• 13.02.2004 12:53

  • von Fabian Hust

Die Formel 1 und der Testwahnsinn

Warum Schumacher die Testerei manchmal ermüdet und wieso Frank Williams die Testerei nur noch wahnsinnig findet

(Motorsport-Total.com) - Hunderte Millionen Euro verpulvern die Formel-1-Teams in einer Saison nur für Testfahrten. Jeder Testkilometer belastet das Budget der Teams mit geschätzten 500 Euro. Wenige Testtage mit zwei Autos kosten ein Top-Team also schnell deutlich über 100.000 Euro. Während die Top-Teams teilweise mit drei Autos oder auf verschiedenen Strecken gleichzeitig testen, sind die "armen" Teams wie Minardi oder Jordan gezwungen, ein Minimalprogramm abzuspulen.

Titel-Bild zur News: Mechaniker

Alleine auf weiter Flur - die Teams geben für Tests Unsummen aus

Alle Versuche, die Testfahrten zu begrenzen, sind bisher gescheitert. Der Vorschlag, dass sich alle Teams an einer Teststrecke einnisten, wo an wenigen Wochen im Jahr getestet werden darf, ist vor allem auf die Gegenwehr von Ferrari gestoßen, die eine eigene Teststrecke unweit der Fabrik in Maranello ihr Eigen nennen: "Das kann ich verstehen, aber die Tests kosten uns mehr als die Rennen", warnt Teamchef Frank Williams vor der wahnsinnigen Kostenexplosion.#w1#

Zehn Stunden hat ein Arbeitstag von Michael Schumacher auf der Teststrecke. Dass ein solcher Tag kein dolce vita ist, vertraut der Formel-1-Weltmeister seinem Tagebuch in der aktuellen 'GQ Gentlemen's Quarterly' an. Wenn Schumacher seinen Ferrari testet, dreht sich zwar alles um High Tech. Doch um den entscheidenden winzigen Zeitvorteil zu entdecken, der zum Sieg führt, verlässt sich Schumacher auf sein Gefühl: "Ich spüre genau, wann und in welchem Bereich der Strecke ich schneller war als in der Runde zuvor. Ich kann das in Kurven bis auf die Hundertstelsekunde spüren, aber das ist in meinen Augen nichts Besonderes."

Doch oft nutzt das feinste Gespür selbst einem Schumacher nichts: "Manchmal ist es ermüdend. Manchmal fährst du drei Tage lang im Kreis und kommst keinen Deut weiter. Aber wenn dann plötzlich irgendetwas passiert, eine Idee, eine Einstellung, und macht das Auto ein Paar Zehntel schneller, dann hat sich die ganze Plackerei wieder gelohnt. Dann kriegt man mitunter regelrecht einen Kick."

Die Formel 1 ist für Schumacher mehr als nur ein Job. Es ist seine Passion: "Das Rennen ist das Ziel. Vor allem die Zweikämpfe, die geben mir viel". Stoppen kann ihn mitunter nicht einmal mehr die Konkurrenz: "Das Problem für mich ist nicht das Fahren an sich, sondern es sind die Sachen, die ich nebenher machen muss. Interviews geben, zum Beispiel", so der bestbezahlte Testfahrer der Welt.