Budgetobergrenze: Teams wollen keinen Machtkampf

Die Teams sind sich noch nicht darüber einig, ob sie eine Budgetobergrenze wollen oder nicht - FOTA will keine radikalen Einschnitte

(Motorsport-Total.com) - Wie 'Motorsport-Total.com' als erstes Medium enthüllt hat, hat FIA-Präsident Max Mosley die Teams bis zum 23. April um ihre Einschätzung zu einer Budgetobergrenze ab 2010 gebeten. Offenbar ist Mosley dazu bereit, von den im März beschlossenen (freiwilligen) 34 Millionen Euro abzuweichen. Nur: Bisher hat er keine Antwort erhalten.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore, Christian Horner und Stefano Domenicali

Flavio Briatore, Christian Horner und Stefano Domenicali in Bahrain

Zumindest keine konkrete: "Wie haben dem Präsidenten der FIA als FOTA geantwortet, dass es unsere Absicht ist, dieses Thema bei unserem nächsten Treffen zu besprechen und dass wir dann auf ihn zurückkommen werden", erklärte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali heute Nachmittag im Rahmen der FIA-Pressekonferenz in Bahrain. Damit hat die FOTA Ross Brawn und anderen den Wunsch ausgeschlagen, sofort zu antworten, um einen FIA-Alleingang zu verhindern.#w1#

FOTA noch nicht auf einer Linie

Stattdessen will sich die FOTA erst einmal untereinander besprechen, ehe sie der FIA eine Antwort präsentiert. Doch entgegen der ursprünglichen Planung könnte diese Antwort noch vor der Sitzung des FIA-Weltrats am kommenden Mittwoch übermittelt werden, denn wie wir hören, befindet sich der FOTA-Vorsitzende Luca di Montezemolo bereits auf dem Weg nach Bahrain. Ursprünglich hatte der Italiener angeblich nicht vor, sich den Grand Prix anzuschauen.

Eine Eskalation zwischen FIA und FOTA soll aber auf jeden Fall verhindert werden: "Es geht hier nicht um einen Machtkampf", meinte Renault-Teamchef Flavio Briatore, "sondern darum, dass wir alle gut zusammenarbeiten." Zunächst einmal müssen sich die Teams einig werden, denn während einige grundsätzlich für eine Budgetobergrenze, aber gegen das Parallelreglement sind, lehnen einige andere eine Budgetobergrenze weiterhin ab.

"Ferrari ist gegen den Ansatz, das Budget zu limitieren, weil wir glauben, dass es einige Dinge gibt, die erst geregelt werden müssen", so Domenicali. "Das Problem mit einer Budgetobergrenze ist, dass alle Teams unterschiedliche Strukturen haben und in der Vergangenheit in unterschiedliche Anlagen investiert haben. Man kann diese vergangenen Entscheidungen nicht einfach auslöschen, das steht einmal fest."

"Wir dürfen während dieser Krise nicht überreagieren. Ja, es muss etwas getan werden, aber es ist wichtig, nicht in Panik zu verfallen", fügte der Italiener an. "Unterm Strich sind wir mit dem Verband einer Meinung, dass die Kosten gesenkt werden müssen, aber das ist eine Aufgabe, mit der wir innerhalb der FOTA bereits begonnen haben." Kernaussage der Teams: Die Kostensenkung soll lieber die FOTA selbst bestimmen als von der FIA beschlossen werden.

Briatore für Übergangsvariante

Außerdem wehrt sich Domenicali gegen eine plötzliche Einführung der Budgetobergrenze - und erhält Rückendeckung von Briatore: "Wir brauchen ein Ziel für 2010, 2011, 2012. Es ist sehr schwierig, in einem Jahr schnell runterzufahren, aber wir brauchen 2012 ein Budget, mit dem alle leben können", sagte der Renault-Teamchef. Die unterschiedlichen Standpunkte sind schnell erklärt: Ferrari verdient mit der Formel 1 gutes Geld, Renault hingegen wird Hauptsponsor ING verlieren.

"Die Idee einer Budgetobergrenze", warf Red-Bull-Teamchef Christian Horner in die Diskussion ein, "ist für ein Privatteam wie uns grundsätzlich attraktiv, aber es geht letztendlich um die Zahl. Der Teufel liegt bei solchen Dingen immer im Detail. Wir wollen auf keinen Fall, dass die Weltmeisterschaft von den Buchhaltern entschieden wird!" Aber alle Teamchefs sind sich einig, dass zum Beispiel mit der Langlebigkeit der Motoren gute Arbeitet geleistet wurde. Daran müsse man anknüpfen.

Das sieht auch Briatore so: "Der Motor macht bei mir noch acht Prozent des Gesamtbudgets aus. Davor haben alle nur über die Motoren geredet. Ich glaube, dass wir bei den Motoren nun im Rahmen sind. Wir wollten das auch bei der Aerodynamik schaffen, aber meine Leute haben mir gesagt, das sei unmöglich." Also müsse man Windkanalstunden, CFD-Kapazitäten und so weiter genau regeln, damit die Rahmenbedingungen für alle exakt gleich sind.