• 08.11.2002 11:07

  • von Fabian Hust

Dennis: Neues Reifenreglement ist keine große Hilfe

McLaren-Teamchef Ron Dennis fachsimpelt über das neue Reifenreglement, das ab der Saison 2003 gültig sein wird

(Motorsport-Total.com) - Weil der BMW-Williams regelrecht die Hinterreifen "auffraß", forderten die Weiß-Blauen von Reifenpartner Michelin in der vergangenen Saison relativ harte Reifen. Das jedoch harmonierte überhaupt nicht mit dem McLaren-Mercedes, der nur auf weicheren Gummis perfekt funktionierte. Für den französischen Reifenhersteller war dies eine schwierige Situation, gerade ab Saisonmitte, als McLaren-Mercedes stark aufholte und im Prinzip gleich stark wie BMW-Williams war.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Ron Dennis erwartet keinen Vorteil durch das neue Reifenreglement

In den vergangenen Jahren durften die Reifenhersteller jeweils zwei Trockenmischungen an die Strecke bringen. So war Michelin in der Lage, je einen Reifen zu backen, der auf den McLaren passt und einen weiteren, der mit dem Williams optimal funktioniert. Ideal war diese Lösung jedoch nicht, denn so blieb kein Spielraum für kühles oder heißes Wetter, die Teams hatten sich schon im Vorfeld auf einen Reifen festzulegen und mussten zur Not jenen Reifen verwenden, der nicht auf das Auto passt.

Dieses Problem hatte Konkurrent Bridgestone nicht, wo es auf dem Papier mit Ferrari nur einen siegfähigen Partner gab. Die Japaner produzierten einfach immer zwei verschiedene Mischungen, die exakt auf die Anforderungen des F2002 abgestimmt waren. So konnten die Roten je nach Streckenbedingungen sich im Lauf des Wochenendes für die von Bridgestone empfohlene Reifenmischungen oder die optionale Variante entscheiden.

Ab der kommenden Saison dürfen die Reifenhersteller für jedes Team jeweils zwei verschiedene Reifenmischungen an die Strecke bringen, doch McLaren-Teamchef Ron Dennis glaubt nicht, dass sein Team davon sonderlich profitieren wird: "Man kann dann die Reifen auf Basis der Charakteristik des Autos aussuchen, aber heißt das, dass die Reifenwahl zwischen Williams und uns zum Beispiel unterschiedlich ausfallen wird? Das ist unwahrscheinlich", so die überraschende Meinung des Briten gegenüber 'Autosport'.

Viel war in der letzten Saison geredet worden über die Kooperation zwischen den beiden Ferrari-Verfolgerteams. Tatsächlich tauschte man relevante Daten aus, um bei der Reifenentwicklung auf einen Nenner zu kommen. Und dabei stieß man auf eine nicht zu erwartende Erkenntnis: "Tatsache ist, dass wir beide die gleichen Dinge brauchen. Das wurde offensichtlicher, als wir miteinander in den Dialog traten. Zu Saisonbeginn zögerten wir mit dem Austausch von Daten, da wir versuchten, uns gegenseitig zu schlagen. Aber als wir begannen, Daten zu tauschen, hatten wir überraschend die gleiche Meinung."

Die ungewöhnliche Zusammenarbeit zweier Teams ("Es gibt Vertrauen zueinander, natürlich in der richtigen Balance mit dem Konkurrieren"), hat also dazu geführt, dass Michelin die Entwicklung der neuen Pneus in eine Richtung vorantreiben kann. Dementsprechend wird es laut Dennis zwischen Williams und McLaren keine großen Unterschiede geben, was die Reifenwahl angeht. Im Gegenteil sieht er es als Vorteil an, dass Michelin zwei Top-Teams unter Vertrag hat, Bridgestone hingegen nur eines: "Zwei Teams, die Reifen entwickeln, ist besser als ein Team, das Reifen entwickelt."

Eine Sache, die im neuen Reifenreglement verankert ist und McLaren - allerdings auch allen anderen Michelin-Teams - sehr wohl helfen dürfte, hat Ron Dennis offenbar übersehen. Ab 2003 dürfen die Reifenhersteller nur noch einen einzigen Reifen für nasse Bedingungen mitbringen. Damit kann Bridgestone nicht mehr mit den sensationellen Intermediates herumspielen, die jene von Michelin um Sekunden pro Runde überlegen waren.