• 14.11.2002 13:01

Die Formel-1-Saison 2002 aus Sicht von Michelin

Reifenhersteller Michelin zieht ein positives Saisonfazit und blickt aus der Sicht des Unternehmens auf die einzelnen Rennen zurück

(Motorsport-Total.com) - Die positive Bilanz, die der französische Reifenhersteller Michelin nach der diesjährigen Formel-1-Saison zog, beruht auf einer gern vergessenen Erkenntnis: Im Gegensatz zum Vorjahr konnten die Michelin-Partnerteams nicht nur ihre Rundenzeiten deutlicher verbessern als die mit den Konkurrenzprodukten ausgestatteten Rennställe, sie spürten diesen Fortschritt auch am Punktekonto. Die große Ausnahme bildet die Scuderia Ferrari, die in der Formel-1-Saison 2002 in bislang nicht gekanntem Maß dominierte und als einziges Nicht-Michelin-Team ihre Ausbeute gegenüber dem Vorjahr vergrößern konnte.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Erstes Saisonhighlight für Michelin: Ralf Schumachers Sieg in Malaysia

Was die reine Siegbilanz verschleiert: Michelin konnte sich 2002 deutlicher steigern als der Wettbewerber. Werden die diesjährigen Rundenzeiten der Michelin-Teams mit jenen des Vorjahrs verglichen, so ergibt sich eine Verbesserung von 1,0 bis 1,5 Sekunden. Auf Seiten der anderen Teams ? mit Ausnahme der 2002 um gut 1,5 Sekunden schnelleren Scuderia Ferrari ? sanken die Zeiten dagegen nur um 0,5 bis 0,8 Sekunden. Dies bedeutet: Bei technisch vergleichbaren Chassis hatten Michelin-bereifte Autos die Nase vorn.

Ein anderer Beleg: Partnerteams, die bereits 2001 auf Michelin setzten, konnten ihre Punkteausbeute 2002 teils deutlich ausbauen. So erreichte BMW-Williams- 92 statt 80 Punkte, Renault verdoppelte sein Kontingent fast von zwölf auf 23 und Minardi sicherte sich als Michelin-Partner erstmals seit 1999 überhaupt wieder WM-Punkte. Die auf Pneus des Wettbewerbers rollenden Sauber, Jordan und BAR dagegen büßten jeweils zehn Zähler gegenüber ihrem Stand von 2001 ein.

Das Grand-Prix-Jahr 2002 aus der Sicht von Michelin:

GP Australien: Die Formel 1-Saison 2002 begann im Albert Park zu Melbourne mit einem Paukenschlag: Eine Startkollision zwischen Rubens Barrichello und dem glänzend gestarteten Ralf Schumacher löste noch vor der ersten Kurve eine Kettenreaktion aus, die insgesamt neun Grand Prix-Piloten aus der Wertung riss. Aus der Sicht von Michelin endete das Rennen dennoch erfreulich: Sieben der acht Teilnehmer, die die Zielflagge sahen, rollten auf Reifen aus Clermont-Ferrand. Mit Ausnahme des Renault F1-Teams sammelten sämtliche Michelin-Partner beim Saisonauftakt WM-Punkte. Das Rennen gewann Ferrari-Pilot Michael Schumacher vor Juan Pablo Montoya (BMW WilliamsF1 Team), dem Silberpfeil-Debütanten Kimi Räikkönen, Eddie Irvine (Jaguar), Formel 1-Neuling Mark Webber (Minardi) sowie Mika Salo, der für den Grand Prix-Newcomer Toyota den ersten WM-Zähler errang.

GP Malaysia: In Sepang glückte prompt die Revanche: Mit einem souveränen Doppelsieg beendeten das BMW WilliamsF1 Team und Reifenpartner Michelin den Großen Preis von Malaysia. Bei extremen Außen- und Asphalttemperaturen entschied Ralf Schumacher das Rennen aufgrund der optimalen Reifenstrategie für sich. Dank der überlegenen Ausdauer seiner Michelin-Pneus kam der 26-jährige Kerpener mit nur einem Boxenstopp aus. Neben dem fünften Formel 1-Sieg von Michelin seit der Rückkehr in die Königsklasse freuten sich die Franzosen über die Darbietung von Jenson Button, der erst nach einem Aufhängungsproblem an seinem Renault von Rang drei auf vier zurückrutschte.

