Diskussionen um Silverstone gehen unaufhaltsam weiter
Wieder einmal lodert ein Funken Hoffnung für Silverstone auf, doch eine endgültige Lösung ist noch lange nicht in Sicht
(Motorsport-Total.com) - In der inzwischen fast schon leidigen Silverstone-Saga zeichnet sich weiterhin kein Ende ab: Am Donnerstag war aus Kreisen des britischen Sportministeriums zu vernehmen, dass eine Lösung für den Grand Prix in Sicht sei, wenig später jedoch kehrte wieder Ernüchterung ein. Mit einer Einigung noch in dieser Woche, wie zunächst gehofft wurde, ist jedenfalls nicht mehr zu rechnen.

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Den Anfang der nächsten Runde im Kampf um Silverstone machte 'BRDC'-Präsident Sir Jackie Stewart, der der Nachrichtenagentur 'Reuters' anvertraute, dass ihm "ein Gefühl im Bauch" sagt, es könnte doch noch klappen: "Ich habe heute mit Minister Richard Caborn gesprochen und er ist ebenfalls vorsichtig optimistisch. Noch ist der Deal aber nicht in trockenen Tüchern und ich mache mir Sorgen über die Auswirkungen, die eine Streichung des Grand Prix haben würde."#w1#
Britische Regierung kann nur zaghaft Hilfe anbieten
Stewart hatte sich Anfang der Woche bekanntlich an Premierminister Tony Blair gewandt und um Unterstützung gebeten, denn dem 'BRDC' fehlen im Moment etwas mehr als zwei Millionen Euro, um auf Ecclestones finanzielle Forderungen eingehen zu können. Diese Summe bezieht sich freilich nur auf 2005 und würde über die Dauer des anvisierten Vertrags über sieben Jahre - darauf besteht Ecclestone - sukzessive anwachsen.
Das wiederum macht es dem Sportministerium schwer, finanzielle Unterstützung zuzusagen. Minister Caborn stellte öffentlich in Frage, ob es gerechtfertigt sei, für einen millionenschweren Sport Steuergelder aufzuwenden, während wesentlich schlechter finanzierte, klassische Sportarten dahinvegetieren und kaum Förderungen erhalten. Immerhin will er jedoch weiterhin als Vermittler zwischen 'BRDC' und Ecclestone fungieren.
Darüber hinaus versprühte eine nicht näher genannte Quelle aus dem Umfeld Caborns gegenüber der 'Press Association' Optimismus: "Der Minister ist nun viel zuversichtlicher, dass eine Einigung erzielt werden kann, als vor einer Woche. Die beiden Seiten sind nun wieder am Verhandeln und wissen, dass der Grand Prix für beide zu bedeutend ist, um ihn fallen zu lassen. Obwohl es noch nicht definitiv ist, sind die Chancen für eine Bekanntgabe vor Ende der Woche gut."
Geschäftsführer des 'BRDC' weiterhin pessimistisch
Wenig später meldete sich via 'Autosport' der Geschäftsführer des 'BRDC', Alexander Hooton, zu Wort. Auch er sieht die Diskussionen positiver als noch vor ein paar Tagen, warnte aber vor verfrühter Euphorie. Demnach sei es zwar inzwischen möglich, die fehlenden rund zwei Millionen Euro für 2005 aufzubringen, doch aufgrund seiner Langfristigkeit und wegen der jährlich steigenden Kosten sei das im Moment vorliegende Angebot von Ecclestone weiterhin inakzeptabel.
"Zu sagen, es geht nur um 1,5 Millionen Pfund, ist irreführend", sprach er die Berichte über den derzeit fehlenden Geldbetrag an. "Bernie hat letzte Woche gesagt, dass er einen Siebenjahresvertrag will, was für uns einfach nicht leistbar ist. Wenn wir den Vertrag zu den gegenwärtigen Konditionen akzeptieren würden, könnte der Verlust am Ende der sieben Jahre bis zu 30 Millionen Pfund (knapp 45 Millionen Euro; Anm. d. Red.) betragen."
"Die 1,5 Millionen Pfund sind nur der Ausgangspunkt, aber es gibt andere Elemente, die zu bedenken sind", ergänzte Hooton. Und weiter: "Das Meiste, was ich am Donnerstag und Freitag vergangener Woche gesagt habe, war ziemlich pessimistisch. Ich würde nicht sagen, dass ich weniger pessimistisch bin, aber die Chance lebt noch immer. Wenigstens befinden wir uns in Gesprächen und das ist schon einmal ein gutes Zeichen."
Über Umwege doch zu einer Förderung aus Steuergeldern?
Ein weiterer Hoffnungsschimmer für Silverstone sind Verhandlungen des 'BRDC' mit der 'East Midlands Development Agency', kurz 'EMDA'. Dabei handelt es sich um eine staatliche Behörde, die sich mit der Entwicklung der regionalen Wirtschaft auseinandersetzt und eventuell Fördergelder für den Grand Prix bereitstellen könnte. Hooton bestätigte "konstruktive, aber noch lange nicht abgeschlossene" Verhandlungen.
Die Einigung noch in dieser Woche, wie sie von unverbesserlichen Optimisten vorhergesagt wird, ist in Wahrheit vorerst noch nicht abzusehen. Selbst wenn Ecclestone und der 'BRDC' einen gemeinsamen Nenner finden, bleibt zu klären, wie die Bonuszahlungen an die Teams finanziert werden sollen, denn die Teams sind laut Concorde Agreement nur zu 17 Grands Prix pro Jahr verpflichtet, müssten aber mindestens 18 Mal antreten, sollte Silverstone tatsächlich wieder in den Kalender aufgenommen werden.
Die endgültige Entscheidung dürfte spätestens am 13. Oktober fallen, also am Mittwoch nach Suzuka. Dann tagt das World Council der FIA, welches den Kalender offiziell verabschieden wird. Denkbar ist zwar, dass Silverstone zunächst nur provisorisch für 2005 eingeplant wird, doch selbst eine Aufnahme in den Kalender unter Vorbehalt wäre schon ein sehr aussagekräftiger Schritt in Richtung einer weiteren Auflage des britischen Grand Prix.

