• 22.10.2010 17:14

  • von Stefan Ziegler

Die Teamchefs begrüßen Russland in der Formel 1

Das für 2014 angestrebte Rennen in Russland findet großen Anklang bei den Formel-1-Teamchefs - Wie groß wird der Rennkalender in den nächsten Jahren?

(Motorsport-Total.com) - Die Rennställe der Formel 1 hatten sich noch nicht einmal zur Premiere in Südkorea aufgemacht, da stellte Bernie Ecclestone schon eine weitere neue Anlaufstelle für die "Königsklasse" vor: Ab 2014 möchte der britische Rennchef sein Starterfeld im südrussischen Sotschi an den Start schicken und erstmals in der Geschichte der Formel 1 einen Großen Preis von Russland austragen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Quo vadis, Formel 1? Auch die Teamchefs sind gespannt, wohin die Reise geht

Dafür erntet der 79-Jährige großen Beifall aus dem Fahrerlager: "Ich denke, das ist ganz offensichtlich gut für die Formel 1", sagt Renault-Teamchef Eric Boullier. "Es ist ein weiterer Schritt, um Russland in dieses Business zu bringen. Diese Sache wurde von Bernie selbst auf den Weg gebracht. Unsere Sponsoren und unser Fahrer hatten keinen Einfluss darauf. Es ist ein Fortschritt", meint der Franzose.

Das Russland-Rennen als positive Nachricht

Boullier rechnet mit einem Fingerzeig für viele Beteiligten: "Das sollte der Formel 1 und russischen Piloten in der Zukunft eine Hilfe sein." Ferrari-Oberhaupt Stefano Domenicali zeigt sich noch etwas zurückhaltend: "Meiner Meinung nach müssen wir noch mehr darüber erfahren. Wir haben es im Fernsehen gehört, also ist es eine positive Nachricht. Es ist prima, nach vorne zu schauen."

"Schön zu sehen ist, dass neue Länder an der Formel 1 interessiert sind." Stefano Domenicali

"Je mehr wir aber über die neuen Organisatoren und die Strecken erfahren, umso besser verstehen wir, worum es geht. Schön zu sehen ist jedenfalls, dass neue Länder an der Formel 1 interessiert sind", gibt der Italiener zu Protokoll. Martin Whitmarsh freut sich über den Neuzugang: "Das Konzept eines russischen Grand Prix' ist spitze. Es werden neue Rennplätze für die Formel 1 entwickelt."

"Russland ist ein sehr wichtiger Markt, also ist das eine fantastische Sache. Meine Vorredner haben es aber schon betont: Wir müssen noch über Details unterrichtet werden. Soweit ich informiert bin, wird das Rennen in einer Stadt ausgetragen werden. Das ist aber vermutlich noch ein Ort, der erst entwickelt werden muss", erklärt der McLaren-Teamchef in der Pressekonferenz von Südkorea.

Die Teamchefs brauchen mehr Informationen

"Es hört sich nach einem ungewöhnlichen Rennplatz an, aber noch wissen wir nichts Näheres darüber. Sobald wir die richtigen Daten haben, wird es bestimmt eine spannende Geschichte sein", meint Whitmarsh. Christian Horner schließt sich an: "Die Formel 1 ist ein internationaler Sport. Einen Grand Prix in Russland zu haben, ist sehr, sehr positiv", hält der Red-Bull-Teamchef fest.

"Für Red Bull ist das ein wichtiger Markt, also wird es bestimmt interessant." Christian Horner

"Dabei handelt es sich um einen der größten Märkte der Welt. Für Red Bull ist das ein wichtiger Markt, also wird es bestimmt interessant. Wenn man sich in Erinnerung ruft, was Bernie in letzter Zeit in den Rennkalender gebracht hat - Strecken wie diese hier oder Singapur -, dann gibt es keinen Grund zu zweifeln, dass Russland nicht ebenfalls eine der Formel 1 würdige Rennbahn produzieren wird."

"Der Kalender wird sicherlich nicht kleiner", fügt Horner hinzu. Und damit wirft der ehemalige Rennfahrer ein ganz neues Thema auf: Wie viele Grands Prix kann die Formel-1-Gemeinde in einer Saison überhaupt stemmen? Angesichts der vielen neuen Austragungsorte müssen sich die Teams wohl auf eine Aufstockung ihrer Rennplanung gefasst machen - Indien und Russland lassen grüßen.¿pbvin|512|3185|inside|0|1pb¿

Wie viele Rennen wird die Formel 1 bald bestreiten?