GP Brasilien: In Sao Paulo lieferte sich Ralf Schumacher mit seinem Bruder einen elektrisierenden Zweikampf um den Sieg, den letztlich der amtierende Weltmeister mit weniger als einer Sekunde Vorsprung für sich entschied. Nach einer tollen Vorstellung im Qualifying, in dem Juan Pablo Montoya seinen Michelin-bereiften BMW-Williams auf die Pole Position stellte und sich weitere sechs Michelin-Partner unter den ersten Zehn platzierten, zerstoben die Hoffnungen des Kolumbianers bereits kurz nach dem Start: Er büßte in einer Kollision mit Michael Schumacher den Frontflügel seines FW24 ein, kämpfte sich aber nach dem notwendigen Reparaturhalt noch bis auf den fünften Rang vor. Auch die übrigen WM-Punkte sicherten sich Michelin-Partner: McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard wurde Dritter vor Button im Renault, Montoya sowie Toyota-Routinier Mika Salo, der für die Newcomer erneut einen WM-Zähler eroberte.

GP San Marino: Am Ende eines von Strategie geprägten Imola-Grand Prix sicherte sich Ralf Schumacher mit dem dritten Rang vier weitere wichtige WM-Punkte sowie einen Podiumsplatz für Reifenpartner Michelin. Der Vorjahressieger verwies damit seinen Teamkollegen Juan Pablo Montoya ? der das Rennen als Vierter beendete ? sowie die Michelin-Partner David Coulthard (McLaren-Mercedes) und Jenson Button (Renault) auf die weiteren Punkteplätze. Den Sieg auf dem "Circuit Dino e Enzo Ferrari" sicherte sich in souveräner Manier der amtierende Weltmeister Michael Schumacher vor seinem Ferrari-Teamgefährten Rubens Barrichello.

GP Spanien: Am Ende eines turbulenten Großen Preises von Spanien belegten die Michelin-Partner BMW WilliamsF1 und McLaren-Mercedes die Ränge zwei und drei hinter Sieger Michael Schumacher. Juan Pablo Montoya schaffte den Sprung aufs Podest vor dem Silberpfeil-Piloten David Coulthard, während Ralf Schumacher im zweiten BMW WilliamsF1 nach einem Fahrfehler vom zweiten Rang weit zurück- und später mit technischem Defekt ausfiel. Auch Kimi Räikkönen steuerte auf sicherem Punktekurs, als der Heckflügel seines McLaren-Mercedes kollabierte und den zu diesem Zeitpunkt viertplatzierten Finnen aus dem Rennen riss.

GP Österreich: Platz drei für Juan Pablo Montoya, der mit nur einem Satz Reifen aufs Podium fuhr, sowie Rang vier Ralf Schumacher: Für Michelin endete der Große Preis von Österreich erwartungsgemäß. Während an der Spitze Michael Schumacher auf den letzten Metern den Sieg von seinem klar dominierenden Ferrari-Teamkollegen Rubens Barrichello geschenkt bekam, sicherte sich McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard mit Rang sechs den letzten WM-Punkt. Überschattet wurde der siebte Saisonlauf von einer schweren Kollision zwischen Nick Heidfeld im Sauber-Petronas und Jordan-Novize Takuma Sato, die den Crash aber beide unverletzt überstanden.

GP Monaco: Das Traditionsrennen in Monte Carlo erlebte den ersten Erfolg in der neuen Ära einer bewährten Partnerschaft: Dank der souveränen Fahrt des Schotten David Coulthard feierten McLaren-Mercedes und Michelin rund 18 Jahre nach dem ersten Platz von Alain Prost beim Grand Prix von Portugal 1984 erneut einen gemeinsamen Formel 1-Sieg. Coulthard ? der sich als Zweiter des Qualifyings die erste Startreihe mit Juan Pablo Montoya geteilt hatte ? gewann den Sprint zur ersten Kurve und gab die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab, obwohl er nahezu das gesamte Rennen starkem Druck seiner Verfolger ausgesetzt war. Michelin-Partner Montoya büßte alle Chancen auf einen Podestplatz nach einem technischen Defekt ein. Sein Teamkollege Ralf Schumacher belegte am Ende Platz drei vor Jarno Trulli im Renault, ebenfalls auf Michelin-Pneus.

