Budgetobergrenze kommt für Ferrari nicht in Frage
Als eines der wenigen Teams spricht sich Ferrari immer noch kategorisch gegen eine Budgetobergrenze in der Formel 1 aus
(Motorsport-Total.com) - Als der Vorschlag einer Budgetobergrenze - damals war noch von über 100 Millionen Euro pro Jahr die Rede - im Vorjahr erstmals ernsthaft diskutiert wurde, war der Aufschrei unter den Herstellerteams zunächst groß. FIA-Berater Tony Purnell setzte sich dennoch intensiv mit dem Thema auseinander und präsentierte einen seiner Meinung nach machbaren Vorschlag, der jedoch verworfen wurde.

© xpb.cc
Luca di Montezemolo stattete der Formel 1 in Bahrain einen Besuch ab
Dann kam die Weltwirtschaftskrise - und plötzlich kippten die Teams der Reihe nach um: Die Privaten wie Brawn und Red Bull sind sowieso schon lange für die Limitierung der Ausgaben, während sich nun auch BMW und Co. unter gewissen Bedingungen eine solche Maßnahme vorstellen können. Nur Ferrari bleibt beharrlich bei dem Standpunkt, dass eine Budgetobergrenze allem widerstreben würde, wofür die Formel 1 steht.#w1#
Unterschiedliche Ausgangspositionen
"Ferrari ist gegen den Ansatz, das Budget zu limitieren", stellte Teamchef Stefano Domenicali am vergangenen Wochenende in Bahrain klar. "Das Problem mit einer Budgetobergrenze ist, dass alle Teams unterschiedliche Strukturen haben und in der Vergangenheit in unterschiedliche Anlagen investiert haben. Man kann diese vergangenen Entscheidungen nicht einfach auslöschen, das steht einmal fest."
Der Italiener spielt damit auf personelle Gegebenheiten an, auf die Fabriken, auf Windkanäle und sonstige Ressourcen. Einen Faktor, den er nicht nannte, dürfte er ebenfalls im Hinterkopf gehabt haben: Als ältestes und wichtigstes Team genießt Ferrari bei Bernie Ecclestone eine Sonderstellung, was die Verteilung des Einnahmentopfes der Formel 1 angeht. Doch was würde dieses Geld noch bringen, wenn man es nicht mehr investieren kann?
¿pbvin|512|1495||1pb¿Das Thema soll beim nächsten Meeting der Teamvereinigung FOTA am 6. Mai in London auf den Tisch kommen. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, gleichzeitig Vorsitzender der FOTA, möchte dort erreichen, dass sich seine Kollegen zumindest mal geschlossen gegen die freiwillige FIA-Budgetobergrenze von umgerechnet 34 Millionen Euro mit dem umstrittenen Parallelreglement schon für 2010 aussprechen.
"Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen", sagt di Montezemolo über den im März gefällten Beschluss für 2010, der vom FIA-Weltrat theoretisch bereits am Mittwoch in Paris wieder gekippt werden könnte. Vor allem wünscht er sich aber eine baldige Entscheidung, bei der es dann bleibt: "Es kann nicht sein, dass wir Ende April die Regeln für nächstes Jahr noch nicht kennen. Ich meine, wir brauchen jetzt Stabilität, denn in den vergangenen Jahren haben wir so viel geändert."
Darum ist Ferrari in der Formel 1
Was Ferrari angeht, so bleibt di Montezemolo bei seinem Nein zur Budgetobergrenze: "Wir sind seit 1950 ununterbrochen in der Formel 1. Wir waren nie weg. Das hat drei Gründe: Erstens: Wettbewerb ist Teil von Ferraris DNA. Wir haben als Rennteam begonnen und wurden dann Automobilhersteller. Zweitens: Wir haben in allen Kategorien Rennen gewonnen - Sportwagen, Bergrennen, alles außer Kartsport", so der Italiener.
Und weiter: "Wir wollen, dass die Formel 1 ein technologischer Wettbewerb bleibt, in dem wir unser eigenes Getriebe, unseren eigenen Motor und unsere eigene Elektronik entwickeln können. Diese Dinge wollen wir dann in unsere Straßenautos transferieren. Drittens: Wir sind in der Formel 1, weil es ein extremer Wettbewerb zwischen Fahrern, Technologie, Teams, Autos und Technikern ist. Wir wollen, dass das so bleibt. Daher sind wir gegen Standardmotoren oder ähnliche Vorschläge."
Verärgert zeigte er sich bei seinem Besuch in Bahrain übrigens über Streitigkeiten innerhalb der FOTA, denn di Montezemolo weiß genau, dass eine starke Teamvereinigung essentiell notwendig ist, um im Machtkampf mit der FIA und Ecclestone etwas erreichen zu können. Insofern konnte er sich einen kleinen Seitenhieb gegen die bissigen Kommentare seines Landsmannes Flavio Briatore nicht verkneifen: "Ich mag keine Polemik..."

