Diese Chance will sich Davidson nicht entgehen lassen

Anthony Davidson hatte nie etwas anderes als das Rennfahren im Sinn und freut sich daher wahnsinnig über seine große Formel-1-Chance

(Motorsport-Total.com) - Mit 27 Jahren entspricht Anthony Davidson nicht mehr unbedingt der modernen Definition eines motorsportlichen Nachwuchstalents, dennoch wird er in der Formel 1 zu den Youngsters gezählt - weil er im kommenden März in Melbourne erst seinen vierten Grand Prix bestreiten wird: Nach drei Gasteinsätzen bei anderen Teams gibt ihm Super Aguri endlich als Stammfahrer eine Chance.

Titel-Bild zur News: Anthony Davidson

Anthony Davidson will die Chance seines Lebens endlich nutzen

"Darauf habe ich eine lange, lange Zeit gewartet", erklärte der Brite, der schon seit 2001 als Testfahrer bei BAR beziehungsweise Honda engagiert war, im Interview mit dem 'Telegraph'. "Ich musste auf der Reservebank sitzen und musste vielen anderen Fahrern dabei zusehen, wie sie vor mir ihre Chance in der Formel 1 bekamen. Ja, das war frustrierend, aber jetzt ist meine Chance endlich gekommen - und ich habe vor, sie auch zu nutzen!"#w1#

Schon als Kind wollte Davidson Rennfahrer werden

"Ich hatte keine Freundinnen, hatte keine Freunde. Ich hatte nur das Rennfahren im Kopf." Anthony Davidson

"Als ich noch ein Kind war", erinnerte sich der in Hemel Hemstead aufgewachsene Motorsportler, "war das Rennfahren einfach alles für mich. Schon als ich ungefähr 14 war, wusste ich, dass ich das für den Rest meines Lebens machen möchte. Ich realisierte gar nicht, wie besessen ich davon war. Wenn ich jetzt zurückschaue, habe ich nichts anderes gemacht: Ich hatte keine Freundinnen, hatte keine Freunde. Ich hatte nur das Rennfahren im Kopf."

Inzwischen scheint er die Kurve gekriegt und auch ein Privatleben aufgebaut zu haben, denn seit kurzem ist er mit der ehemaligen Jaguar-Pressesprecherin Carrie Bond verheiratet, die er - wie könnte es anders sein - durch die Formel 1 kennen gelernt hat. Davidson stand ja Ende 2004 auch knapp davor, als Stammfahrer zu Jaguar zu wechseln, als das Team jedoch von Red Bull übernommen wurde, platzte der Transfer in letzter Minute.

Nun steht er nach sechs Jahren als Testfahrer endlich vor der großen Premiere als Stammfahrer bei Super Aguri. Probleme sieht er keine auf sich zukommen, auch wenn er die Aufgabe keineswegs unterschätzt: "Beim Testen hat man eine leere Strecke vor sich und man kann so schnell fahren, wie man will, aber das erste Rennen in Melbourne wird etwas ganz Neues. Das könnte komisch werden", philosophierte der 27-Jährige.

Was haben Davidson und Damon Hill gemeinsam?

"Mir fällt kein Fahrer ein, der so viel Test- und so wenig Rennerfahrung hatte wie ich - Damon Hill vielleicht." Anthony Davidson

"Mir fällt kein Fahrer ein, der so viel Test- und so wenig Rennerfahrung hatte wie ich - Damon Hill vielleicht", fuhr Davidson fort. "Das Fahren des Autos ist kein Problem, sondern eher die Struktur eines Rennens, das Timing, die Strategie, wann man pushen muss, wann nachtanken, was alles neu ist. Das wird wie die Führerscheinprüfung für mich! Man sitzt im Auto, aber man lernt das Fahren erst dann richtig, wenn man auf sich alleine gestellt ist."

An seine bisherigen Grand-Prix-Einsätze erinnert er sich nicht allzu gerne zurück: 2002 trat er in Ungarn und Belgien für Minardi an, allerdings landete er beide Male auf dem letzten Startplatz - und im Rennen schied er jeweils nach einem Dreher aus. 2005 in Malaysia sprang er bei BAR für seinen kommenden Teamkollegen Takuma Sato ein, doch aus der achten Startreihe schaffte sein Honda-Motor nicht einmal zehn Kilometer, ehe er in Schall und Rauch aufging.

Schlechte Erinnerungen an die Formel-1-Premiere

"Danach dachte ich, das sei es gewesen." Anthony Davidson

"Damals war ich total down", so Davidson über seine bisherigen Einsätze. "Ich war jung, fühlte mich wie auf einer Welle. Man erwartet, dass alles genau nach Plan läuft, weil es ja immer so war. Dann saß ich auf einmal in einem Formel-1-Auto und dachte, dass es so weitergehen würde, doch dann war plötzlich die Servolenkung nutzlos und das Auto gab den Geist auf. Ich war auch körperlich nicht vorbereitet. Danach dachte ich, das sei es gewesen."

Nun bekommt der ehemalige Honda-Freitagsfahrer aber doch noch seine Chance in der Königsklasse des Motorsports, weil er vom japanischen Automobilhersteller bei Super Aguri geparkt wurde. Dort trifft er wieder auf Sato, seinen ehemaligen Formel-3- und Honda-Teamkollegen, der im jüngsten Rennstall der Formel 1 als Führungsfigur gilt. Davidson muss versuchen, dessen Standing möglichst rasch mit starken Leistungen zu untergraben, um sich zu behaupten.