GP Kanada: Pole Position, schnellste Rennrunde sowie Rang zwei im Rennen: Der Große Preis von Kanada endete für Reifenhersteller Michelin mit einem versöhnlichen Ergebnis, nachdem Juan Pablo Montoya seine großen Chancen auf den Sieg durch einen technischen Defekt eingebüßt hatte. Zwei Wochen nach seinem Triumph von Monte Carlo war es erneut der Schotte David Coulthard, der in Montréal die Michelin-Fahnen am höchsten hielt und von Startposition acht bis auf den zweiten Platz vorfuhr. Mit dem viertplatzierten Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes sowie Renault-Pilot Jarno Trulli auf Rang sechs holten zwei weitere Michelin-Partner WM-Punkte. Das Rennen gewann erneut Michael Schumacher.

GP Europa: Trotz einer weiteren Pole Position durch Juan Pablo Montoya musste sich Michelin auf dem umgebauten Nürburgring mit Rang drei zufriedengeben. Dieses Mal war es der McLaren-Mercedes-Fahrer Kimi Räikkönen, der als Drittplatzierter hinter den beiden Ferrari von Rubens Barrichello und Michael Schumacher den Sprung aufs Podest schaffte. Auch die Ränge vier und fünf gingen an Michelin-Piloten: Ralf Schumacher sicherte sich und seinem BMW WilliamsF1 Team drei WM-Zähler, Jenson Button brachte für Renault immerhin noch derer zwei ins Ziel.

GP Großbritannien: Im Qualifying holte er sich die vierte Pole Position in Folge, im aufregenden Rennen sicherte er sich den dritten Platz: Michelin-Partner Juan Pablo Montoya beendete den immer wieder von Regenschauern heimgesuchten Großen Preis von Großbritannien auf dem Siegerpodest. Ralf Schumacher, Montoyas Kollege im BMW WilliamsF1 Team, wurde erneut von einer defekten Tankanlage um alle Chancen auf WM-Punkte gebracht. McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard zog in dem von den wechselhaften Witterungsbedingungen verursachten Reifenpoker mehrmals den Schwarzen Peter und erreichte das Ziel als Zehnter. Es siegten die Ferrari-Piloten M. Schumacher vor Barrichello.

GP Frankreich: Fast wäre dem jungen Finnen die Sensation geglückt: Fünf Runden vor Ende des Großen Preis von Frankreich büßte McLaren-Mercedes-Pilot Kimi Räikkönen (22) durch einen leichten, von einer Ölspur verursachten Verbremser die Führung ein und musste dem Ferrari von Michael Schumacher den Vortritt zum Sieg lassen. Während der Kerpener zugleich vorzeitig den fünften Fahrertitel seiner Formel 1-Karriere feiern durfte, teilten sich Michelin-Partner die übrigen Punkte-Plätze. Da David Coulthard Rang drei eroberte, musste sich Juan Pablo Montoya ? der am Vortag die fünfte Pole Position in Folge erobert hatte ? mit Platz vier vor Ralf Schumacher begnügen. Als Sechster besserte der Brite Jenson Button das Punktekonto seines Teams Renault um einen weiteren Zähler auf.

GP Deutschland: Packende Grand Prix-Action auf dem umgebauten Hockenheimring: Beim Großen Preis von Deutschland stellte die Formel 1 einmal mehr unter Beweis, warum sie zurecht als die Königsklasse des Motorsports gilt. In einem von spannenden Positionskämpfen geprägten Rennen eroberten die Michelin-Piloten Juan Pablo Montoya und Ralf Schumacher, Teamkollegen im BMW WilliamsF1 Team, die Plätze zwei und drei hinter Sieger Michael Schumacher. Der fünfte Rang von McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard rundete das gute Abschneiden der französischen Reifenmarke ab. In der Hitzeschlacht ? das Thermometer zeigte über 30º Celsius an ? beeindruckten die Michelin-Pneus mit nahezu unglaublicher Standfestigkeit: Ralf Schumacher zum Beispiel legte zwei Drittel der Renndistanz mit nur einem Reifensatz zurück.

