnitt des Rennens schaltete ich ja früh hoch und fuhr eher langsam in die Kurven, um ja sicherzustellen ins Ziel zu kommen."
"Wir hatten ein bisschen Glück"
Frage: "Eddie, es ist wirklich toll dich wieder hier in der Pressekonferenz zu haben. Es war doch auch überfällig oder? Wie lange ist das jetzt eigentlich her?"
Irvine: "Es ist über ein Jahr her, oder nicht? Ein Jahr und ein bisschen, um genau zu sein."
Frage: "War es für dich etwas Besonderes wieder da oben auf dem Podium zu stehen?"
Irvine: "Oh ja, es war fantastisch. Wenn man aufs Podium kommen will, dann hier und in Monaco und ich habe das beide Male mit Jaguar geschafft, was wirklich ... Wir hatten ein bisschen Glück, doch andererseits ja auch wenig Glück als der R3 das Licht der Welt erblickte..."
"Nach dem Boxenstopp fuhr ich nicht mehr schnell"
Frage: "Nun, du hattest ja eigentlich mit ein paar Problemen während des Rennens gerechnet, wie war das denn nun?"
Irvine: "Also zu Beginn machte ich wie verrückt Druck und versuchte den Anschluss an Räikkönen zu halten. Das klappte auch recht gut, doch dann zog er immer und immer weiter davon und anschließend gingen wir etwas früher an die Box. Danach hatte ich auf die anderen so einen großen Vorsprung, dass das Team mir sagte ich solle etwas langsamer machen. Ich schaute dann hauptsächlich darauf die Bremsen zu schonen, nahm es locker und fuhr so langsam wie ich konnte. Zu einem Zeitpunkt ließ ich die Verfolger zu sehr aufschließen, weshalb ich dann wieder etwas mehr Gas geben musste, doch gleich danach fuhr ich wieder langsamer. Ich versuchte genauer herauszufinden wie schnell sie waren, doch er, ich glaube es war Trulli, war mal schnell und dann wieder langsam, weshalb es schwer war das einzuschätzen."
Frage: "Das war in der Endphase des Rennens mit Jarno?"
Irvine: "Grundsätzlich war das ab dem Boxenstopp an so, nachdem ich nicht mehr wirklich schnell fuhr."
Frage: "Warst du nicht verunsichert über Panis hinter dir, weil er ja auf einer anderen Strategie war?"
Irvine: "Nein, denn er war ja ganz offensichtlich auf einer anderen Strategie unterwegs und mit dem Tempo, mit dem er aufholte - in Runde 20 - war klar, dass es zwischen uns keinen Kampf geben würde."
Irvine: Der Williams frisst die Reifen
Frage: "Denkst du, dass ihr auch in den beiden kommenden Rennen schnell sein werdet oder war das hier nur eine Ausnahme?"
Irvine: "Nun ja, was das Podium angeht hatten wir etwas Glück wegen der Williams, doch wir werden in Amerika ziemlich gut sein. Wir haben einen sehr starken Motor und unsere Reifen sind auch sehr gut. Wenn man sich innerhalb der Top 10 qualifizieren kann, dann kann man auch Punkte holen und darauf werden wir uns konzentrieren. Wir könnten vielleicht wieder Glück haben und aufs Podium fahren, doch unser Ziel wird es sein einen oder zwei Punkte zu holen."
Frage: "Hattest du die gleichen Probleme die Michael erwähnte die seiner Meinung nach die Williams hatten?"
Irvine: "Ich denke, dass Michelin hier einen perfekten Reifen für uns hatte. Die Sache ist doch die, dass ihr Auto so verdammt schnell ist. Wenn sie mit unseren Reifen fahren würden, dann würden sie sich noch bedeutend schneller qualifizieren. Wenn wir ihre Reifen hätten, dann würden wir einige Plätze weiter hinten stehen. Und wenn man weiter hinten ist, dann ist es sehr schwierig im Rennen etwas ausrichten zu können."