Die Teamchefs der Formel 1 treten aber erst einmal kollektiv auf die Euphoriebremse: "Auch wenn in den Medien angekündigt wurde, dass ab 2014 die Möglichkeit auf die Austragung eines Rennens in Russland besteht, so wissen wir noch nicht, wie viele Saisonrennen in diesem Jahr auf dem Programm stehen werden", sagt Boullier. Der Umfang des Rennkalenders sei also noch unklar.

"Ich denke, 20 Grands Prix sind eine annehmbare Hausnummer." Eric Boullier

"Selbst wenn wir uns auf eine Zahl einigen würden - es hängt nicht einzig und alleine an uns", erläutert der Franzose. "Ich denke, 20 Grands Prix sind eine annehmbare Hausnummer. Wenn wir über diese Grenze hinweg gehen würden, werden Themen wie Logistik und die Anzahl der Teammitglieder wichtiger. Vielleicht müssten wir unsere Arbeitshaltung und unsere Reiserei etwas umorganisieren."

"Was die Menge der Rennen betrifft, stimme ich Eric zu", sagt Domenicali. "So, wie wir im Augenblick strukturiert sind, wären 20 Grands Prix eine gute Wahl. Wenn jemand dem Kalender einige Rennen hinzufügen möchte, müssen wir uns erst auf ein paar Punkte verständigen, bevor es in dieser Sache vorangeht. Das muss man dabei bedenken", erklärt der Teamchef der Roten aus Maranello.

Domenicali: Alle neuen Strecken folgen einem "Schema F"

"Andererseits ist es klasse, rund um die Welt neue Länder zu sehen, die Interesse an der Formel 1 bekunden. Ich persönlich bin aber der Meinung, dass wir es uns nicht leisten können, zu viele europäische Rennen zu verlieren. Diese Events sind nämlich sehr wertvoll für die Formel 1 und sehr wichtig für uns Teams", meint Domenicali und fordert: "Da müssen wir eine Balance finden."

"Hat man einen Kalender, der 20 bis 40 Rennen umfasst, dann hat die einzelne Veranstaltung nicht mehr den Stellenwert." Martin Whitmarsh

"Ich meine zudem eine Tendenz zu erkennen, wonach sich die Konfiguration der Strecken eher an Stadtkursen als an wirklich unterschiedlichen Rennbahnen orientieren. Auch in dieser Hinsicht braucht es eine Balance, finde ich. Es gibt also reichlich Themen, die wir dabei zu bedenken haben", gibt der Ferrari-Teamchef zu bedenken. Whitmarsh meint indes, "dass bereits eine Balance besteht".


Fotos: Großer Preis von Südkorea


"Ein Grand Prix ist ein sehr bedeutender Event und einen Grand Prix zu gewinnen war stets sehr bedeutsam. Hat man aber einen Kalender, der 20 bis 40 Rennen umfasst, dann hat die einzelne Veranstaltung nicht mehr den Stellenwert, den ein Grand Prix in meinen Augen einnehmen sollte", hält Whitmarsh fest und fügt hinzu, dass die Formel 1 ihren Stellenwert als "Königsklasse" halten müsse.

Wie viele Events können die Teams stemmen?

"Abgesehen von der Struktur unserer Teams und der Art unseres Produktes glaube ich, dass die Leute den Status eines Grand Prix' aufrecht erhalten wollen. Würden wir über 20 Events veranstalten, würde das vielleicht im Interesse der Meisterschaft liegen, nicht aber im Interesse des einzelnen Rennens. Ich halte die Meisterschaft an sich für sehr wichtig, denn dafür sind wir schließlich hier."

"Wer weiß schon, was in der Zukunft passiert." Christian Horner

"Einen Grand Prix zu gewinnen war aber schon immer eine bedeutende Sache. Sind es einmal zu viele Rennen, reduziert sich die Bedeutung", findet Whitmarsh. "Meine Kollegen haben die Sachlage sehr gut umrissen", ergänzt Horner. "Bei 52 Wochen pro Jahr gibt es meiner Meinung nach nicht allzu viele Möglichkeiten, um noch viele neue Rennen unterzubringen. Optionen zu haben, ist aber gut."

"Wer weiß schon, was in der Zukunft passiert?", fragt der Red-Bull-Teamchef. "Ich denke, logistische Probleme wird es immer geben und auch den menschlichen Kräften muss man Tribut zollen - nicht nur in Bezug auf die Jungs an der Rennstrecke, sondern auch im Hinblick auf das Personal in der Fabrik. Wir müssen die richtige Balance finden. Ich bin aber überzeugt davon: Das kann gelingen."

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