GP Ungarn: Auch die ungarische Hitze konnte den Rennpneus von Michelin nichts anhaben: In einem von extrem hohen Außen- und Asphalttemperaturen geprägten Rennen sorgten insbesondere jene Formel 1-Piloten für Unterhaltung, die auf Pneus des französischen Herstellers an den Start gingen. So ließ beispielsweise Kimi Raikkönen in seinem McLaren-Mercedes mit zahlreichen spektakulären Zweikämpfen das Herz eines jeden Motorsport-Fans höher schlagen ? der junge Finne sicherte sich Rang vier. Einen Platz dahinter folgte sein Teamkollege David Coulthard. Als bester Michelin-Pilot erreichte jedoch Ralf Schumacher das Ziel. Der Pilot des BMW WilliamsF1 Teams beendete das Rennen hinter den beiden Ferrari von Rubens Barrichello und Michael Schumacher auf dem dritten Rang.

GP Belgien: Auf der Berg- und Talbahn von Spa-Francorchamps sicherte sich der französische Reifenexperte Michelin hinter den souveränen Ferrari die übrigen vier Punkteplätze. Juan Pablo Montoya konnte die heftigen Attacken des McLaren-Mercedes-Piloten David Coulthard abwehren und eroberte mit Rang drei den letzten Podiumsplatz. Während Ralf Schumacher als Fünfter das Ziel erreichte, unterstrich Eddie Irvine mit einem weiteren Punkte-Erfolg den Aufwärtstrend der ebenfalls Michelin-bereiften Werks-Jaguar. Jarno Trulli und Jenson Button im Werks-Renault mussten ihre Hoffnungen auf eine Platzierung unter den ersten Sechs nach technischen Defekten begraben.

GP Italien: Überraschendes Ergebnis im Königlichen Park von Monza: Mit dem dritten Rang beim Großen Preis von Italien ? hinter den Ferrari von Barrichello und M. Schumacher ? sicherte Jaguar-Pilot und Michelin-Partner Eddie Irvine das beste Rennergebnis für das britische Werksteam in der laufenden Saison. Mit den Rängen vier und fünf reicherten die Renault-Piloten Trulli und Button das Punktekonto ihres Teams um fünf weitere Zähler an und führten damit im Kampf um den vierten Rang in der Konstrukteurs-WM eine wichtige Vorentscheidung für die französische Equipe herbei. Die Michelin-Partner BMW WilliamsF1 und McLaren Mercedes verfehlten in Monza die Punkteränge, obwohl sowohl Ralf Schumacher als auch Juan Pablo Montoya ? erneut Schnellster des Qualifyings ? den Grand Prix zu Rennbeginn angeführt hatten.

GP USA: Während an der Spitze die Ferrari-Piloten einander den Vortritt ließen, sicherte McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard Michelin mit einem unbedrängt herausgefahrenen dritten Rang ein weiteres Podest-Ergebnis. Hinter dem Schotten erreichten Juan Pablo Montoya im Williams-BMW FW24 sowie Jarno Trulli am Steuer eines Renault R202 die Punkte-Plätze vier und fünf.

GP Japan: Zum Saisonfinale noch einmal auf das Podium: Mit Platz drei für den McLaren-Mercedes-Piloten Kimi Räikkönen beendete Reifenhersteller Michelin beim Großen Preis von Japan die zweite Saison nach Rückkehr in die Formel 1. Der junge Finne profitierte dabei von den Ausfällen seines Teamkollegen David Coulthard sowie Ralf Schumachers. Mit Platz vier entschied Michelin-Partner Juan Pablo Montoya im zweiten WilliamsF1 BMW FW24 auf der fahrerisch anspruchsvollen Rennstrecke von Suzuka das Duell um den dritten Rang in der Fahrer-WM für sich, während der Brite Jenson Button seinem Renault-Team als Sechster zum Abschied einen WM-Punkt schenkte. Es gewann das Ferrari-Duo mit Michael Schumacher vor Rubens Barrichello.