Doch ein Konstrukteurspokal für Dennis!
Von seinen Mechanikern hat Ron Dennis in Brasilien einen Konstrukteurspokal geschenkt bekommen - Zuversicht vor dem entscheidenden Rennen
(Motorsport-Total.com) - Wenn es nicht das Spionageurteil der FIA gegeben hätte, im Zuge dessen McLaren-Mercedes aus der Konstrukteurs-WM 2007 ausgeschlossen wurde, dann wären die Silberpfeile bereits Weltmeister: Für die - wegen des Urteils nichtige - Teamwertung haben Lewis Hamilton und Fernando Alonso bisher 210 Punkte gesammelt, was Ferrari (derzeit 186) nicht einmal mehr theoretisch einholen könnte.

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Angespannt: Ron Dennis steht vor dem wichtigsten Tag des Formel-1-Jahres
Also setzten sich die Mechaniker zusammen, um sich zu überlegen, wie sie ihrem Teamchef Ron Dennis angesichts dieser Tatsache auf inoffizielle Weise eine Freude bereiten könnten, und sie schenkten ihrem Arbeitgeber vor dem Rennwochenende in São Paulo einen Konstrukteurspokal: "Ich bin sehr froh über den Konstrukteurspokal, den sie für mich gemacht haben", bestätigte Dennis sichtlich gerührt nach dem Qualifying. "Das hatte einen sehr netten Touch."#w1#
Dennis räumt mit dem "Kühlschrank-Image" auf
"Viele Leute denken immer noch, dass wir ein ziemlich kaltes, graues Team sind. Nun, das ist weit von der Wahrheit entfernt", stellte er klar. "Das Team hat realisiert, dass es eine sehr harte Saison war, daher war das eine nette Geste. Das bedeutet mir viel, denn es zeigt, dass wir in der Zeit der Not noch enger zusammenrücken und gemeinsam kämpfen. Der Pokal hat einen großen sentimentalen Wert. Er bekommt einen angemessenen Platz, vielleicht in meinem Büro zu Hause."
Offiziellen Charakter hat die Trophäe freilich nicht, weshalb McLaren-Mercedes verständlicherweise morgen die Fahrer-WM nach Woking beziehungsweise Stuttgart holen möchte - übrigens zum ersten Mal seit Mika Häkkinen 1999, der extra nach Brasilien geflogen ist, um Hamilton oder Alonso im Fall der Fälle persönlich gratulieren zu können. Der heutige DTM-Pilot wirkte ja auch in einem Mercedes-Werbespot mit den beiden Formel-1-Stars mit.
"Unser Ziel", sagte Dennis nach dem heutigen Qualifying auf dem 4,309 Kilometer langen Kurs im Autodromo Carlos Pace von Interlagos, "ist der Sieg in der Weltmeisterschaft mit einem unserer beiden Fahrer. Wir versuchen, diese Strategie diszipliniert umzusetzen. Es wäre leicht, sich dazu verleiten zu lassen, auf Pole zu fahren oder das Qualifying zu gewinnen, aber wir konzentrieren uns auf das Rennen und die Weltmeisterschaft."
Clevere Strategie brachte eine Benzinrunde mehr
Für Q3 ließ man sich übrigens eine besondere Taktik einfallen: Hamilton und Alonso fuhren die üblichen Bummelrunden zu Beginn in einem hohen Tempo, konnten auf diese Weise eine Runde mehr drehen als alle anderen und hatten damit in der Entscheidung ein um gut zwei Kilogramm leichteres Auto für die Schlussattacke. Dies brachte einen Zeitvorteil von geschätzten 0,05 bis 0,075 Sekunden, allerdings bei einem denkbar knappen Timing.
Dennis war mit Recht stolz auf diese Herangehensweise: "Wir haben das mit der zusätzlichen Benzinrunde offensichtlich gerade mal so hinbekommen, aber ich glaube nicht, dass das einen unserer Fahrer beeinträchtigt hat", erklärte er in Bezug auf Alonso, der erst drei Sekunden vor Schluss bei Start und Ziel vorbeifuhr. "Beide hatten dadurch den gleichen Vorteil. Wir sind sehr zufrieden mit unserem Qualifying."
Wird Massa seine Verfolger aufhalten?

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Die McLaren-Mercedes-Strategie für das Qualifying ging heute voll auf Zoom
"Für Massa war die Pole in Brasilien natürlich wichtig", fuhr Dennis fort. "Er hat Lewis knapp geschlagen. Wir konzentrieren uns aber wie gesagt auf das Rennen und die Weltmeisterschaft. Es gibt verschiedene Resultatskombinationen, bei denen es unterschiedlich ausgehen würde, aber wir werden auf jeden Fall beiden Fahrern die gleiche Chance geben, in ihrem jeweiligen Versuch, die Weltmeisterschaft zu gewinnen, erfolgreich zu sein."
Und weiter: "Ich glaube, das Rennen wird in den ersten beiden Stints entschieden. Wir wissen genau, was wir mit jedem der beiden Fahrer tun müssen, um Weltmeister zu werden. Ich hoffe nur, dass die erste Runde sauber ablaufen wird, ohne Kontroverse", gab Dennis zu Protokoll. Allerdings scheint er bei aller Anspannung auch schon recht optimistisch zu sein, denn auf Hamiltons Chancen angesprochen entgegnete er: "Er hat jetzt fast alles selbst in der Hand."
Zwischen den Zeilen deutete der 60-Jährige übrigens auch an, was im Fahrerlager ohnehin schon alle vermutet haben: dass Alonso mit einer etwas schwereren Benzinlast unterwegs war als Hamilton. Das bedeutet für das Rennen, dass Hamilton im ersten Stint versuchen muss, am möglichen Blockierer Massa vorbeizukommen, damit er für den ersten Boxenstopp einen Vorsprung auf Räikkönen und Alonso aufbauen kann.