Irvine: "Ich wusste eine lange Zeit nicht, dass ich Dritter war"
Frage: "Eddie, jemand hat gesagt, dass das ein Wunder von Jaguar ist. Du selbst glaubst ja nicht an Wunder in der Formel 1, könntest du deshalb erklären was am Auto alles verbessert wurde?"
Irvine: "Das ist nicht das gleiche Auto mit dem wir die Saison begonnen haben. Wir haben die Vorder- und Hinterradaufhängung, den Unterboden, den Front- und Heckflügel, die seitlichen Luftleitbleche und alles Mögliche verändert. Grundsätzlich sitze ich in dem gleichen Chassis, doch auch der Motor ist ein anderer und nichts ist so wie es mal war. Bobby kann also nicht behaupten: 'Beurteilt mich nicht nach diesem Auto'."
Frage: "Eddie, wie spannend waren die letzten Runden für dich als Dritter?"
Irvine: "Ehrlich gesagt wusste ich für eine ganze Zeit lang gar nicht, dass ich Dritter war. Das letzte Mal an das ich mich erinnere stand eine 4 auf dem Boxensschild und ich dachte okay, verteidige diesen Platz, verteidige ihn. Du weißt ja, dass Platz vier gut ist, gut für das Team, doch Dritter zu sein ist gut für mich und das Team. Hier auf dem Podium stehen zu können ist schon etwas Besonderes. Drei Punkte machen für mich keinen Unterschied, doch es auf das Podium zu schaffen ist etwas was ich genieße und als ich erst einmal realisiert hatte an dritter Stelle zu liegen, da hatte ich plötzlich eine Menge Druck, denn ich fuhr da nicht mehr nur für das Team, sondern ich wollte den Platz auch aus persönlichen Gründen. Es gab also eine Menge Druck und ich hatte Probleme mit den Bremsen und ich machte immer langsamer, doch dann kam Trulli schnell näher und ich dachte, dass es besser wäre wieder schneller zu fahren. Das tat ich dann und hielt ihn hinter mir und dachte mir dabei: 'Okay, wenn du ihn hinter dir halten musst, dann kannst du ihn auch hinter dir halten'. Als ich das dann im Griff hatte, ging es eigentlich nur noch darum das Material zu schonen und ins Ziel zu kommen, weshalb jeder glücklich ist, außer Trulli wahrscheinlich."
"Die Italiener wissen wie man Spaß hat"
Frage: "Du hast eine Menge Freunde hier in Italien. Siehst du das hier als deinen Heim-Grand Prix an?"
Irvine: "Also es ist das Rennen wo ich zu Hause bin. Mein Appartement ist nur 20 Minuten von hier entfernt, zumindest wenn man mit einem Motorrad fährt, denn mit einem Auto braucht man drei Stunden. Es ist einfach großartig. Auf der Auslaufrunde waren die Tifosi einfach großartig. Sie haben mir wie wild zugejubelt. Der Grund, warum ich so viel Zeit in Italien verbringe, ist einfach der, dass die Italiener genau wissen wie man Spaß haben kann und ich mache da gerne mit."
Frage: "Eddie, du sagtest, dass du etwas besorgt wegen der Bremsen warst. Gab es während des Rennens ein Anzeichen dafür, dass der Motor Schwierigkeiten machen würde?"
Irvine: "Nein, ich schaltete zwar auch später manuell die Gänge hoch, doch das tat ich rein als Vorsichtsmaßnahme. Cosworth hat dieses Jahr einen unglaublichen Job geleistet. Dieser Motor hier war in Sachen Fahrbarkeit und Power ein schöner Schritt vorwärts, sehr beeindruckend. In Monza ist viel von der Leistungsfähigkeit auch dem Motor zuzuschreiben und wir selbst haben wir auch gute Arbeit geleistet."

