Die schnellsten Formel-1-Autos aller Zeiten?
Ex-Formel-1-Pilot Martin Brundle trauert nicht den alten Zeiten nach und liebt den Grand-Prix-Sport noch aus ganzem Herzen
(Motorsport-Total.com) - Martin Brundle, früher selbst Formel-1-Pilot, heute TV-Kommentator und Fahrermanager, gehört nicht zu jenen Experten, die ständig vergangenen Zeiten nachtrauern. Stattdessen bewundert er die heutigen Fahrzeuge und auch die Professionalität, mit der die Königsklasse des Motorsports alle zwei Wochen ausgetragen wird.

© dpa
Martin Brundle kann sich ein Leben ohne Formel 1 nicht vorstellen
"Bei meinem ersten Podium in Detroit 1984", erzählte er dem 'Telegraph' zum Vergleich eine Geschichte aus seiner eigenen Karriere, "waren Nelson Piquet, Elio de Angelis und ich auf dem Treppchen. Wir hatten ein paar Freunde dabei, unsere Mechaniker, Freundinnen und Frauen. Es war ausgelassen. Heute ist die Prozedur formell strukturiert, gesponsert, es ist ein enger Ablauf. Unglaublich, wie sehr sich die Formel 1 seither verändert hat."#w1#
Heutige Autos aus Sicht von Brundle "unglaublich" schnell
Brundle sieht die Veränderungen aber nicht nur negativ. Speziell die heutigen Geschwindigkeiten findet er atemberaubend: "Was für mich heraussticht, ist, wie unfassbar schnell die Autos dieses Jahr waren. Wenn es trocken war, wurde auf fast jeder Strecke der Rundenrekord verbessert. In Jerez, wo die Strecke nicht verändert wurde und man gut vergleichen kann, sind die Zeiten um acht Sekunden schneller als vor zwei Jahren." Und das trotz der verlangsamenden Maßnahmen, wunderte er sich.
"Vielleicht haben wir die schnellsten Formel-1-Autos aller Zeiten gesehen", stellte Brundle in den Raum. Damit spielt er auf die geplanten Regeländerungen an: Schon nächstes Jahr kommt ein Maßnahmenpaket mit beschnittener Aerodynamik, härteren Reifen und weiter regulierten Motorenbestimmungen, und für 2006 ist sogar eine Umstellung auf 2,4-Liter-V8-Motoren vorgesehen, was geschätzte 200 PS an Leistung kosten wird.
Dass er der Formel 1 noch immer auf so viele Weisen verbunden ist, führt der Brite unter anderem darauf zurück, dass er als Aktiver nie den ganz großen Durchbruch geschafft hat: "Manche Typen wie ich lieben den Sport vielleicht mehr als solche, die viel Erfolg hatten. Vielleicht schlummert in uns eine brennende Frustration über das, was wir erreichen wollten, aber nie erreicht haben, oder wir kommen einfach nicht ohne Formel 1 zurecht."
Ausstrahlung der Formel 1 wichtiger als das Überholen?
Außerdem hat er seine eigene Theorie, warum das öffentliche Interesse an der Formel 1 so groß ist: Es gehe dabei "nicht unbedingt nur um das Rennfahren und das Überholen. Es ist die Ausstrahlung des Sports, denn wären es nur die Überholmanöver, dann würden alle die MotoGP-WM schauen und wir hätten keine Fans. In der Formel 1 sind die Summen enorm, es wird verleumdet und intrigiert, es wird spekuliert, was als nächstes passiert."
Selbst der Button-Affäre um den geplatzten Wechsel von BAR-Honda zu BMW-Williams kann er in diesem Zusammenhang durchaus Sympathie abgewinnen: "Viele sagen, die Jenson-Saga hat die Formel 1 beschmutzt, aber wenn du die Leute dazu bekommst, dass sie eine Woche nach der ganzen Geschichte noch immer darüber reden, dann ist das doch ein großer Erfolg, nicht wahr? Außerdem muss ja irgendwie der Winter gefüllt werden."

