Die Formel 1 und die Finanzkrise

Warum die Einnahmen des Formel-1-Imperiums stagnieren und was die Insolvenz von Lehman Brothers mit der Königsklasse zu tun hat

(Motorsport-Total.com) - Wenn man in den vergangenen Wochen die weltweiten Finanznachrichten verfolgt hat, dann konnte einem als Börsenanleger schon mal angst und bange werden. Nicht ausschließlich in den USA, sondern auch anderswo sind die Aktienkurse zum Teil dramatisch eingebrochen. Das hat auch auf die Formel 1 Auswirkungen.

Titel-Bild zur News: Lehman Brothers am New Yorker Times Square

Die Insolvenz von Lehman Brothers ist für die Formel 1 kein gutes Signal

Unter anderem musste im Zuge des US-Finanzmarktkrise die Investmentbank Lehman Brothers am 15. September Insolvenz anmelden. Das Unternehmen hatte für das dritte Quartal 2008 eine Verlusthochrechnung von 3,9 Milliarden US-Dollar (2,7 Milliarden Euro) bekannt gegeben. Die Pleite sorgt in Formel-1-Kreisen durchaus für ein gewisses Maß an Verunsicherung, denn Lehman Brothers besitzt einen Anteil am Formel-1-Imperium.#w1#

Lehman Brothers muss verkaufen

Genauer gesagt hält die Investmentbank 16,8 Prozent an der im britischen Jersey eingetragenen Firma Delta Topco, die ihrerseits wiederum die kommerziellen Rechte an der Formel 1 kontrolliert. Lehman Brothers war vor Jahren im Zuge der damaligen Kirch-Pleite zu Formel-1-Anteilen gekommen und hatte diese bei der Übernahme des Imperiums durch die Investmentgruppe CVC, die heute die Mehrheit hält, nur zum Teil abgegeben.

Lehman Brothers wird nun gezwungen sein, die Anteile an Delta Topco abzustoßen. Größerer Schaden für die Formel 1 ist nicht zu erwarten, weil Delta Topco selbst ein Vorkaufrecht auf diese Anteile hat. Trotzdem wirkt sich die schwierige Wirtschaftslage auch auf die Königsklasse des Motorsports aus, wie die jüngst offen gelegten Bilanzen für das Geschäftsjahr 2007 belegen. Das wirtschaftliche Wachstum des Formel-1-Umperiums stagniert demnach.

Betrug es zwischen 2003 und 2004 noch stattliche 25 Prozent, so stiegen die Formel-1-Einnahmen von 2006 auf 2007 nur noch um acht Prozent auf 938 Millionen US-Dollar (643 Millionen Euro). Ein Grund für den bescheidenen Zuwachs war die Streichung des Rennens in Imola. Andererseits gehen wir davon aus, dass die Grand-Prix-Verträge mit den meisten anderen Strecken pro Jahr um zehn Prozent mehr Geld in die Kassen des Halters der kommerziellen Rechte spülen.

Monza zahlt nur ein Zehntel von Sepang

Die Unterschiede der Grand-Prix-Verträge sind laut Finanzbericht 'Formula Money' übrigens eklatant. So soll das einst von Bernie Ecclestone aufgebaute Imperium mit Monza gerade mal 2,6 Millionen Euro pro Jahr verdienen, während aus dem malaysischen Sepang nicht weniger als 25,9 Millionen Euro kommen dürften. 2008 wird dieser Einnahmenast dank Valencia und Singapur noch einmal deutlich dicker werden.

Insgesamt sitzt das Formel-1-Imperium Schätzungen zufolge auf einem Schuldenberg von 1,65 Milliarden Euro - zur Verfügung gestellt von der Royal Bank of Scotland und Lehman Brothers, damit sich CVC einkaufen konnte. 2007 wurden davon 57,5 Millionen Euro zurückgezahlt. Mit einer vollständigen Rückzahlung des Kredits wird nicht vor 2014 gerechnet. Das wiederum bedeutet, dass es bis dahin schwierig sein wird, mit der Formel 1 Gewinne zu erwirtschaften.

Warum das relevant ist? Weil CVC seine Investments normalerweise auf drei bis fünf Jahre befristet angeht, die Formel 1 aber wohl längerfristiger betrachten muss, um damit Geld zu verdienen. Allerdings sollten die Formel-1-Bilanzen schon sehr bald deutlich freundlicher aussehen - dank der neuen Stationen Valenca, Singapur und Abu Dhabi, die zusammengerechnet um die 80 Millionen Euro pro Jahr einbringen werden...