Die große Qualifying-Analyse mit Gerhard Berger
Toro-Rosso-Teilhaber Gerhard Berger über das gute Abschneiden seines Teams sowie die Leistungen der Favoriten im Qualifying in Melbourne
(Motorsport-Total.com) - Gerhard Berger ist an diesem Wochenende zum zweiten Mal in seiner Karriere als 50-Prozent-Teilhaber von Red Bulls Scuderia Toro Rosso an einem Rennwochenende anwesend - und mit Startplatz zwölf machte ihm Vitantonio Liuzzi heute im Qualifying in Melbourne eine besondere Freude. Entsprechend zufrieden bilanzierte der Österreicher nach der Session.

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Gerhard Berger wittert für seine Scuderia Toro Rosso Chancen auf WM-Punkte
"Wir hatten mit Liuzzi ein brauchbares Qualifying", so Berger, der von einem "optimalen" Resultat sprach. "Platz zwölf ist momentan das Optimum, das wir erreichen können, wobei man sagen muss, dass auch mit dem zweiten Auto ein gutes Resultat möglich gewesen wäre, denn Speed war das ganze Wochenende gut unterwegs, hatte aber ein bisschen Pech: Er war während der roten Flagge draußen, hatte dann Verkehr und war auch einmal neben der Strecke. Morgen im Rennen wird er sicher gut dabei sein, denn er wäre auf dem Niveau von Tonio gewesen."#w1#
Reifentemperaturen für Liuzzi und Speed ein Problem
"Alles in allem schlagen wir uns vorerst einmal ganz gut. Wir sind schon das ganze Wochenende sehr stark unterwegs", fügte der 210-fache Grand-Prix-Teilnehmer an. Allerdings lief nicht alles ganz wie erwünscht: "Alle Autos kämpfen damit, in den ersten beiden Runden die Reifen auf Temperatur zu bringen. Man hat den Trick, wie man die Reifen richtig nutzen kann, noch nicht so richtig gefunden. Für das Rennen spielt das jedoch keine Rolle", ergänzte er gegenüber 'Premiere'.
Innere Befriedigung, weil Liuzzi vor beiden A-Autos von Red Bull Racing steht, empfindet Berger übrigens nicht: "Ich sehe das überhaupt nicht so", unterstrich er. "Ich freue mich generell über den zwölften Platz, aber für mich ist es auch wichtig, dass Red Bull gut unterwegs ist. Die hätten meiner Meinung nach noch ein bisschen Potenzial gehabt. Red Bull ist eine Familie, für die es nur wichtig ist, dass irgendein Auto gut unterwegs ist. Heute sicherten sich gleich drei Autos eine gute Ausgangsposition."
Natürlich beobachtete Berger, 1996 und 1997 noch selbst im Melbourner Albert Park am Start, auch die Konkurrenz genau: Sein früherer Arbeitgeber BMW habe einen bestechenden Job gemacht, auch wenn Jacques Villeneuve durch einen Motorwechsel um zehn Positionen zurückfällt, wodurch Liuzzi vom 13. auf den zwölften Platz aufrückt, und auch von der Vorstellung von Honda zeigte sich der 46-Jährige beeindruckt.
Berger von Buttons Leistung beeindruckt
"Button", gab er zu Protokoll, "hat nicht gepokert, sondern war ganz einfach sensationell schnell unterwegs. Seine Rundenzeit ist unglaublich. Ich hätte nicht gedacht, dass Honda noch solche Reserven hat und hier so ein Ergebnis einfahren würde. Honda scheint auf dem Vormarsch zu sein. Ich kenne Jenson schon seit unserer gemeinsamen Zeit bei BMW. Er ist ein sehr weicher Fahrer, der sicher großes Talent hat."
Dass Michael Schumacher frühzeitig ausgeschieden ist, könne schon mal vorkommen: "Dieser Modus hat es in sich. Man darf sich keinen Fehler erlauben. Wer nicht von Anfang an dabei ist und den Rhythmus nicht findet oder irgendeinen Fehler macht, ist weg vom Fenster", so Berger. "Ich finde diesen Modus aber toll, denn es ist auch für uns sehr spannend. Wenn dann auch noch solche Wetterbedingungen herrschen, weiß man nicht, wo man landet. Man kann keine Sekunde mehr durchschnaufen, während wir früher in den ersten Minuten immer gemütlich herumgesessen sind."
Und wer ist nun Favorit, Gerhard? "Renault ist locker schnell unterwegs. Ich sehe sie morgen wieder ganz vorne", entgegnete er. "Ich glaube, dass sich die Situation bei denen langsam ein bisschen zuspitzt. Fisichella scheint sich langsam ein bisschen Luft zu verschaffen, bekommt ein bisschen Rückenwind. Der Sieg in Malaysia hat ihm sicher gut getan. Auf der anderen Seite sagt Alonso: 'Ich bin der Platzhirsch, ich bin der Weltmeister - ich möchte alles für mich!' Das ist ganz interessant zu beobachten."

