• 16.05.2006 11:49

  • von Marco Helgert

Die neue Demokratie der Formel 1

Das Einfrieren der Motoren wurde von einer Mehrheit der Teams abgelehnt, die FIA stemmt sich dagegen - wer könnte Recht behalten?

(Motorsport-Total.com) - Für die Beteiligten der Formel 1 klang alles so gut: Künftig sollte es in der Formel 1 einfacher sein, Änderungen am Reglement durchzudrücken. Bisher war in vielen Fällen eine Einstimmigkeit der Teams nötig. Angesichts der vielen Positionen war dies nur selten erreichbar. Umso verlockender war die Aussicht, die FIA-Präsident Max Mosley gab. Für 2008 und danach solle jedes Team eine Stimme bekommen, bei Entscheidungen zählt dann die einfache Mehrheit.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Auf FIA-Präsident Max Mosley könnte bald wieder heftige Kritik zukommen

So schön dies auf dem Papier aussieht, in der Praxis ging die erste Bewährungsprobe gründlich daneben: Am Mittwoch vor dem Spanien-Grand-Prix entschied eine Mehrheit von acht der zwölf Teams für 2008, die Homologation der Motoren nicht einzuführen. Doch damit ändert sich an den Regeln dennoch nichts.#w1#

"Das Ziel dieser Homologation ist es, die Kosten der Motorenentwicklung entscheidend zu senken und einen unakzeptablen Anstieg der Leistung zu verhindern", schrieb Mosley an die Teams. "Mit der Anmeldung zur Meisterschaft akzeptiert ein Team die veröffentlichten Regeln und - dies ist ebenso wichtig - sie stützen sich auf sie, wenn sie sich anmelden oder eben nicht."

Mosley lehnt Änderungsvorschläge ab

"Keine verantwortungsbewusste Sporthoheit würde Regeländerungen zustimmen, welche die Kosten steigen lassen würden, nachdem die Anmeldungen akzeptiert worden", so Mosley. "Daher steht es außer Frage, die Homologation der Motoren abzuschaffen oder entscheidende Regeländerungen durchzuführen, die die Budgets der eingeschriebenen Teams signifikant steigen lassen würden."

Der Engländer hat damit nicht unrecht, denn die Homologation der Motoren wurde vom FIA-Weltrat abgesegnet, damit sind diese Regeln bindend. Eine Frage stellt sich jedoch: Welche Regeln genießen eine höhere Priorität? Die Motorenregeln wurden akzeptiert und sind für 2008 voll definiert, doch der Weltrat verabschiedete auch den neuen Prozess zur Festlegung der Regeln.

In Anhang fünf des Sportlichen Reglements steht geschrieben, dass "Änderungen des Sportlichen Regelements von der 'Sporting Working Group' vorgeschlagen werden", für das Technische Reglement zeichnet sich die 'Technical Working Group' verantwortlich. Kritisch ist der dritte Punkt dieses Anhangs.

Formel-1-Komission und Weltrat bestimmen

"Entscheidungen der 'Technical Working Group' und der 'Sporting Working Group' werden mit einfacher Mehrheit gefällt", heißt es in den Regeln für 2008. Dennoch muss nicht alles so kommen, wie es die Teams vielleicht möchten. Die Vorschläge der Arbeitsgruppen gehen an die Formel-1-Komission, die das Recht hat, gegen diese Vorschläge zu stimmen. Damit würden sie für weitere Nachbesserungen wieder in den jeweiligen Gruppen landen.

Mosley aber schloss von Anfang eine Änderung der Motorenregeln aus, obschon den Teams in der 'Sporting Working Group' der Versuch auf eine Änderung offen steht. Mosley aber hat keine Entscheidungsgewalt. Der Vorschlag müsste an die Formel-1-Komission, nur diese kann darüber - positiv oder negativ - entscheiden. Bei einer Annahme eines Vorschlags hat dann noch der Weltrat das entscheidende Wort.

Möchte Mosley die neue Demokratie nicht gleich der Absurdität preisgeben, so müssen die Vorschläge, welche in der 'Sporting Working Group' entstanden sind, auch den angedachten Prozess durchlaufen. Innerhalb von nur sechs Wochen - denn mehr Zeit bleibt für Regeln 2008 nicht - müssten sich dann aber Weltrat und Formel-1-Kommission zusammensetzen und darüber beraten. Ohne diesen bürokratischen Weg könnte sich Mosley aber in der Schusslinie der Kritik wiederfinden.