• 20.01.2010 15:54

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Die Hersteller und ihre Kostendeckung

Erstmals liegen Zahlen vor, wie viele Fahrzeuge die Automobilhersteller verkaufen müssen, damit sich ihr Formel-1-Engagement rechnet

(Motorsport-Total.com) - Viele Automobilhersteller stellen in Zeiten der Wirtschaftskrise ihr Engagement in der Formel 1 in Frage. Nun liegen erstmals konkrete Zahlen vor, anhand derer der Nutzen eines eigenen Rennstalls aufgerechnet werden kann. Wie neue Berechnungen ergeben, hätten die fünf Formel-1-Hersteller 2009 um 25.000 Autos mehr verkaufen müssen, damit sich ihr Engagement rechnet, doch in Wahrheit wurden um 1,7 Millionen weniger verkauft als 2008.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Dass die Automobilbranche in der Krise steckt, lässt sich nicht leugnen

Der Branchenmonitor 'Formula Money' hat die Anzahl der Autos, die verkauft werden müssen, damit sich ein Formel-1-Engagement rechnet, kalkuliert, indem die Formel-1-Budgets durch den durchschnittlichen Ertrag pro verkauftem Auto geteilt wurden. Das Formel-1-Budget eines Herstellers ist in der Regel Teil eines übergeordneten Marketingbudgets. Sobald die Verkaufszahlen rückläufig sind, werden nicht notwendige Kostenpunkte eliminiert, wobei die Formel 1 auf dieser Liste häufig sehr weit oben steht.#w1#

Am kostendeckendsten operiert Ferrari - und zwar mit großem Abstand. Der italienische Sportwagenhersteller nimmt 275.000 Euro pro verkauftem Fahrzeug ein und muss dementsprechend nur 153 Autos an den Mann bringen, um das 42-Millionen-Euro-Investment in die Formel 1 zu kompensieren. In den neun Monaten bis September 2009 wurden 4.860 Autos verkauft, um 346 weniger als im Vergleichszeitraum 2008. Der Einbruch um 6,9 Prozent fiel aber geringer aus als bei jedem anderen in der Formel 1 involvierten Hersteller.

Im Gegensatz dazu belegen die Geschäftszahlen von Toyota, dass in den sechs Monaten bis September 2009 um 1,1 Millionen Autos weniger als im Vergleichszeitraum 2008 verkauft werden konnten. Das ist der größte Verlust eines Formel-1-Herstellers - prozentual gesehen viermal so hoch wie jener von Ferrari. Toyota verlautbarte den Ausstieg aus der Formel 1 einen Tag vor der Bekanntgabe der Geschäftsergebnisse des zweiten Quartals im November.

Dabei konnte sich der japanische Hersteller sinkende Verkaufszahlen am allerwenigsten leisten, weil er mehr als jeder andere Formel-1-Eigentümer in seinen Rennstall investierte - zuletzt 178 Millionen Euro pro Jahr. Dafür hätte Toyota 9.700 Autos verkaufen müssen, also mehr als jeder andere in der Königsklasse engagierte Hersteller.

¿pbvin|128|2379||0|1pb¿Renault ging einen ähnlichen Weg wie Toyota, indem eine Mehrheit am Team an die Investmentfirma Genii Capital verkauft wurde. Das kam nach der "Crashgate"-Affäre und dem Ausstieg von Hauptsponsor ING nicht überraschend. Für ein sich lohnendes Formel-1-Engagement hätte Renault 8.200 Autos verkaufen müssen, doch die Verkaufszahlen für 2009 lagen stattdessen im bisher dokumentierten Zeitraum um 214.000 Einheiten hinten.

Die große Ausnahme ist Mercedes, denn der deutsche Hersteller benötigt 4.184 verkaufte Autos, um die Formel-1-Kosten zu decken. In den ersten drei Quartalen 2009 brachte Mercedes um 197.704 Fahrzeuge weniger an den Mann als im Vergleichszeitraum 2008 - ein Rückgang um 20 Prozent. Trotzdem stieß Daimler die 40 Prozent an McLaren ab, um bei Brawn einsteigen und ein eigenes Silberpfeil-Werksteam gründen zu können.

Hersteller / Ertrag/PKW / F1-Ausgaben / notwendige Verkäufe*:

Toyota / 18.349 / 178 Millionen / 9.701
Renault / 13.648 / 112 Millionen / 8.206
Mercedes / 37.797 / 157 Millionen / 4.154
BMW / 32.579 / 119 Millionen / 3.653
Ferrari / 275.000 / 42 Millionen / 153

* alle Angaben in Euro