• 10.10.2008 09:38

  • von Marco Helgert

Die Formel 1 unter Kostendruck

Nicht zuletzt wegen der Finanzkrise: Die Kosten in der Formel 1 müssen sinken - Honda offen für neue Wege, bei Force India sucht man "günstige Freiräume"

(Motorsport-Total.com) - Nicht erst seit der Schieflage des weltweiten Finanzsystems gibt es Bestrebungen in der Formel 1, die Kosten massiv zu senken. Bisher aber wurden viele Ideen im Keim erstickt, da sich die beteiligten Teams nur in wenigen Belangen wirklich einig waren. Allmählich geht jedoch auch in der Formel 1 die Angst um, dass sich das Feld erneut ausdünnen könnte. Super Aguri musste nach einigen Rennen ja schon im Laufe der aktuellen Saison die Tore schließen. Nun ranken sich Gerüchte um neue Schließungen.

Titel-Bild zur News: Formel-1-Flagge

Noch weht die Flagge der Formel 1 nicht auf Halbmast

"Das grundlegende Problem der heutigen Formel 1 ist die Diskrepanz bei den Ressourcen der unterschiedlichen Teams", so Nick Fry, Geschäftsführer des Honda-Teams, im 'Daily Telegraph'. Während Honda sowohl technisch als auch finanziell sehr gut aufgestellt sei, so träfe dies längst nicht auf das gesamte Starterfeld zu.#w1#

"Es gibt die unabhängigen Teams, die auf Sponsorgelder von Unternehmen angewiesen sind, die derzeit unter großem Druck stehen", fuhr er fort. Damit sei die Zukunft einiger Teams direkt gefährdet. "Die Teams sind aus verschiedenen Gründen in der Formel 1. Im Falle von Honda ist die Entwicklung von neuen Technologien ein wichtiger Faktor. Auf Williams trifft das aber weniger zu."

Die Werksteams können sich beim Budget weitaus mehr aus dem Mutterkonzern nehmen, als die kleinen Teams an Sponsoren gewinnen können. "Für die Formel 1 ist wichtig, dass es einen Wettbewerb gibt, dabei sollten wir ein Feld mit zehn gesunden Teams halten", so Fry. "Wenn wir nichts tun, dann werden die Teams, die unter großem finanziellen Druck stehen, also die Privatteams, nicht mehr mit dabei sein."

"Die Kosten sind im derzeitigen Geschäftsklima unrealistisch." Mike Gascoyne

Dass Pläne zur Kosteneinsparung vor allem bei den kleinen Teams auf offene Ohren treffen, ist wenig verwunderlich. In der Brust von Mike Gascoyne, Cheftechnologe bei Force India, schlagen jedoch zwei Herzen. "Als Ingenieur liebe ich die Formel 1 und ihre Herausforderung", erklärte er. "Ich möchte ein Auto immer besser machen, aber die Kosten sind im derzeitigen Geschäftsklima unrealistisch."

Der Brite bringt es auf eine einfache Aussage: "Die Summe, die wir für kleine Leistungsunterschiede ausgeben, ist einfach nicht tragbar", so Gascoyne. Allein die Millionen-Rechnung für die Motoren könnte man massiv zusammenstreichen. "Wenn wir auf zwei Motoren pro Saison umstellen würden, dann müsste man sich fragen: 'Würde die Öffentlichkeit da einen Unterschied sehen?' Ich glaube es nicht."

Der Vorstoß von FIA-Präsident Max Mosley, mehr Standardteile vorzuschreiben, erachtet er als richtig. Man müsse vor allem Gebiete, die teuer sind und kaum Vorteile versprechen, beschneiden. Dafür sollten aber auch neue Freiräume entstehen, in denen relativ preiswert gearbeitet werden kann - und auch sollte.

"Wir müssen die Kosten kurz- und mittelfristig um 25 bis 33 Prozent senken." Nick Fry

"Ich glaube, dass wir den wirklich teuren Kram einstampfen und es den Teams erlauben sollten, Leistungsunterschiede zu erarbeiten, die sowohl interessant als auch günstig sind", erklärte Gascoyne. "Die großen Teams geben 10 oder 20 Mal soviel aus wie ein Privatteam, das funktioniert einfach nicht. Ich weiß, dass die Hersteller sich da nicht ändern wollen - sie gaben immer viel Geld für das Gewinnen aus -, aber das hilft ja nicht dem Sport."

Fry warf konkrete Zahlen in die Runde, die für Honda ein richtiger Schritt wären. "Wir müssen die Kosten kurz- und mittelfristig um 25 bis 33 Prozent senken", erklärte er. "Es gibt einen Vorschlag zu Einheitsmotoren, die länger halten sollen. Das würde zur Kostenreduktion beitragen. Aber auch das Preisgeld sollte gerechter verteilt werden, sodass die Teams am Ende des Feldes mehr von den Einnahmen bekommen."